20 Diabetes-Vorurteile, die sich immer noch hartnäckig halten!

Diabetes-Vorurteile

Außenstehende/Nicht-Betroffene haben Diabetes-Vorurteile, denn sie wissen oft nicht, dass Diabetes eben nicht gleich Diabetes ist. Diabetes ist in mehrere Typen unterteilt, die nach ihren Ursachen unterschieden werden. Entsprechend der verschiedenen Ursachen unterscheiden sich auch die Therapieformen der verschiedenen Typen gravierend voneinander. Vorgehen bei Medikation und Behandlung werden übrigens nicht nur in Bezug auf einen bestimmten Diabetes-Typ gewählt, sondern individuell einzeln, für jeden Patienten.

Wenn in den Medien über Diabetes berichtet wird, ist meistens der Typ 2 gemeint. Hier spricht man häufig davon, dass Übergewicht, falsche Ernährung, zu wenig Bewegung die Ursache sind. Dazu wird ein Bild geliefert, das etwa ältere Menschen Schokolade naschend zeigt. Gefährliches Halbwissen, das uns da (wie in vielen anderen Bereichen auch) größtenteils vermittelt wird. Ich wünsche mir seit geraumer Zeit, dass Diabetes nicht nach Typen unterschieden wird, sondern jeder Diabetes-Typ einen neuen, eindeutigen Namen erhält, Diabetes Typ 1 etwa „Broken Pancreas“ heißt. Die Namensgleichheit sorgt leider für zu viele Missverständnisse.

Und warum hast du Diabetes?

Diabetes ist eine komplexe Krankheit, einiges auch noch nicht erforscht. Ich weiß beispielsweise nicht genau, warum ich Diabetes Typ 1 habe, außer, dass Diabetes Typ 1 eine Autoimmunkrankheit ist. Ach so und dass ich als Kind nicht zu viel Zucker gegessen habe… Obwohl, das weiß ich gar nicht mehr. Ernsthaft, solche Vorurteile sind teilweise wirklich sehr verletzend. Fragen zum Diabetes sind hingegen jederzeit willkommen, die meisten Diabetiker klären gerne auf.

Die Vorurteile möchten wir an dieser Stelle einmal aufführen. Ihr dürft gerne ergänzen, welche euch als Diabetiker im Alltag noch begegnen oder wie ihr ihnen schlagfertig begegnet.

20 Diabetes-Vorurteile, wie sie uns ständig begegnen und sich hartnäckig halten

    1. Diabetes? Jetzt schon, in dem Alter?
    2. Hast du als Kind zu viel Zucker/Schokolade gegessen oder warum hast du Diabetes?
    3. Diabetiker sind dick. Du bist doch gar nicht sooo dick.
    4. Bei einer Unterzuckerung muss man Insulin spritzen.
    5. Ach, du hast eine Insulinpumpe, herrje, dann hast du den ganz schweren Diabetes.
    6. Frauen mit Diabetes dürfen keine Kinder bekommen.
    7. Menschen mit Diabetes müssen spezielle Diät halten.
    8. Darfst du das denn überhaupt essen? (Meine Standardantwort: Wieso, sind die Kekse vergiftet?)
    9. Ein gesunder Lebenswandel bessert den Diabetes. (Das mag bei Typ-2-Diabetes durchaus stimmen – hier kann durch einen gesunden Lebenswandel einiges erreicht werden, etwa dass keine Insulininjektionen mehr nötig sind. Die Lage bei Typ-1-Diabetes sieht jedoch etwas anders aus: Insulin müssen Typ1er trotzdem injizieren, vielleicht etwas weniger durch mehr Bewegung, weniger Kohlenhydrat-reiche Ernährung. Eine „gesunde“ Lebensweise ist für alle Menschen erstrebenswert, nicht nur speziell für Diabetiker)
    10. Wenn Diabetiker mit insulinpumpe hantiert heißt es: „Leg doch mal das Smartphone weg“ oder „Ist das ein GPS?“
    11. Diabetes ist ansteckend.
    12. Das hatte meine Oma auch.
    13. Du kannst froh sein, dass du nur Diabetes hast. (Diabetes ist keine „Nur-Krankheit“, sondern erfordert ständige Aufmerksamkeit.)
    14. Insulin heilt Diabetes. (Nein, wir spritzen Insulin, bis es eine Heilung gibt um zu überleben)
    15. Das liegt in der Familie, schlechte Gene, was?
    16. Ein Typ-2-Diabetes kann mit der Zeit zu einem Typ-1-Diabetes werden.
    17. Die Insulinpumpe managt den Diabetes automatisch.
    18. Versuche es doch mal, mit Homöopathie oder Akupunktur statt Insulin zu spritzen. (Ohne Insulin kann kein Mensch überleben. Mann!)
    19. Zimt ist eine wirksame Ergänzung in der Diabetesbehandlung.
    20. Du siehst aber gar nicht krank aus.

