Vor allem Typ-1-Diabetiker laufen in Gefahr, von einer sogenannten Ketoazidose, einer schweren Stoffwechselentgleisung, heimgesucht zu werden, die durch Insulinmangel hervorgerufen wird. Dabei steigt nicht nur der Blutzuckerspiegel drastisch an, sondern der Körper beginnt damit, massenweise Ketonkörper zu bilden, die das Blut übersäuern – ein lebensbedrohlicher Zustand, der sofort behandelt werden muss.
Fehlt Insulin, gerät die Fettverbrennung außer Kontrolle und es entstehen als „Abfall“ Ketone. Der Körper versucht, diese Giftstoffe über den Urin auszuscheiden, was wiederum zu einem starken Flüssigkeitsverlust führt. Auch über die Atmung möchte er die Ketone loswerden: Aus diesem Grund riecht der Atem von Betroffenen dabei streng nach Aceton – also wie Nagellackentferner oder faule Äpfel.
Symptome für eine Ketoazidose können beispielsweise Müdigkeit, Lethargie, Appetitlosigkeit, Muskelkrämpfe, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenspiel mit einer erhöhten Urinausscheidung sein. Zudem lassen im weiteren Verlauf Bewusstseinsstörungen sowie eine beschleunigte, vertiefte Atmung und der damit verbundene typische Acetongeruch auf eine solche Stoffwechselentgleisung schließen.
Dann muss umgehend gehandelt werden: Schnelles Erkennen einer sich entwickelnden Ketoazidose ist deshalb so wichtig, weil der Betroffene sie zunächst noch mit einfachen Gegenmaßnahmen, wie mit einer sofortigen und ausreichenden Gabe von Insulin, reichlichem Trinken von Wasser sowie regelmäßiger Kontrolle (alle zwei Stunden) des Blutzucker- und Ketonwerts, selbst auffangen kann. Deshalb sollte jeder Typ-1-Diabetiker mit seinem Arzt die für ihn richtige Vorgehensweise besprechen und die lebensrettenden Maßnahmen schriftlich fixieren. Wer sich unsicher ist, sollte schleunigst medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Übrigens: Bei ersten Anzeichen einer Ketoazidose sollten Diabetiker niemals allein bleiben, sondern Angehörige, Freunde oder Nachbarn um Beistand bitten.
Wenn der Blutzucker zu hoch ist (> 250 mg/dl bzw. 13,9 mmol/l) oder wenn erste Anzeichen einer Ketoazidose auftreten, müssen Diabetiker einen Ketontest – zu empfehlen ist die Messung der Ketonkörper im Blut – durchführen. Dieses Verfahren ermöglicht eine Bestimmung des aktuellen Beta-Hydroxybutyrat-Spiegels in einem Bereich von 0,0 bis 6,0 mmol/l. Der Normbereich bewegt sich zwischen 0,0 und 0,5 mmol/l. Bei Werten zwischen 0,6 und 1,0 mmol/l ist Vorsicht geboten, da zumindest ein relativer Insulinmangel besteht. Spätestens beim Überschreiten von 1,5 mmol/l sollte die Ketoazidose-Notfalltherapie – wie mit dem behandelnden Diabetologen besprochen – gestartet werden.
Ursachen für eine Stoffwechselentgleisung können Therapiefehler sein: Ein Insulinmangel kann auftreten durch nachlässige Blutzuckermessungen, unzureichende Korrekturen, Weglassen/Vergessen von Insulininjektionen, einen defekten Insulinpen oder die Unterbrechung der Insulinabgabe einer Insulinpumpe. Zudem kann im Verlauf von Infektionserkrankungen (Lungenentzündung, Grippe, fieberhafter Harnwegsinfekt, Magen-Darm-Infekt) der Stoffwechsel aus dem Ruder laufen, wenn die Insulindosis nicht entsprechend angeglichen wird. So erhöht sich bei einer Körpertemperatur von 38 Grad Celsius der Insulinbedarf um etwa 20 Prozent, bei Fieber mit 39 Grad sind es gar 40 bis 50 Prozent.
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