Kategorie: Soziales

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Camp D 2022 – Echt gut?!? So haben wir es erlebt…

Vom 7. – 10. Juli fand (endlich) wieder Camp D, Europas größtes Zelt- und Erlebniscamp für junge Menschen mit Diabetes, live und in Farbe in Bad Segeberg statt. Organisiert wurde es wie immer von Novo Nordisk. Uns erwarteten spannende Workshops, Sport und intensiver Austausch. DIASHOP war mit einem Team und einem eigenen Zelt vertreten und kümmerte sich auch um die Notfallversorgung mit Hilfsmitteln vor Ort. Wir haben euch auf Instagram und Facebook in unseren Storys mitgenommen und möchten es nicht verpassen, auch an dieser Stelle nochmal zusammenfassen, was wir vor Ort erlebt haben.

Camp D 2022 – Quatschen, informieren, Sport machen

Donnerstag war der Anreisetag. Rund 300 Jugendliche und junge Erwachsene mit Typ-1-Diabetes wurden im Camp D auf dem Landesturnierplatz in Bad Segeberg herzlich in Empfang genommen. Aufgeregt und voller Vorfreude suchten sie ihre Zelte auf, lernten sich kennen und das Camp-Fieber hatte sie schon voll gepackt. Das anfangs noch etwas regnerische Wetter konnte ihnen nichts anhaben. Allein die wahnsinnig schöne bewaldete Location am See, die große Wiese, auf der die Schlaf-, Workshop-, Essen/Trinken-, Chill-, Hersteller- und Versorgungszelte aufgebaut sind und Sport-Workshops stattfinden begeistern einfach jedes Mal aufs Neue und sorgen für eine ganz besondere Atmosphäre. Alles so bunt, Fahnen wehen und Feuerkörbe sind aufgestellt. Hier fühlt man sich wohl, hier möchte man bleiben. Leckeres Essen, Snacks und Getränke gab es im Camp D übrigens rund um die Uhr. Auch wenn du dich vegan ernährst, glutenfrei oder laktosefrei, dein Essen vorzugsweise abwiegst, warst du hier gut versorgt. Begleitet wurden die Gruppen von erfahrenen, ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuern, die sich extra Urlaub genommen hatten, um beim Camp D dabei zu sein.

Freitag ist Workshop-Tag

Freitags ist im Camp D Workshop-Tag. Da war für alle was dabei! Die Vorträge fanden teilweise auch zweimal bzw. zeitversetzt statt, einige wurden auch live gestreamt, so dass auch diejenigen, die nicht vor Ort sein konnten ein Stück weit dabei sein konnten. Folgende Themen standen auf der Agenda:

  • Diabetes und Mobbing: Umgang mit Stigmatisierung
  • The Highs and Lows of Lockdown – was die Pandemie uns gezeigt hat!
  • 5 Schlüssel für mehr Selbstvertrauen und Lebensfreude
  • Environmental Sustainability – Circular for Zero at Novo Nordisk
  • Therapieanpassung beim Sport – Tipps & Tricks
  • Therapie? – nicht ohne mich…
  • Diabulimie – mein Weg aus dem Teufelskreis
  • Mein Job, mein Auto, mein Diabetes …
  • Mit dem Diabetes auf Reisen
  • Diabetes und Sexualität
  • Neuigkeiten aus dem Bereich der Diabetes­technologie: AID­-Systeme
  • Feiern mit Diabetes – aber sicher doch!
  • Time in Range
  • Alles, was Recht ist
  • Einfach einfach loopen – geht das?

