Entspannung will gelernt sein. Das kann nicht jeder. Ich beneide alle, die es können! Mir fällt es sehr schwer zu entspannen. Dabei ist es so wichtig auch mal runterzufahren, zur Ruhe zu kommen. Es ist kein Geheimnis, dass zu viel Stress nicht gesund ist. Jedenfalls dann, wenn auf die Anspannung keine Entspannung mehr folgt und zur chronischen Belastung wird. Der Kortisol-Spiegel bleibt dauerhaft erhöht, die Liste der möglichen Konsequenzen für die Gesundheit… zu lang, um sie hier alle aufzuführen. Bluthochdruck, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Muskelverspannungen, schlechte Stimmung, Müdigkeit, erhöhte Blutzuckerwerte, …
Wenn dir dieses „Mir ist momentan einfach alles zu viel!“-Gefühl überkommt, ist es schon wieder alle höchste Eisenbahn, sich zu überlegen, welche Stressquellen man reduzieren kann und sollte. Neue Prioritäten setzen, Gewohntes verändern ist angesagt.
Wie kann ich Stress reduzieren?
Mir hatte man damals zu Yoga geraten und zu Achtsamkeitstraining. Das war nicht meins. Mein Gedanken ratterten während der Übungen weiter „Ich muss dies und jenes noch erledigen, das ist doch jetzt Zeitverschwendung…“, ich kam nicht zur Ruhe.
Es ist wichtig etwas zu finden, dass dir auch Spaß macht, etwas wozu du dich nicht „zwingen“ musst. Bei mir war es das meditative Laufen, aber das musste ich auch erst lernen und für mich entdecken. Vorab hatte ich Yoga, Sauna, Autogenes Training, Therme, Whirlpool, Massagen; von Ayurveda (das hat man mir als Diabetikerin untersagen wollen), Hot Stone bis hin zu Thai ausprobiert. Weiterhin habe ich zum Einschlafen leises Katzen-Schnurren und Regen im Schlafzimmer über spezielle Apps ertönen lassen. Durch das Regen-Geplätscher musste ich nur ständig auf Toilette, aber das Schnurren half/hilft mir tatsächlich runterzukommen und besser einschlafen zu können.
Floating
Keine Woche her, da war ich auch beim Floating. Kennt ihr das? Ein Entspannungsverfahren, bei dem man quasi schwerelos an der Wasseroberfläche in konzentriertem Salzwasser treibt, völlig abgeschottet von Außenreizen. Es hat auch viele weitere positive Effekte, siehe „Was ist Floating„. Falls ihr Interesse habt, schreibe ich auch gerne einen Erfahrungsbericht darüber. (Hinterlasst dann einfach kurz einen Kommentar am Ende des Artikels)
Mit der Zeit habe ich herausgefunden, was mich wirklich entspannt. Bei mir ist es das meditative Laufen, backen, Wohnung putzen und Katzenschnurren zum Einschlafen. Bei dir wird das sicherlich etwas ganz Anderes sein. Ich kann dir nur raten, viel auszuprobieren und herauszufinden und deine Entspannungsmethode(n) fest in den Alltag zu integrieren. Insbesondere in der heutigen Leistungsgesellschaft und vor allem auch als Diabetiker finde ich es sehr wichtig mal alle fünf gerade sein zu lassen.
Zeit ist nicht verschwendet, wenn du sie verschwendest
Man kann und sollte allerdings nicht nur die äußeren Umstände ändern, sondern auch die innere Einstellung. Ich hatte immer das Gefühl „Entspannung“ ist Zeitverschwendung. Heute wieß ich: „Zeit ist nicht verschwendet, wenn du sie verschwendest“.
Diabetes und Stress
Wie belastend wir etwas empfinden, hängt davon ab, wie wir es bewerten. Hans stresst eine bestimmte Situation, Max nicht. Bei mir waren es zusätzlich das Diabetesmanagement, die Blutzuckerwerte, die mich im Alltag gestresst haben. Bis ich akzeptiert habe, dass man niemals alle Einflussfaktoren steuern kann und damit gelernt habe auch mal einen „Ausreißer“-Wert zu tolerieren, war es ein langer Weg.
Manchmal fällt es mir noch heute schwer, nicht daran zu „verzweifeln“, darüber nachzudenken, wie der hohe Blutzuckerwert nun wieder passieren konnte. So etwas kostet viel Kraft. Hin und wieder muss man sich bewusstmachen, dass auch mit viel Wissen und Engagement der Diabetes sich nicht immer perfekt managen lässt und schon gar nicht sollte man sich selbst die Schuld zu schreiben.
Wer das verstanden hat geht gelassener, entspannter durch den Alltag und wie wir längst wissen, hat Entspannung eine positive Auswirkung auf die Blutzuckerwerte. Wer es dennoch nicht schafft mit Belastungen fertig zu werden, sollte sich Profis anvertrauen, etwa seinem Diabetesteam, Beratungsstellen oder Psychologen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hilft ungemein. Das gibt einen das Gefühl haben, mit seinen Problemen nicht allein zu sein.
Wer schreibt hier diese tollen Artikel?
Oh, danke :). Freut mich, dass sie dir gefallen. Meistens schreibe ich (Steff Blockus) die Artikel. Kennst mich vielleicht auch von http://www.diabetes-leben.com, von der Blood Sugar Lounge oder Diabetes Journal?