Kategorie: Alltag

Insulinpumpentherapie

Studienergebnisse belegen die Vorteile der Insulinpumpentherapie

In Deutschland nutzt mittlerweile über die Hälfte aller jungen Menschen mit Typ-1-Diabetes eine Insulinpumpe. Ein Grund ist vor allem die komfortable, sichere und erfolgreiche Therapie. Insbesondere bei Kindern konnten die Vorteile der Insulinpumpentherapie gegenüber einer Injektionstherapie mit Pen oder Spritze in etlichen Studien und durch Erfahrungen der Patienten und ihren Angehörigen selbst beschrieben werden. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) verweist darüber hinaus auf eine aktuelle hochrangige Publikation im JAMA (Journal of the American Medical Association), die den positiven Therapieeffekt unterstreicht. Eine weitere kürzlich veröffentlichte Untersuchung zeigt außerdem, dass auch die Lebensqualität der Betroffenen durch eine Behandlung mit Insulinpumpen steigt. Das gilt insbesondere für Kinder mit Typ 1 Diabetes.

CSII-Therapie: Wie viele Diabetiker nutzen bereits eine Insulinpumpe?

So genannte CSII-Systeme („continous subcutaneous insulin infussion“) wie die Insulinpumpe sind in Deutschland immer mehr verbreitet. 1995 haben knapp ein Prozent der Patienten mit Diabetes Typ 1 Insulinpumpen genutzt, heute sind es bereits über die Hälfte aller Betroffenen unter 20 Jahren und bei Kindern unter sechs Jahren sogar über 90 Prozent.

„Nach aktuellem internationalem Kenntnisstand in der Diabetologie sind Insulinpumpen bei Patienten mit stark schwankenden Blutzuckerwerten derzeit die sicherste Methode, den Langzeit-Blutzuckerwert HbA1c niedrig zu halten sowie Unterzuckerungen oder einen akuten Insulinmangel (Ketoazidose) – eine lebensgefährliche Komplikation – zu verhindern“, erklärt DDG Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland.

Studienergebnisse belegen: Weniger schwere Unterzuckerungen und diabetische Ketoazidosen dank Insulinpumpe

Auch die Ergebnisse einer kürzlich erschienenen Publikation im „Journal of the American Medical Association (JAMA)“ zeigen, dass Patienten von einer Insulinpumpe profitieren. Die Autoren dieser Studie untersuchten über fünf Jahre hinweg bei über 30 500 Patienten mit Diabetes Typ 1 den Mehrwert einer Insulinpumpentherapie, indem sie die jeweiligen Therapieergebnisse von Insulinpumpen-Trägern mit der klassischen Insulininjektion verglichen. Dabei bezogen sie ihre Informationen aus der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV), an der sich über 400 Einrichtungen aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz beteiligen. Dieses System deckt etwa 80 Prozent aller Patienten mit Diabetes Typ 1 aus diesen Ländern ab.

„Die Ergebnisse sind eindeutig: Patienten mit Insulinpumpe weisen weniger schwere Unterzuckerungen sowie seltener eine diabetische Ketoazidose auf und hatten insgesamt bessere Glukosewerte als Patienten, die eine herkömmliche Injektionstherapie erhielten“, führt DDG-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Andreas Neu aus.

Weitere Vorteile der CSII-Therapie

Über den positiven metabolischen Effekt hinaus hat die Verwendung von Insulinpumpen zudem einen günstigen psychosozialen Effekt bei Kindern mit Diabetes und ihren Eltern. Dies zeigt eine Studie von Esther Müller-Godeffroy, Lübeck, et al.: „Die Lebensqualität der Betroffenen steigt erheblich, da Eltern bei der regelmäßigen Blutzuckerkontrolle und Insulin-Versorgung entlastet werden und deutlich mehr Sicherheit im Alltag haben“, erklärt Neu, der Oberarzt in der Diabetes-Ambulanz in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen ist. „Denn der Blutzuckerspiegel bei Kindern ist besonders häufigen Schwankungen ausgesetzt. Unregelmäßige Bewegung und Nahrungsaufnahme sowie Wachstumsschübe der jungen Patienten wirken sich erheblich auf den Zuckerstoffwechsel aus. Dies bedarf häufig schneller Insulinanpassungen, um schweren Nebenwirkungen vorzubeugen.“

Wichtige Voraussetzung für eine Insulinpumpentherapie

Auch in der S3-Leitlinie zur Therapie des Typ-1-Diabetes empfehlen die Experten insbesondere bei häufigen Unterzuckerungen, sehr schwankenden Blutzuckerwerten und unzureichender glykämischer Kontrolle eine Therapie mit Insulinpumpe. „Wichtige Voraussetzung, eine Insulinpumpen-Therapie erfolgreich umzusetzen, ist, dass der Patient und die Eltern die intensivierte Insulintherapie beherrschen – also gut geschult sind“, ergänzt Professor Dr. med. Thomas Haak, Chefarzt der Diabetes Klinik am Diabetes Zentrum Mergentheim und Koordinator der S3-Leitlinie. Auch sollte der behandelnde Arzt umfangreiche Erfahrungen mit dieser Therapie haben und dem Patienten eine umfassende Schulung anbieten können.

