Gestationsdiabetes („Schwangerschaftsdiabetes“) ist eine der häufigsten Begleiterkrankungen während der Schwangerschaft. Obwohl die Symptome nach der Entbindung in der Regel verschwinden, haben Gestationsdiabetikerinnen ein erhöhtes Risiko, in den folgenden Jahren einen sogenannten postpartum Diabetes zu entwickeln. Forscher des Helmholtz Zentrums München haben nun eine Methode entfaltet, die es erlaubt, die Wahrscheinlichkeit dieser fortdauernden Diabeteserkrankung nach der Schwangerschaft präzise vorherzusagen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in „Acta Diabetologica“ publiziert.
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler vom Institut für Diabetesforschung (IDF), Helmholtz Zentrum München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), die Daten von 257 Fällen von Gestationsdiabetes, die zwischen 1989 und 1999 erfasst und über einen Zeitraum von 20 Jahren nach der Entbindung begleitet wurden. 110 der Frauen entwickelten in diesem Zeitraum einen postpartum Diabetes. Um vorhersagen zu können, bei welcher Mutter sich die Erkrankung auch nach der Geburt manifestiert, prüfte das Team um Institutsdirektorin Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler verschiedene Parameter, die bekanntermaßen für die Entstehung maßgeblich sind.
„Bei unserer Berechnung spielen sowohl der Body Mass Index (BMI) und die erbliche Vorbelastung als auch die Frage, ob die Mutter das Kind gestillt hatte und ob ihr Schwangerschaftsdiabetes mit Insulin behandelt werden musste, eine Rolle“, erläutert Meike Köhler, Erstautorin der Studie. Anhand dieser Parameter konnten die Forscher ein Punktesystem einführen, mit dem sie die Wahrscheinlichkeit für einen postpartum Diabetes vorhersagen können: War der errechnete Wert im unteren Bereich, lag die Wahrscheinlichkeit bei lediglich elf Prozent innerhalb von fünf Jahren nach der Entbindung von Diabetes heimgesucht zu werden. Bei einem höheren Wert waren es 29 beziehungsweise 64 Prozent; bei der Höchstmarke sogar 80 Prozent.
„Der von uns kreierte Test ist sehr einfach anzuwenden und könnte künftig in der Klinik als Vorhersagemodell für den postpartum Diabetes dienen“, bekräftigt Studienleiterin Ziegler. „Auf diese Weise wissen Arzt und Patientin um das jeweilige Risiko und können eine entsprechend engmaschige Kontrolle auf den persönlichen Einzelfall abstimmen.“