Samstag ist Sport-Tag

Der Samstag war dem Sport gewidmet. Die Teilnehmer konnten sich im Parcouring, auf der Slackline und im Stand-up-Paddling versuchen und sich beim Jumping Fitness (neu dabei), Kickboxen, Tanzen, Staffellauf (von Donnerstag bis Sonntag wird ununterbrochen gelaufen), Fußball, Radfahren oder Beachvolleyball austoben. Leistungssportler mit Diabetes waren vor Ort, gaben Insider-Tipps und zeigten, wie gut sich Diabetes mit Sport vereinbaren lässt. Auch ein Koch-Workshop wurde angeboten. Ein abwechslungsreiches Programm, bei dem jeder Teilnehmer auf seine Kosten kam. 

Ich (Steffi Blockus) durfte am Sporttag drei Outdoor Jumping Fitness Classes anbieten. Hatte nicht nur den Diabetes im Gepäck, sondern auch Trampoline für euch (Dank an bellicon). Auf Wunsch einiger Teilnehmer habe ich versucht 3 Stunden Jumping Fitness in 3 Minuten Video unterzubringen. Das Video findet ihr hier auf Instagram (Haha, am Ende der Regen kam zum Cooldown genau richtig, war so erfrischend). 

jumping fitness bei camp d

Team DIASHOP als Notfallversorger vor Ort

Damit der Blutzucker das alles gut mitmacht, hatte DIASHOPs Gesundheitsreferentin Ulrike Thurm (Autorin der Sportfibel) richtig gute Tipps für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Team DIASHOP hatte auch ausreichend Traubenzucker für alle Teilnehmer eingepackt. Die Dextro Drinks (Dank geht raus an Dextro Energy) gingen weg wie warme Semmeln. Klar, die wirken schnell…

Tipps, wie ihr Insulinpumpe und CGM-Sensor gut fixieren könnt, damit beispielsweise beim Jumping Fitness nichts verrutscht wurden bei uns zahlreich eingefordert ;). Den „Sensor-Fixierservice“ nahmen sehr viele in Anspruch. „Schön, wenn wir euch Halt geben können“ scherzten Heidi und Simone, die von Mittwoch bis Sonntag im Dauereinsatz bei #campd22 waren. Weiterhin gab es am DIASHOP-Stand neben aktuellem Insulinpumpen, AID-Systemen auch Diabetes-Sprüche, die das DIASHOP-Team euch nicht an den Kopf wirft, sondern die wir auf Bierdeckel gedruckt hatten ;).

DIASHOP camp d 2022

 

War es jetzt wirklich „Echt gut“? Mein Fazit

Ich bin emotional von dieser Energie und diesem Zusammenhalt bei Camp D einfach nur geflasht. Ich denke, da spreche ich für alle, die dabei waren. Was uns dort an Workshops, Sport und Austausch geboten wird und die ganze Orga und Betreuung, die Novo Nordisk da hineinsteckt… Das ist der WAHNSINN! Die Location, der Austausch und Umgang miteinander, als kenne man sich schon ewig… Aber auch wie man zusammenhält und füreinander da ist, sich gegenseitig aushilft und einfach unbeschwert zusammen eine Menge Spaß hat… Gemeinsam sportelt oder spannenden Workshops oder der Gitarrenmusik lauscht, zusammen singt oder tanzt, das ist einfach wunderbar. Tatsächlich habe ich ganz vergessen zu erwähnen, dass es auch einen Camp D Tanz gab, der uns Teilnehmer als Flashmob hin und wieder überraschte und zum Tanzen einlud.   

Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles wieder miterleben durfte, denn eigentlich bin ich ja leider schon zu alt. Gewusst wie ;): Einige über 26-Jährige haben sich für Camp D auch als Tagesgast angemeldet, so dass sie diese MEGA EVENT Camp D eben doch noch echt und in Farbe mit erleben konnten.  Wer von auch war auch dabei? Wie habt ihr Camp D 2022 erlebt? Was ich bisher auf Instagram sehen und lesen konnte, hagelte es durchweg nur positives Feedback. 