Quelle:

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)

www.ddg.info

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit mehr als 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

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Ulrike Thurm Sport

Sport und Diabetes: Fünf Fragen an Ulrike Thurm

Fünf Fragen zum Thema Sport und Diabetes an Ulrike Thurm, Diabetesberaterin (DDG), DIASHOP Gesundheitsreferentin und Co-Autorin der Diabetes- und Sportfibel.

Ulrike, Sport und Blutzucker –  wie hängt das zusammen?

Ulrike Thurm: Es geht nicht nur um Sport, sondern auch um alltägliche Dinge wie Einkaufen, Hausputz, Rasenmähen, Schneeschippen usw. Denn dem Muskel ist es egal, ob er Energie beim Sport oder bei diesen Alltagstätigkeiten verbrennt: Er verbraucht bei Bewegung mehr Glukose. Der Blutzuckerspiegel sinkt, während die Insulinempfindlichkeit steigt. Die Therapie muss unbedingt angepasst werden, um eine Unterzuckerung zu vermeiden.

Wenn ich länger keinen Sport  getrieben habe – was sollte ich beachten?

Ulrike Thurm: Wer länger keinen Sport gemacht hat, sollte sich vor Beginn eines Trainingsprogramms durchchecken lassen und mit seinem Diabetesteam abstimmen. Wie lange ist das letzte Belastungs-EKG her? Liegen Folgeerkrankungen vor, ist der Blutdruck stabil eingestellt? Folgeerkrankungen bedeuten keinesfalls einen kompletten Verzicht auf körperliche Aktivität, aber Sie sollten sich intensiv von Ihrem Diabetesteam beraten lassen, welche Form der körperlichen Aktivität für Sie geeignet ist.

Welchen Blutzucker-Zielwert empfiehlst du unmittelbar vor dem Sport?

Ulrike Thurm: Starten Sie am besten mit einem Glukosewert zwischen 150 und 180 mg/dl (8,3 bis 10,0 mmol/l) – die Glukosetendenz sollte konstant oder steigend sein! Mit einem CGM-System oder FreeStyle Libre sehen Sie  die Werte auf einen Blick. Bei Werten über  240 mg/dl (13,3 mmol/l) entscheidet bei Typ-1-Diabetikern der (Blut-)Ketontest darüber, ob sie mit Sport beginnen oder fortfahren dürfen. Ein Blutketonwert höher als 1,1 mmol/l oder ein Urinketonwert höher als ++ bedeutet: Sportverbot.

Stichwort „Sport-BE“:  Welche sind empfehlenswert?

Ulrike Thurm: Ich empfehle flüssige Kohlenhydrate, z. B. in Form von Saftschorle, GlucoJuice oder Dextro Energy Gels (erhältlich bei DIASHOP). Trinken Sie nicht erst, wenn die Glukosewerte in die Nähe einer Unterzuckerung fallen, sondern nehmen Sie 10–20 Gramm Kohlenhydrate alle 20–30 Minuten zu sich, um den Energieverlust (Glukoseverlust) auszugleichen. Feste Kohlenhydrate in Form von Riegeln, Banane oder Brot sollten mindestens 60–90 Minuten vor der Aktivität gegessen werden. Während körperlicher Aktivität arbeitet der Magen-Darm-Trakt kaum. Wenn man kurz vor dem Sport isst, werden die Kohlenhydrate daher meist erst nach Beendigung des Sports resorbiert.

Wie passt man die Diabetestherapie am besten an?

Ulrike Thurm: Wenn der Sport ein bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit stattfindet, empfiehlt es sich, den Mahlzeitenbolus vorher um 50 bis 80 % zu reduzieren. Halten Sie aber diesbezüglich immer Rücksprache mit Ihrem Dia betesteam. Nach dem Sport ist vor dem Sport. Die verbesserte Insulinempfindlichkeit durch die körperliche Aktivität kann je nach Dauer und Intensität der Belastung durchaus  24–36 Stunden nachwirken. Deshalb in der Nacht nach dem Training die Basalrate bzw. das Verzögerungsinsulin in Absprache mit Ihrem Diabetesteam um 20–30 % reduzieren. Eventuell die nächtliche Hypoglykämie-Warngrenze im CGM leicht erhöhen. Nutzer des FreeStyle Libre Systems oder Diabetiker, die ein Blutzuckermessgerät verwenden, sollten nachts den Wecker stellen und den Wert kontrollieren – gerade wenn sie neu mit Sport beginnen.

Mehr Tipps unter: www.diabetiker.info/diabetes-sportset

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