25 Jahre nach dem Fall der Mauer: Mehr Typ-2-Diabetiker in den neuen Bundesländern?

Die Bösebrücke im Blickpunkt: Am Grenzübergang Bornholmer Straße konnten am Abend des 9. November 1989 die ersten DDR-Bürger nach West-Berlin ausreisen. ©Stephan A. Lütgert / pixelio.de
Die Bösebrücke im Blickpunkt: Am Grenzübergang Bornholmer Straße konnten am Abend des 9. November 1989 die ersten DDR-Bürger nach West-Berlin ausreisen. ©Stephan A. Lütgert / PIXELIO

Die Mauer, die 28 Jahre lang das Land teilte und Familien und Freunde voneinander trennte, ist gottseidank am 9. November 1989 gefallen, „Ost und West“ wieder vereint. Allerdings existieren auch 25 Jahre nach der Grenzöffnung noch Gesundheitsunterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern, was eine aktuelle Studie des BMBF-Kompetenznetzes Diabetes mellitus besagt. Demzufolge sei eine höhere Zahl von Neuerkrankungen an Typ-2-Diabetes im Nordosten Deutschlands zu verzeichnen. Die Ursachen könnten nur teilweise über individuelle Faktoren wie Übergewicht erklärt werden, ob strukturelle sozioökomische Faktoren eine Rolle spielen, sei bislang noch unklar.

Eine Vergleichsanalyse der Nachbeobachtungen von fünf regionalen, bevölkerungsbasierten Studien hat an insgesamt 8.787 Personen untersucht, ob sich die Neuerkrankungsrate für Typ-2-Diabetes in verschiedenen Regionen Deutschlands unterscheidet. Die Basisdaten der Studien stammen aus den Jahren 1997 bis 2006. Bei Teilnehmern, die zwischen 45 und 74 Jahre alt waren und einen Diabetes bei sich verneint hatten, wurde im Zeitraum 2002 bis 2010 abermals nachgefragt, ob die Krankheit zwischenzeitlich festgestellt wurde.

Die Ergebnisse aus dem DIAB-CORE Verbund wurden kürzlich unter Federführung von Wissenschaftlern der Universität Greifswald in der Fachzeitschrift „Journal of Epidemiology & Community Health“ publiziert und lassen auf ein Ost-West-Gefälle schließen. „Genaugenommen handelt es sich um ein Nordost-Süd-Gefälle“, erläutert Privatdozentin Dr. med. Ulrike Rothe von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, die zudem Sprecherin der AG Epidemiologie der DDG ist. „Nach Standardisierung für Alter und Geschlecht wies der Raum Halle mit 16,9 Neuerkrankungen pro 1.000 Personenjahre die meisten Diabetes-Neuerkrankungen aller fünf Regionen auf, und auch im nordöstlichen Vorpommern lag die Rate mit 13,2 sehr hoch.“

Der Süden hätte mit dem Raum Augsburg und 9,3 Neuerkrankungen pro 1.000 Personenjahre am besten abgeschnitten. Gemischt stelle sich das Bild im westlichen Ruhrgebiet dar: „Dortmund folgte mit 16,2 Neuerkrankungen auf 1.000 Personenjahre gleich hinter Halle auf Platz zwei in der Häufigkeits-Rangfolge, in Essen/Bochum/Mülheim betrug die Rate immerhin noch 11,8.“

Als bedeutendste Risikofaktoren für eine Neuerkrankung hätten sich auch in dieser Studie Übergewicht und Fettleibigkeit herauskristallisiert. Alarmierend ist aus Sicht von Privatdozentin Dr. med. Ulrike Rothe, dass der „Gewichts-Trend“ in allen Bundesländern in die falsche Richtung gehe. Der Anteil Erwachsener mit einer Adipositas sei innerhalb eines Jahrzehnts bei den Männern von 18,9 auf 23,3 Prozent und bei den Frauen von 22,5 auf 23,9 Prozent angestiegen.

„Wir rechnen deshalb für die Zukunft mit einer weiteren Zunahme von Diabeteserkrankungen“, meint DDG-Präsident Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel abschließend.

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