Segelfliegen mit Diabetes Typ1?! Julia will auch weiterhin abheben

Julia Kaiser hat kürzlich auf der Veranstaltung „Von der ICT zur Insulinpumpe“ von DIASHOP von ihren Erfahrungen berichtet. Sie liebt das Segelfliegen, doch mit Diabetes Typ 1 ist das in Deutschland nicht möglich. Sie hat eine spannende und zugleich sehr emotionale Geschichte zu erzählen. 

Unser Interview mit Julia Kaiser übers Segelfliegen

Julia, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin 30 Jahre alt, komme gebürtig aus Engelskirchen, wohne (Job- und Fortbildungsbedingt) in Rösrath. Ich bin im Luftsportverein Bergische Rhön Lindlar e.V aktiv. Ich arbeite als Entwicklungsingenieurin bei einem Kunststoffhersteller und interessiere mich sehr für das Thema Kunststoff Spritzguss, aber auch für die Technik der Segelflugzeuge, das jedoch im privaten Bereich. Meine absolute Leidenschaft und meine Freizeit ist definiert durch mein liebstes Hobby, das Segelfliegen. Jede freie Minute habe ich vor meiner Diabetes-Diagnose dem Flugplatz gewidmet.

Julia, seit wann und wie wurde der Diabetes bei dir diagnostiziert?

Das war 2019, wenige Tage nach der Prüfung meiner Segelfluglizenz. Vier Jahre lang ließ ich mich im Luftsportverein Lindlar zur Segelfliegerin ausbilden. 2019 bestand ich dann mit 28 Jahren die Prüfung. Mir kamen vor Freude fast die Tränen. Ich fühlte mich allerdings schon wenige Tage vor der Prüfung nicht wohl. Ich hatte Sehstörungen, Harndrang und Durst. Ich dachte an eine Grippe. Nach der Prüfung kamen Halsschmerzen, Erbrechen und schwere Atemnot hinzu. Letztendlich fand ich mich dann auf der Intensivstation wieder und bekam die Diagnose: Diabetes Typ 1. Zu diesem Zeitpunkt war meine Lizenz gerade irgendwo in der Post auf dem Weg zu mir nach Hause.

Das war sicherlich ein großer Schock?! Wie bist du damit umgegangen?

Ja, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war vor allem geschockt, als meine Fliegerärztin mir mitteilte, dass ich nicht mehr fliegen darf. Das ist meine größte Leidenschaft! Man teilte mir mit, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland grundsätzlich die Flugtauglichkeit, das sogenannte Medical, aberkannt wird. Aber so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Schließlich ist die Diabetestechnologie und das Diabetesmanagement schon weit fortgeschritten, Dank CGM-Systemen, Insulinpumpen und AID-Systemen ist das Risiko von Hypo- und Hyperglykämien deutlich reduziert.

Ich habe erst einmal etwas Abstand vom Flugplatz genommen, da ich das ganze verarbeiten musste. Ich hatte nämlich große Pläne geschmiedet: eigenes Flugzeug, Streckenfluglehrgänge besuchen, an Wettbewerben teilnehmen und einfach jede freie Sekunde in der Luft verbringen. Und von einem auf den anderen Tag sollte das alles passé sein. Das braucht Zeit und der Abstand hat mir erst einmal gutgetan. Jetzt bin ich aber wieder voll und ganz bereit für die kommende Saison. 

War das der Grund, warum du von der ICT auf die Insulinpumpe (Accu Check Insight Loop) umgestiegen bist, auch in der Hoffnung schneller wieder fliegen zu dürfen? Welche Vorteile bringt die Insulinpumpentherapie für dich? 

Mitunter, die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber die Insulinpumpentherapie bringt generell viele Vorteile mit sich. Ich hatte nachts/in den Morgenstunden erhöhte Werte und die habe ich mit der Insulinpumpe gut in den Griff bekommen. Ich schätze die Flexibilität, beispielsweise für die Bewegung im Alltag und bei den Mahlzeiten sehr. Ich kann den Bolus einfach und diskret per Knopfdruck abgeben und es sind keine Insulininjektionen mit dem Pen mehr notwendig. Mein Blutzucker bzw. meine Glukosewerte sind auch stabiler als bei der ICT-Therapie. Ich konnte schon im manuellen Betrieb (ohne Loop-Modus) deutliche Verbesserungen meiner Blutzuckerkurve verzeichnen.

