Diabetes- und Sportfibel: Mit Diabetes weiterlaufen von Ulrike Thurm und Bernhard Gehr… ENDLICH! Da ist das Ding! Ich war wohl eine der ersten, die sich (damals noch) die 4. Auflage der Diabetes- und Sportfibel vor Verkaufsstart direkt auf dem DDG-Kongress in Berlin am Stand des Kirchheims-Verlag abgeholt haben. Als ich davon erfahren hatte, dass die Diabetes- und Sportfibel dort vorgestellt wird, bin ich natürlich sofort hin (natürlich hätte ich auch ohne diesen Anlass den Stand besucht :)). Jedenfalls habe ich die Diabetes- und Sportfibel bereits mit großer Spannung erwartet. Nicht zuletzt, weil ich auch mit einem eigenen Erfahrungsbericht etwas dazu beisteuern durfte. Update: Mittlerweile ist de die 5. aktualisierte und erweiterte Auflage erhältlich!
Über die Autoren: Ulrike Thurm und Bernhard Gehr
Autoren dieses Buches sind Ulrike Thurm, die ich auch persönlich kenne, und Bernhard Gehr. Das allein garantiert dem Buch eigentlich schon seinen vollen Erfolg! Beide sind Typ-1-Diabetiker:
Ulrike hat Sport studiert, ist Gründerin der IDAA Sektion Deutschland e. V. , hat sich für die Aufhebung des weltweiten Tauchverbots für Diabetiker eingesetzt und ist Gesundheitsreferentin für DIASHOP. Bernhard ist Mediziner mit Zusatzqualifikation Diabetetologie, aktuell als Funktionsoberarzt tätig, selbst Diabetiker und Sportler…
Passt! Doch damit nicht genug: Erfahrungsberichte von Freizeit- und Leistungssportlern mit unzähligen, hilfreichen Insider-Tipps runden das Buch ab.
Mit großen Erwartungen bin ich die Diabetes- und Sportfibel angegangen…
Aber Abwarten, erst komplett durchlesen, dann beurteilen. Meine Erwartungen waren groß und so bin ich das Buch auch angegangen. Direkt nach dem DDG Kongress in Berlin habe ich es noch auf der Zugfahrt nach Hause angefangen zu lesen. Auch wenn ich sehr müde war, bin ich beim Lesen tatsächlich nicht eingeschlafen ;). Ganz im Gegenteil, ich war wieder hellwach, so verdammt spannend zu lesen.
Zielgruppe
Ich betreibe nicht erst seit meiner Diabetes-Diagnose sehr viel Sport, sprich seit weit über 20 Jahren. Nun ist dieses Buch aber nicht nur an Sportprofis gerichtet. Nein, die Sportfibel schafft es, dass Menschen mit Diabetes, die keinen Sport betreiben, Sportler mit Diabetes, die ihre Therapieanpassung in Training und Wettkampf verbessern wollen und Therapeuten, die Menschen mit Diabetes beraten und schulen, einfach allen, die sich für Sport und Diabetes interessieren, wichtige Infos, Tipps und Tricks mit auf den Weg zu geben.
Aufbau und Umgang mit der Diabetes- und Sportfibel
Das Buch ist ausführlich, übersichtlich, verständlich geschrieben. Am Ende eines jeden Kapitels findet man noch mal eine kurze Zusammenfassung, die alles Wichtige zusammenträgt. So kann das Buch auch super als Nachschlagewerk genutzt werden, oder man kann es auch so wie ich verschlingen und direkt komplett auslesen…
Gliederung und Umfang
Das Buch umfasst stolze 538 Seiten (die 5. Auflage 544 Seiten), die braucht es auch. Es gliedert sich in die folgenden drei Teile
- Teil 1: Grundlagen
- Teil 2: Erfahrungsberichte und
- Teil 3: Anhänge und Kontaktbörse
Inhalt
Teil 1: Grundlagen
In den Grundlagen wird nichts ausgelassen, großes Thema sind Therapieanpassungen vorm Sport, Therapieanpassung für kurze, lange, wechselhafte Sportarten sowie Ausdauer- und Kraftsportarten und Sportarten mit besonderen Gefahren. Wie muss ich meine Insulintherapie anpassen, damit ich genau dann aktiv sein kann, wenn ich es möchte? Dabei wird auf alle Therapieformen eingegangen, auf kurzwirksame, langwirksame Insuline.
