Hand aufs Herz: Siehst du Sport als Therapiemaßnahme oder eher als Spaß und Augleich? Warum machst du Sport? Willst du nackt gut aussehen, fit und gesund bleiben? Deine Kreativität fördern, dein Selbstbewusstsein pushen und/oder deine Blutzuckerwerte verbessern? Geht das überhaupt mit Sport?
„Ich muss jetzt Sport machen, passt jetzt eigentlich gar nicht in meinen Zeitplan, aber es wirkt ja sonst kein Insulin.“ Diesen Satz höre ich nicht selten von anderen Diabetikern und genau diese Gedanken habe ich auch oft, obwohl ich der Meinung bin, dass ich Sport doch eigentlich nur mache, weil es mir so viel Spaß macht, er mir gut tut und nicht etwa, weil mein Diabetes mich dazu auffordert. Eigentlich (!) ist es auch so.
Hier muss man aber auch unterscheiden.
Sport zum Spaß und Ausgleich mit erträglichen Nebenwirkungen
Marathon laufe ich nicht etwa, weil der Diabetes es so will… Und schon gar nicht hat mich der Diabetes dazu aufgefordert, den ein oder anderen sportlichen Wettkampf zu bestreiten oder irgendwelche Trainerscheine zu machen.
Ganz im Gegenteil: So etwas macht man für sich selbst. Ich mache das etwa, weil es mir gut tut, das ist mein Ausgleich zur Schreibtischarbeit. Ich kann dabei abschalten, meine Gedanken sortieren oder mir selbst etwas beweisen, „Hey, ja ich kann das…“. Es fördert meine Kreativität und es geht mir gut dabei. Der Sport gibt mir Selbstbewusstsein und setzt Endorphine frei. Ich mache Sport nicht, weil ich „nackt gut aussehen“ will. Obwohl das natürlich auch erträgliche Nebenwirkungen sind.
Aber insbesondere als Typ-1-Diabetiker weiß ich natürlich, dass zu 90 Prozent die Ernährung dazu beiträgt. Sport ist für mich in dem Fall auch keine Therapiemaßnahme. Im Gegenteil es ist eine Herausforderung und es ist nicht leicht, etwa 22 Faktoren (siehe: So kalkuliere ich 22 Faktoren, die den Blutzucker im Sport beeinflussen), die meinen Blutzucker im Sport beeinflussen, zu kalkulieren.
Aber wie dem auch sei, aus welchem Grund auch immer wir uns entschieden haben Sport zu betreiben, manchmal ist es dann doch der Diabetes, der mich auffordert, ne Runde zu laufen oder mich ab auf die Matte zu begeben. Aber natürlich bei hohen Blutzuckerwerten nur dann, wenn keine Ketone nachweisbar sind, versteht sich!
Sport als Therapiemaßnahme
Vielleicht geht es euch ähnlich: Spätestens wenn ich schon Korrekturinsulin intus habe und nix davon wirken möchte, werde ich aktiv. Das Gute ist, eine kleine Laufrunde, ein paar Sprünge auf dem Trampolin oder eine paar Burpees reichen dann meistens völlig aus, den Blutzucker schnell wieder in den Zielbereich zu manövrieren. Allerdings ist dann auch Vorsicht geboten und der Blutzucker muss engmaschig kontrolliert werden, um Hypos zu vermeiden.
Ich bin der Meinung, dass Sport heutzutage, nicht wie früher auch bei Typ-1-Diabetikern noch als Therapiemaßnahme gesehen und eingesetzt werden sollte. Sport schafft mir persönlich jedoch schnell Abhilfe, wenn das Insulin aus welchen Gründen nicht richtig wirkt.
Wie ist das bei euch?