Mit dem Einschalten des Loop-Modus, musste ich zwar sehr viel meiner Verantwortung und Überlegungen dem Manager übergeben und natürlich dem ganzen auch Vertrauen. Seitdem Loop-Modus gebe ich nur noch meine Kohlenhydrate in Gramm ein und meine sportlichen Aktivitäten. Alles andere übernimmt das AID-System und das braucht am Anfang viel Überwindung und Vertrauen. Solange ich dem System möglichst genaue und richtige Informationen übermittle, kann es die Blutzuckerwerte deutlich optimieren. Für mich ist das Loop-System eine große Bereicherung und es gibt mir viel Lebensqualität zurück. Wenn ich dann irgendwann noch wieder ins Cockpit dürfen sollte, hätte ich alles erreicht, um möglichst wieder ein Leben wie vor der Diagnose zu haben.

Was genau hast du unternommen, damit du deinem Traum vom Segelfliegen weiterhin nachgehen kannst?

Ich habe auf meinem Instagram-Account das Segelfliegen thematisiert und auf die Problematik aufmerksam gemacht, dass Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes aus dem Cockpit ausgeschlossen sind. Daraufhin erhielt ich viele Nachrichten von anderen Typ-1-Pilot:innen. Wir haben uns vernetzt, eine Petition gestartet und diese bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) eingereicht. Mit Erfolg: Die EASA hat ein Forschungsprojekt ausgeschrieben, welches dazu beitragen kann, die Flugtauglichkeit in Zusammenhang mit Diabetes grundsätzlich neu zu bewerten. Im besten Fall entsteht dadurch ein Regelwerk zur Erteilung von Fluglizenzen an Menschen mit Diabetes.

Vielen Dank für das spannende Interview, Julia. Wirklich beeindruckend. Seid ihr selbst am Segelfliegen interessiert oder habt ihr noch weitere Fragen an Julia? Dann schreibt das doch gerne in die Kommentare. 

 

diabetes am arbeitsplatz

Diabetes am Arbeitsplatz: Wie sich der Job als Diabetesmanager mit dem eigentlichen Beruf vereinen lässt

Arbeit nimmt im Leben der meisten Menschen einen großen Raum ein. Dazu kommt noch das Diabetesmanagement. Was dies im Alltag bedeutet, haben Experten beim Deutschen Diabetes Kongress 2021 beleuchtet.

„Menschen mit Diabetes machen einen guten Job“, findet der Arbeitsmediziner Dr. Kurt Rinnert. Und das im doppelten Sinn, denn anders als ihre Kollegen müssen sie sich neben ihrer Arbeit noch um ihr Diabetesmanagement kümmern. Damit dies auf Dauer nicht zur Überforderung führt, ist es wichtig, dass man Vertrauen in die Erfahrung und Kompetenz gewinnt. Wer eine Insulinpumpe und ein CGM- bzw. AID-System trägt, kann Arbeit und Diabetes besser vereinbaren, zeigen Untersuchungen. Auch Unterstützung am Arbeitsplatz durch Kollegen und Vorgesetzte ist hilfreich.

Außerdem sollte man seine Rechte als Arbeitnehmer mit Diabetes kennen. Nicht zu vergessen: Nach wie vor können Menschen, die mit Insulin behandelt werden, von bestimmten Tätigkeiten ausgeschlossen werden. Ist das noch zeitgemäß?