Man lernt, den Stoffwechsel zu verstehen, was im Körper passiert, wenn man sportlich aktiv ist, welche Faktoren den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Da wären: Art, Intensität, Dauer, aktive Muskelgruppen, Tageszeit, Insulinempfindlichkeit, Wirkprofil des Insulins, Trainingszustand, Ausgangswert, Glukosetrend, Medikamente, Alkohol, aktives Insulin, Stress, Wetter, … Und wie oder kann und sollte man denn überhaupt den Stoffwechsel eines Gesunden nachahmen? Interessant auch zu erfahren, welche Faktoren dazu führen können, warum der Blutzuckerwert nach dem Sport manchmal in die Höhe schießt. Dazu liefert das Buch hilfreiche Beispiele aus der Praxis.
CGM/FGM ist natürlich auch großes Thema. Schließlich ermöglicht uns die kontinuierliche Glukosemessung weniger Zeit mit dem Diabetes während des Sports zu verbringen. Damit können wir den Sport an sich ausgiebig genießen, bzw. an Wettkämpfen als Sportler, nicht nur als Diabetiker teilnehmen. Man erhält eine Übersicht der Systeme, welche Vorteile sie bringen, Tipps zum Einstellen der Alarme und so vieles mehr.
Dennoch kann es natürlich immer zu Hypos und Hypers im Sport kommen, hierzu findet man im Buch wichtige Vorschichtsmaßnahmen. Spannend auch für mich zu lesen, wie sich die Laborwerte nach dem Sport verändern und einem zu Denken geben können.
Gut finde ich auch, dass es extra Kapitel für Diabetes und Sport bei Kindern und Jugendlichen, für Typ-2-Diabetiker und Diabetiker mit Folgeschäden gibt. Auch der „Sporternährung“ wird ein extra Kapitel gewidmet. Es beinhaltet das Thema „Trinken“, „Sinn und Unsinn von Suplementation“ und was vor, während und nach dem Sport empfohlen wird zu essen. Tatsächlich bleiben keine Fragen offen!
Teil 2: Erfahrungsberichte
38 individuelle Erfahrungsberichte über 38 unterschiedliche Sportarten mit unzähligen Insidertipps finden sich im zweiten Teil des Buches wieder. Die Erfahrungsberichte haben mich überrascht. Es ist wirklich interessant, wie verdammt unterschiedlich die Athleten mit Diabetes in ihren Disziplinen vorgehen. Welche Gedanken sie sich machen, wie sie das Management im Sport vereinfachen, um mit möglichst wenig Aufwand und Zeit die bestmöglichen Blutzuckerwerte und Leistung im Sport zu erbringen.
Teil 3: Anhang und Kontaktbörse
Im letzten (kleineren) Teil des Buches findet ihr Infos über die International Diabetic Athletes Association (IDAA) die weltweite Vereinigung von Sportlern mit Diabetes. Dazu hier mehr: www.idaa.de . Ebenso über die AG Diabetes, Sport und Bewegung der DDG, siehe www.diabetes-sport.de. Ihr erfahrt weiterhin, wie ihr Diabetes-Sportgruppen in der Nähe findet, wie ihr euch Reha-Sport rezeptieren lassen, euch als Übungsleiter ausbilden oder selbst eine Sportgruppe gründen könnt. Selbst der Anhang liest sich nicht langweilig ;). Ich dachte, dahingehend könnte ich wenigstens ein Kapitel im Buch in meiner Rezension kritisieren ;).
Fazit
Ich habe trotz meiner über 20jährigen Diabetes-Karriere sooo verdammt viel dazu gelernt und für die Praxis mitnehmen können. Dieses Buch ist MEGA (!!!) und hat meine hohen Erwartungen noch übertroffen! Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mit meinem Erfahrungsbericht übers Spinning, diesem genialen Werk beisteuern durfte!