Diese 20 Vorurteile sind mir auf Anhieb, ohne groß drüber nachdenken zu müssen sofort in den Sinn gekommen. Welche würdet ihr noch ergänzen? Kommentiert gerne.

8 comments

  1. Ja, einige habe ich in der Tat so gehört. Erschwerend im Verständnis des „Stoffwechselgesunden“ ist, dass Diabetes Mellitus sprachlich lediglich das Krankheitsbild beschreibt – nämlich die Überzuckerung der Körperflüssigkeiten – welches aber mannigfaltige Krankheiten als Ursache haben kann. Der therapierte Typ-1-Diabetiker ist – wenn man sprachlich die Streitaxt zückt und das letzte Haar spaltet – gar kein Diabetiker mehr, da er durch die Therapie seinen Zuckerspiegel auf ein Überleben ermöglichendes Mindestmaß heruntergeschraubt hat.
    Was mich als Typ-1er wurmt, dass eine Zahl an Typ-2-Diabetikern (bei weitem nicht die Mehrheit, aber doch erschreckend genug), die Vorurteile verinnerlichen und sich allen Ernstes ein schlechtes Gewissen einreden lassen. Die gehen wirklich mit einer ich-bin-selber-schuld Depression durchs Leben!

    In diesem Zuge ergänze ich noch ein paar Vorurteile aus meinem Erfahrungsschatz:

    – Wie denn unterzuckern? Du hast doch zuviel Zucker!
    – Ich bräuchte mal eine Liste, was du alles essen darfst (die Liste von dem, was ich nicht essen darf, wäre kürzer und passte auf eine Visitenkarte).
    – Viele Leute wissen nicht, dass die meisten Typen von Diabetes durch Ernährung und Sport HEILBAR (sic!) sind.
    – Unser Kollege hat Diabetes. Wenn er unterzuckert, braucht er ganz schnell was süßes zu trinken – also Cola light oder Zero.
    – Jaja, der frisst soviel, damit er spritzen muss und dann den Behindertenausweis kriegt (dieses Zitat stammt beschämenderweise von mir selbst, bevor auch ich zum Diabetiker wurde).
    – Iieh, Nadeln! Ich könnte das niemals! (doch, wenn dein Leben davon abhinge, könntest du das und noch viel mehr)
    – Du darfst kein Auto fahren.
    – Kannste ruhig essen, das sind BIO-Nudeln.
    – Wenn Diabetiker kein Insulin spritzen (alternativ: Wenn sie XYZ essen), fallen sie tot um, augenblicklich!

  2. Hi Miguel, vielen Dank für deine Meinung und die Ergänzung. Und ich merke schon, da fehlen noch einige Vorurteile.

    Die „Ich bin selbst-Schuld“-Depression, wie du sie nennst, ist wirklich nicht selten vertreten, leider.

  3. Was mich mit am meisten nervt ist
    z. B. an einem Geburtstag:
    „Du kannst so viel Kuchen essen wie Du willst. Wegen einmal passiert ja nix“.

    1. Hi Paco! Danke für die gute Ergänzung. Das habe ich auch schon gehört. Es ist aber auch komliziert, Diabetes Typ 1 zu erklären. Da weiß man nicht, wo man anfangen soll.

    1. Ich arbeite mit ältern Leuten, also auch ziemlich viele davon haben auch Diabetes, Typ 2 natürlich.
      Eine Frage die ich ganz oft gestellt bekomme ist… Wie hoch ist den ihr Zucker, wenn ich meinen guten HBA 1 nenne bekomm ich immer die Antwort, ja meiner ist viiiel schlimmer.

  4. Wenn jemand fragt, ob ich gerne Zucker in meinen Tee oder Kaffee haben möchte, antworte ich gerne : „nein danke, hab ich selber“.
    Meistens kommen dann sehr verdutzte Blicke und ein „sorry“.

  5. Ein Freund kennt diese Diabetes-Vorurteile auch. Vor allem Nummer 9. Es gibt Menschen die ihm sagen, dass er einfach gesunder leben und essen muss und, dass er damit seinen Diabetes heilen kann. Er ist aber Typ-1-Diabetiker.

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