Selbstvertrauen hilft

Viele empfinden das Diabetesmanagement am Arbeitsplatz als schwierig, vor allem, wenn sie viel Zeitdruck und wenig Routine im Job erleben. Der Diabetes werde dann häufig „auf später“ verschoben und die Blutzuckerwerte bewusst höher gehalten, berichtet die Diplom-Psychologin Eva Küstner aus ihrer Praxis. Das stresst und kann auf Dauer zu Überforderung führen. „Ein guter Puffer gegen diesen Stress ist soziale Unterstützung und Kompetenzgefühl“, erklärt Künstner. Ihr Rat: Sich selbst bewusst zu machen, was man schon alles mit (und trotz) Diabetes geschafft hat – und dies auch Kollegen und Vorgesetzten vermitteln. Ärztinnen und Ärzten empfiehlt sie, im Patientengespräch häufiger die Frage zu stellen „Wie schaffen Sie es mit dem Diabetes auf der Arbeit?“. Dieser Aspekt des Wohlbefindens werde zu wenig berücksichtigt.

Diabetestechnik erleichtert den Job

Wer eine Insulinpumpe und ein CGM-System bzw. ein System zur Automatischen Insulin-Dosierung (AID) trägt, kann Arbeit und Diabetes besser vereinbaren. „Moderne Diabetestechnik verbessert nachweislich die Einstellung und reduziert das Risiko für eine Eigen- und Fremdgefährdung im Beruf,“ sagt der Diabetologe Dr. Friedrich W. Petry aus Wetzlar. Wer ein solches System trägt, profitiert von mehr Zeit im Zielbereich (TIR) und hat weniger Hypoglykämien. Petry nennt moderne Diabetestechnik „eine echte Hilfe im Berufsalltag“. Es sei Zeit, dies auch im Rahmen einer Neubewertung der diabetesbezogenen Berufsrisiken anzuerkennen, fordert der Diabetologe.

Arbeiten ohne Einschränkung

„Diabetes spielt als Ursache für eine krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit eine sehr untergeordnete Rolle, dies zeigen Auswertungen der Krankenkassen“, sagt der Arbeitsmediziner Dr. Kurt Rinnert. Menschen mit Diabetes machen einen tollen Job“, findet er. Trotzdem sind Menschen mit Diabetes, die mit Insulin behandelt werden, bei der Berufswahl noch immer eingeschränkt – überall dort, wo eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) zu einer Eigen- oder Fremdgefährdung führen könnte. Dazu zählen beispielsweise Berufe, die den Dienst an der Waffe voraussetzen: Bundeswehr, Zoll, Bundesgrenzschutz oder Polizei. Kritisch sind ebenso Jobs bei der Feuerwehr und im Personentransport. Ausgeschlossen ist die Tätigkeit als Pilot. Diese Vorschriften gingen an der Realität vorbei, so Dr. Kurt Rinnert „Gut eingestellte und geschulte Menschen mit Diabetes können heute alle Berufe und Tätigkeiten sicher durchführen“, erklärt er und fordert eine individuelle Einschätzung des Tätigkeitsrisikos anstelle pauschaler Einschränkung der Berufswahl. Ein Schritt in diese Richtung ist die neue Leitlinie „Diabetes und Arbeit“, an der Rinnert aktuell gemeinsam mit anderen Experten arbeitet.

Rechte im Beruf

Welche Rechte haben Menschen mit Diabetes im Beruf? „Allein der Diabetes ist nicht Voraussetzung für eine besondere Rechtsposition,“ erklärt Rechtsanwalt Oliver Ebert. Spezielle Rechte ergeben sich dann, wenn eine Schwerbehinderung (Grad der Behinderung ab 50) bzw. eine amtlich festgestellte Gleichstellung (Grad der Behinderung ab 30) vorliegt. Dies beginnt schon bei der Bewerbung. Die pauschale Frage nach Erkrankungen darf im Bewerbungsgespräch nicht gestellt werden. Auch die Frage nach einer vorliegenden Schwerbehinderung ist inzwischen nach herrschender Rechtsprechung nicht mehr zulässig. Ausnahme: Aus der Tätigkeit ergeben sich besondere Einschränkungen im Hinblick auf bestimmte Erkrankungen. Liegt eine Schwerbehinderung vor, darf ein Arbeitnehmer nur mit Zustimmung des Integrationsamtes gekündigt werden.

