Die Vorstellung, fast 8 Stunden irgendwie autistisch nur zu meinem Laptop zu sprechen, hat mich anfangs ziemlich befremdet. Wie soll ich mich über Stunden selbst dazu motivieren, ganz alleine in meinem Büro sitzend quasi zu mir selbst zu sprechen. Und das viel größere Problem: Wie um alles in der Welt motiviere ich die Teilnehmer/innen, fast einen ganzen Tag bei „meiner Stimme über den Rechner“ motiviert beim SPECTRUM train the trainer-Seminar zu bleiben??
Aber die Situation ist wie sie ist und der Diabetes macht ja auch keine Corona Pause. Das heißt auch, dass die kompetente und umfassende Schulung und Betreuung unserer Patienten mit einem Typ 1 oder Typ 2 Diabetes weiter gehen muss. Neue Situationen erfordern halt neue Wege und welches Thema würde sich besser eignen als SPECTRUM? Es geht bei diesem Schulungsprogramm ja genau um die „Moderne Diabetestherapie mit Hilfe der kontinuierlichen Glukosemessung“, mit neuen Begriffen wie Time-in-Range, Standardabweichung, glykämische Variabilität etc. Hier hat sich die Diabetologie schnell mit der neuen Technologie arrangiert.
Wer sonst also, wenn nicht wir Spectronauten wären dafür prädestiniert, auch bei Kommunikationsform neue Wege zu beschreiten. Wie heißt der Slogan einer bekannten Sportartikelfirma noch gleich? JUST DO IT! In diesem Sinne habe ich es „sportlich“ genommen und mich auf das Unterfangen: SPECTRUM goes digital eingelassen!
Kurzweilig, spannend und alle waren motiviert, diskussionsfreudig und interessiert
Die Internetverbindung war stabil, das Eintreten der Teilnehmerinnen hat problemlos geklappt, Ton und Bild sowie die Präsentation ließen sich stabil übertragen – es konnte los gehen. Alle TeilnehmerInnen wählten sich pünktlich ins Meeting ein. Das Organisationsteam der feen hatte im Vorfeld für die online nicht ganz so sattelfesten Teilnehmer eine kurze „Zoom-Gebrauchsanweisung“ verfasst und an alle Teilnehmer gemailt, so dass grundlegenden Fragen und die Antworten darauf (Wie stelle ich mein Mikro an oder aus, wie aktiviere ich meine Kamera etc.) bereits bekannt waren.
Vor Beginn des eigentlichen Seminars haben wir eine halbe Stunde lang über „Einwahl und technische Rückfragen“ mit den TeilnehmerInnen gesprochen und geübt – und es konnte pünktlich um 10:00 Uhr losgehen. Alle waren gut motiviert, diskussionsfreudig und interessiert. Die Vorstellungsrunde war dann auch der perfekte Techniktest: Mikro an, Mikro aus, Kamera an und wieder aus ….. es lief wie am Schnürchen.
Bevor ich loslegte, bat ich darum, die Kameras nicht auszuschalten – ich wollte nicht das Gefühl haben, acht Stunden lang mit mir alleine zu sprechen. Als Referentin sehe ich an der Mimik meiner Zuhörer, ob sie noch bei mir sind oder ob ich sie verloren habe oder wann eine Pause nötig ist, ob ich vielleicht zu schnell spreche oder die gerunzelten Stirnfalten verraten, dass ich etwas mehr ins Detail gehen sollte. All das fehlt, wenn ich in ein schwarzes Bildschirmfenster blicke. Glücklicherweise fanden alle die Idee, sich selbst in „Echt“ sehen zu können, gut und es entwickelte sich ein unglaublich tolles Seminar. Es wurden Patientenbeispiele diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht – fast wie bei einem Präsenzseminar. Alle TeilnehmerInnen waren super engagiert und gemeinsam haben wir viel gelacht. So wurde aus der Online-Version ein unglaublich kurzweiliges und spannendes Seminar.
Die Mittags- und Kaffeepausen haben wir, nach demokratischer Abstimmung, auf 15 Minuten gekürzt – abgesehen davon haben wir das Seminar in der gleichen Länge, ohne irgendwelche inhaltlichen Kürzungen komplett von 09.30 – 15.45 durchgezogen. Die Zeit verging wie im Flug und mir kam es am Ende überhaupt nicht so vor, als ob ich den ganzen Tag alleine vor dem Rechner gesessen hätte. Falls diese Zeilen jetzt Eine/r der Teilnehmer/innen liest: DANKE – Ihr wart echt ein Super-Team!
Ulrikes Fazit und das Feedback zum Seminar
Das Online-Seminar hat nicht nur mir viel Spaß gemacht. Bei der abschließenden „Feedback-Runde“ haben fast alle als Rückmeldung gegeben, dass Sie, wenn Sie nochmals die Wahl hätten zwischen online und Präsenzseminar, Sie sich wieder für die online Variante entscheiden würden. Denn viele der SPECTRUM-Seminarteilnehmer/innen kam aus den südlichen Bundesländern, soll heißen, sie haben sich eine lange Anreise sowie die Übernachtungskosten in Berlin gespart. So sind sie am Samstagmorgen vom Frühstückstisch aufgestanden und zum SPECTRUM-Seminar in ihrem eigenen Büro gegangen – und konnten 5 Minuten nach Seminarende wieder in der eigenen Küche sitzen. Diese unglaubliche Zeitersparnis hat bei den Meisten den Ausschlag gegeben.
Mein persönliches Fazit: Ich bin selten so positiv überrascht worden und hätte mir NIE vorstellen können, dass ein so langes Online-Seminar so kurzweilig verlaufen kann.
Das Feedback zum Ende des Seminars war großartig, alle Teilnehmer waren sehr zufrieden und auch wenn es sich um ein Online-Seminar handelte, kann gesagt werde, dass trotz des fehlenden persönlichen Kontaktes das Seminar nicht an Qualität verloren hat. Zukünftig wollen wir unser SPECTRUM-Seminar deshalb überwiegend online anbieten, auch wenn es immer wieder Termine geben wird, an denen persönlich teilgenommen werden kann. Wir freuen uns, euch in Zukunft Online zu begrüßen.
Ulrike Thurm, Spectronautin
Ergänzt gerne in den Kommentaren, ob Online-Veranstaltungen für euch in Frage kommen. Sicherlich habt ihr in der Coronazeit auch bereits schon einige Erfahrungen sammeln können.