Aktuelles aus der Welt der Wissenschaften: Tripel-Hormon gegen Fettleibigkeit und Diabetes kreiert

Wissenschaftlern ist es gelungen, einen Wirkstoff herzustellen, der den Blutzuckerspiegel senkt und das Körperfett in bisher ungekanntem Ausmaß reduziert. ©by-sassi / pixelio.de
Ran an den Speck: Wissenschaftlern ist es gelungen, einen Wirkstoff herzustellen, der den Blutzuckerspiegel senkt und das Körperfett in bisher ungekanntem Ausmaß reduziert. ©by-sassi / PIXELIO

Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München (HMGU) und der Technischen Universität München (TUM) haben gemeinsam mit der Indiana University ihren Therapieansatz gegen Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas um eine Dimension erweitert. Sie fanden heraus, dass ein neuer Wirkstoff, das sogenannte Tripel-Hormon, der die Wirkungen von drei Magen-Darm-Hormonen auf sich vereint, den Blutzuckerspiegel senkt und das Körperfett in bisher ungekanntem Ausmaß reduziert.

Die Forscher hatten bereits mehrere unimolekulare Hormon-Duos konstruiert, die die Wirkungen zweier stoffwechselaktiver Hormone auf sich vereinten. Erstmalig ist es ihnen nun gelungen, über eine feinabgestimmte Kombination von drei stoffwechselwirksamen Komponenten (GLP-1, GIP, Glukagon) einen Wirkstoff von bisher unerreichter Potenz herzustellen. Die Ergebnisse wurden jüngst in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ publiziert.

Im Detail: Das Team um Matthias Tschöp vom Helmholtz Diabetes Center am HMGU und Richard DiMarchi von der Indiana University beschäftigt sich mit neuartigen Therapieansätzen für Typ-2-Diabetes und Adipositas. Ihr Fokus liegt dabei auf dem Design neuer Moleküle, die die Wirkungen verschiedener Stoffwechselhormone auf sich vereinen. In jüngster Vergangenheit vollbrachten es die Wissenschaftler, hormonähnliche Molekülstrukturen zu entwickeln, die das Wirkpotenzial zweier solcher Botenstoffe besitzen und dadurch deutlichere Stoffwechselverbesserungen auslösen können, als es mit zuvor bekannten medikamentösen Ansätzen möglich schien.

Aktuell präsentiert das interdisziplinäre Wissenschaftlerteam, unter Führung von Tschöp und DiMarchi, ein Dreifachhormon, das im Tiermodell nicht nur Blutzuckerspiegel, Appetit und Körperfett drastisch senkt, sondern auch Leberverfettung, Cholesterinwerte und Kalorienverbrennung verbessert – und zwar noch effektiver als es mit bisher verfügbaren mono-aktiven oder dual wirksamen Molekülen möglich war. Der Tri-Agonist senkt das Körpergewicht um etwa 30 Prozent, etwa doppelt so viel wie ein dualer Co-Agonist bei gleicher Dosierung. Zudem zeigt sich bei dem Dreifachhormon eine deutlich verbesserte Insulinsensitivität.

„Dieser aktuelle Durchbruch führt uns vor Augen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um bessere Therapien im Kampf gegen Fettleibigkeit und Diabetes zu designen“, bekräftigt Matthias Tschöp. „Der wichtigste nächste Schritt sind klinische Studien. Außerdem wollen wir weiter an personalisierten Therapiekonzepten arbeiten und versuchen, mit Kombinationsmolekülen aus vier, fünf oder mehr Hormonkomponenten den Stoffwechsel individuell noch effizienter zu programmieren.“

Ziel der Forschung am Helmholtz Zentrum München, Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), sei es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu etablieren und schnellstmöglich weiterzuentwickeln, um konkreten Nutzen für die Gesellschaft erbringen zu können.

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