Die Initiative diabetes@work hat eine Checkliste entwickelt, die es Ärztinnen und Ärzten erleichtern soll, die Diabetestherapie von Patienten an arbeitsplatzspezifische Bedingungen anzupassen. Zu finden unter: www.diabetesatwork.de

 

Diabetes-Community

Diabetes-Community: Alles coole Typen?!

Die Diabetes-Community ist vielfältig: Da gibt es Leute mit Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2, Schwangerschaftsdiabetes und auch etliche Sonderformen des Diabetes gehören dazu. Die Ursachen der einzelnen Krankheiten unterscheiden sich deutlich. Diabetes Typ 1 etwa ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Auslöser bisher nur zum Teil bekannt sind. An Diabetes Typ 2 können verschiedene Faktoren beteiligt sein: Vererbung, Übergewicht, gestörte Insulinausschüttung oder gestörte Produktion bestimmter Darmhormone, Unempfindlichkeit gegenüber Insulin etc. pp. 

Alle Ausprägungen des Diabetes haben jedoch eins gemein: einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel, der dringend reguliert werden muss. Die Therapien sind ganz unterschiedlich, angepasst an die jeweilige „Grunderkrankung“. Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen beispielsweise immer mit Insulin therapiert werden, weil die Betazellen der Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren. Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 hingegen kann es eventuell (abhängig vom Einzelfall) ausreichen, nur die Ernährung umzustellen, da ihr Körper noch ausreichend Insulin produziert.  

Menschen mit Diabetes zu unterschiedlich für eine gemeinsame Community?

Oft liest oder hört man, dass Menschen mit Diabetes Typ 1 enttäuscht sind, wenn sie mit Menschen mit Diabetes Typ 2 in einen Topf gesteckt werden. Sie äußern, dass sie nicht Schuld an ihrer Erkrankung seien, ihr Diabetes nicht auf falsche Ernährung oder zu wenig Bewegung bzw. einem ungesunden Lebensstil zurückzuführen sei. Da ist natürlich Wahres dran, wie oben erläutert handelt es sich beim Diabetes Typ 1 um eine Autoimmunerkrankung, ABER… Menschen mit Diabetes Typ 2 kann man auch nicht einfach die Schuld für die Krankheit zuschieben. So einfach ist es eben nicht. Das sollten wir alle im Hinterkopf behalten.

Niemand sollte jemandem mit Vorurteilen begegnen, dessen Lebensgeschichte er nicht kennt, insbesondere dann, wenn er nicht einmal im Ansatz über Diabetes informiert ist. Leider passiert das in Foren und nicht zuletzt aber auch in den Sozialen Netzwerken doch recht häufig. Jemand hat gefährliches Halbwissen irgendwo aufgeschnappt und „glänzt“ damit. Wie oft hört man es immer noch: „Das steckt voller Zucker, davon bekommst du Diabetes“? Richtig, immer noch zu oft!

Diabetes-Typen unter sich: Auch hier stimmt der Tonfall nicht immer

Auch unter Menschen mit Diabetes Typ 1 oder unter Menschen mit Diabetes Typ 2 arten manche Diskussionen aus. Manchmal führt das ganze zu einem regelrechten Wettbewerb, wer denn seinen Diabetes am besten managen oder die besseren Werte vorweisen kann, sich richtig oder falsch ernährt.

