Julia machte bei ihrem ersten Date gleich Nägel mit Köpfen. „Ich traf mich mit Thomas in einer Eisdiele. Wir verstanden uns von der ersten Minute an prima“, erzählt die 23-Jährige. Zuerst bestellte sich die Typ-1-Diabetikerin ein Cola light. Als ihr Gegenüber ihr nach einer Stunde des angeregten Unterhaltens vorschlug, ob sie nicht beide einen Eisbecher essen wollten, reagierte die Studentin spontan. „Ich zückte mein Blutzuckermessgerät, piekste mir in den Finger und kontrollierte meinen Wert – und das mit einer Engelsgeduld, obwohl ich innerlich total aufgewühlt war.“ Thomas, mit dem sie seit nunmehr drei Jahren zusammen ist, meinte zu ihr: „Davon sollte sich meine Schwester mal eine Scheibe abschneiden, sie misst ihren Blutzucker nie in aller Öffentlichkeit, sondern immer heimlich.“ Der Beginn einer großen Liebe…
Sicherlich ist es eher unwahrscheinlich, dass es allen Diabetikern so ergeht wie Julia, indem sich die Schwester des Angebeteten ebenfalls als „Zuckersüße“ erweist. Nicht jeder ist zudem dazu in der Lage, so forsch zu agieren wie sie. Allerdings sollten alle Diabetiker beherzigen, beim Prozess des Kennenlernens locker zu bleiben.
Egal, ob sie gleich über ihr zuckersüßes Leben berichten, oder dies vorerst verschweigen. Diejenigen, die sofort mit offenen Karten spielen, sollten es aber vermeiden, ihrem Gesprächspartner einen Vortrag über die Diabetestherapie zu halten. Das könnte ihn ebenso abschrecken, wie endlose Erzählungen über den Ex-Freund oder die Ex-Freundin. Empfehlenswert ist es, den Dialog auf charmante Weise in eine andere Richtung zu lenken. Schließlich bleibt bei weiteren Treffen noch ausreichend Zeit, sich dem Diabetes näher zu widmen.
Schwierig wird es, wenn man die Stoffwechselkrankheit vor seinem Partner zu verheimlichen versucht. Das könnte er – wenn er dahinter kommt – als Vertrauensbruch ansehen. Zudem ist man selbst durch diese Heimlichtuerei zu sehr abgelenkt und angespannt.