Spätestens seit der vergangenen Woche wisst Ihr, dass Diabetesmanagement ein Mannschaftssport ist, der nicht ohne Coach funktioniert und Ihr immer ausreichend Not-BE’s dabeihaben solltet. Heute erfahrt Ihr, auf was sonst noch geachtet werden muss, wenn Menschen mit Diabetes sportlich aktiv sind.
Belastung je nach Trainingszustand
Wer kennt es nicht? Nach etwas längerer Pause hat man sich endlich mal wieder überwunden, eine Runde joggen zu gehen oder sich aufs Fahrrad zu schwingen. Und wenn man schon einmal draußen ist, warum dann nicht gleich ans Limit und darüber hinaus gehen? Genau wie für Nichtdiabetiker gilt auch für uns, dass ungewohnte Belastungen den Körper besonders stark beanspruchen. Neben Muskelkater und Erschöpfung gesellen sich für uns aber noch mitunter gefährliche Blutzuckerschwankungen dazu.
Wichtig ist es, die jeweilige Belastung dem Trainingszustand anzupassen. Solltet Ihr lange keinen Sport gemacht haben oder erstmalig größere sportliche Belastungen vollbringen, steigert Intensität und Dauer langsam. Es ist noch kein Ausnahmeathlet vom Himmel gefallen! Letztes Jahr brach ich nach fast dreimonatiger Sportpause zu einer halbtägigen Wanderung auf. Von nahezu „Null“ ging ich gleich auf „Hundert“ – und bezahlte diesen Fehler mit einer Gratwanderung am Unterzuckerungslimit. Das Wandern war sowohl eine ungewohnte körperliche Belastung, als auch viel zu intensiv nach einer so langen Ruhephase.
Anpassung von Basal- und Bolusrate
Es gibt wenige Aktivitäten oder Situationen, die den Blutzucker senken, ohne dem Körper Insulin zuzuführen. Alkohol, Stress und Krankheit sind einige solcher Dinge. Sport gehört ebenfalls in diese Liste, auch wenn die Auswirkungen auf den Blutzucker von vielen Faktoren beeinflusst werden. Ich werde Euch – zumindest hier und heute – keine Details erzählen. Doch grundsätzliche macht es Sinn, Basal- und Bolusrate abzusenken, und zwar vor, während und nach der körperlichen Belastung. Ich persönlich senkte so beispielsweise zu unterschiedlichen Tageszeiten meine Basalrate bis zu 50 Prozent und Bolusrate bis zu 100 Prozent ab. Auch hier ist es ratsam, vorher mit einem Arzt jegliche stärkeren Anpassungen zu besprechen.
Lernen, Lernen, Lernen
Ich war nie ein großer Fan von Blutzucker-Tagebüchern, auch wenn sie definitiv ihre Berechtigung in der Diabetestherapie haben. Insbesondere dann, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hatte. Beim Sporttreiben bieten ausführliche Tagebücher in Verbindung mit häufigen Blutzuckermessungen oder CGM-Systemen einen wichtigen Grundbaustein der Therapieanpassung. Man muss sich mit seinen Werten auseinandersetzen und fragen, warum der Blutzucker in bestimmten Situation so reagiert hat. Lag es an der zu intensiven Belastung, dass ich unterzuckert bin? Oder gab es vielleicht andere Faktoren, die eine Rolle gespielt haben? Noch heute, fast acht Jahre nach meiner Diagnose, lerne ich regelmäßig Neues über meinen Körper und wie der Blutzucker auf bestimmte Reize reagiert. Lernt von Euren Fehlern, haltet Rücksprache mit Eurem Arzt und tauscht Euch auch mit anderen Diabetikern aus. Diabetes ist und bleibt eben Mannschaftssport…
Nächste Woche gibt es wissenswerte Informationen zum Bergsteigen. Schaut doch einfach bei Gelegenheit vorbei.
Sport frei, Euer Felix!
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