Wohlgemeinte Ratschläge wie „überprüf vielleicht noch mal deinen Basalrate mit dem Diabetesteam“ oder „schau mal, ob dein SEA vielleicht zu kurz ist, das Insulin XY hat eine Wirkdauer von XY Stunden“, sind sehr hilfreich. Genauso sollte der Austausch auch stattfinden. ABER manchmal stimmt der Tonfall einfach nicht. Man liest leider, und das längst nicht mehr selten, solche Kommentare wie „Bist du nicht fähig deine Basalrate richtig auszutesten“ oder „Du hast dich noch nie mit der Wirkdauer deines Insulins auseinandergesetzt, oder?“. Spaß (NICHT) machen auch immer wieder die auslachenden oder Schock-Gesicht-Emojis,  die gerne in die Kommentare gesetzt werden… Leute, auf welchem Niveau befinden wir uns hier?

Damit ist ganz sicher niemandem geholfen. Nun Hauptsache die Motzer kommen nie in die Situation, dass sie einmal Hilfe benötigen. Aber oftmals sind sie sich sicher, dass sie alles wissen. Nun würde auch am liebsten ein auslachendes Emoji setzen. Aber nein, das mache ich nicht. Ich finde es ist anstandslos! Egal wie „unbeholfen“ die Frage oder Aussage einem erscheint, es gibt keinen Grund unverschämt oder gar respektlos zu werden.

Communitys heute/früher und die Community hinter der Community

Ich erinnere mich an eine Zeit zurück, und ich war mitunter eine der ersten, die damals (noch auf studiVZ) eine großartige Diabetes-Community aufgebaut haben, in der es so noch nicht zuging. Man muss ja nicht jeden mögen, aber dennoch kann man einen freundlichen und vor allem fairen Umgang pflegen.

Viele, so auch ich, haben sich teils schon aus vielen Diskussionen zurückgezogen, bzw. schreiben nicht mehr als nötig und wenn am besten nur das Positive, das was gut läuft, weil der Raum für Nörgeleien und Angriffe zu groß geworden ist. Auch wenn ich mir nach fast 25 Jahren sicher nicht vorwerfen lasse, zu dumm zu sein, meinen Diabetes zu managen, wenn die Werte mal nicht passen. So eine Bloßstellung vor Leuten, die meine Geschichte/meinen Lifestyle nicht kennen, ist aller unterste Schublade. So entstehen mittlerweile auch Communitys hinter der Communitys. Traurig aber wahr. Hier finden sich Leute zusammen, die noch wissen wie man Empathie schreibt und sich gegenseitig hilft.

Dabei ist es egal, ob Diabetes Typ 1, 2, 3, … wir sitzen alle in einem Boot, haben einen 24/7 Job, der mal besser läuft, mal schlechter läuft und tagtäglich aufs Neue unterschiedliche Herausforderungen für uns bereit hält. Das Diabetes kein Zuckerschlecken ist, ist uns ja allen klar.

Sind wir eine Diabetes-Community? Sollte der Austausch in unterschiedlichen Foren und Gruppen unterteilt werden?

Es ist auffällig und irgendwie schade, dass sich Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2  oder Diabetes XY auch in unterschiedlichen Communitys sehen, bzw. nicht in einen Topf gesteckt werden möchten. Klar, natürlich sehe ich uns für den Austausch schon bei speziellen Themen in unterschiedlichen Gruppen. Jedoch sollten Typ2er natürlich bei Typ1ern und auch umgekehrt herzlich willkommen sein. So gibt es mittlerweile so einige Menschen mit Diabetes Typ 2, die eine Insulinpumpe oder einen Sensor tragen und hierzu den Austausch und Hilfe bei Typ1ern suchen. Genauso gibt es Menschen mit Diabetes Typ 1, die eine Insulinresistenz entwickelt haben (Doppeldiabetes) und auf die Erfahrung von Menschen mit Diabetes Typ 2 bauen. Auch in Bezug auf Ernährung, Bewegung, Gesundheitspolitik, … können sich die  verschiedenen Diabetestypen gegenseitig aushelfen, unterstützen und gemeinsam einiges vorantreiben.

Diabetes-CommunityEiner meiner Laufbuddys aus Hannover, mit dem ich schon den ein oder anderen Marathon oder auch 10-Kilometer-Rennen bestritten habe, hat übrigens Diabetes Typ 2. Einer der besten und schnellsten Läufer seiner Altersklasse in Hannover. Es ist einfach fantastisch, mit ihm gemeinsam über unseren Lauf-Alltag, die Werte, die Medizinforschung zu quatschen. Foto rechts (rechts im Bild). Wie man sieht, kommt auch Diabetes Typ 2 in allen Formen und Größen. 

In diesem Sinne, wir sind eine Diabetes-Community sind, ob Typ 1, 2, 3 oder Typ 13.507… ob dick oder dünn, allwissend oder wissensbegierig, Sport-Fanatiker oder Bewegungsmuffel, Naschkatze oder Low-Carbler… Egal wie, so wollen wir doch alle nur das eine: Die bestmögliche Diabetes-Therapie für uns, besser noch eine Heilung. Also lasst uns zusammenhalten, uns gegenseitig unterstützen, füreinander da sein… So erreichen wir doch am meisten!

blue balloon challenge dedoc

Die Blue Balloon Challenge: Bist du dabei? #T1DBalloonChallenge

Kennt ihr die Blue Ballon Challenge von #dedoc° und Medtronic? Falls nicht, schaut euch erst mal diesen Film an:

„Leben mit Diabetes ist… Wie einen Ballon in der Luft zu halten“. Mit der Blue Balloon Challenge soll möglichst viel Aufmerksamkeit für Diabetes erzielt werden. Sei auch du dabei und zeig der Welt, was für ein Balanceakt das Leben mit Diabetes wirklich ist! 

So geht’s: Falls du bereits für das Diaversary-Projekt angemeldet bist, dann hast du sehr wahrscheinlich schon einen Brief und zwei Luftballons erhalten. Falls nicht, kannst du dir diesen hier bestellen: Luftballon bestellen. Tipp: Falls du sofort loslegen möchtest, kannst du auch einen Insta-Filter nutzen, der den blauen Ballon simuliert. 

Sei kreativ und filme oder fotografiere dich in einer Alltagssituation, beim Sport oder beim liebsten Hobby, während du den blauen Luftballon balancierst. Poste dann auf Facebook oder Instagram, wie du den “Balanceakt Diabetes” meisterst und nominiere drei Freunde, bei der Challenge mitzumachen. Vergiss nicht die Hashtags #T1DBalloonChallenge oder #BlueBalloonChallenge zu verwenden und dedoc zu markieren! Auf Instagram findest du #dedoc° unter @dedoc_de und auf Facebook unter @deDOC.de

Ich habe bereits selbst an der Blue Ballon Challenge teilgenommen, da ich denke, dass das Balancieren eines blauen Ballons ein guter Vergleich zum täglichen Balanceakt mit dem Diabetes ist: 24/7 den Blutzucker bzw. Diabetes im Gleichgewicht zu halten. Na ja, bei uns wird es nicht langweilig ;). Meinen Beitrag auf Instagram findet ihr auf meinem Profil: @diabetes_endurance_sport 

Die Blue Ballon Challenge ist eine gute Gelegenheit, andere Menschen mit Diabetes (in der mittlerweile sehr großen) Community zu finden und sich miteinander zu vernetzen. Seid ihr auch dabei? Nutzt die Chance, selbst aufzuklären. Zeigt, dass es das geringere Übel für uns Menschen mit Diabetes ist, sich „in den Finger zu piksen“ bzw. Insulin zu spritzen. Sondern, dass es weit darüber hinausgeht. Schreibt auch gerne in die Kommentare, wo wir euch auf Instagram oder Facebook in den Sozialen Medien finden.