Kategorie: Tipps/Erfahrungen

Erfahrungen mit dem CGM-System MyGuard CT-14

Die Firma Yuwell hat mir das CGM-System MyGuard CT-14 im Rahmen meiner Tätigkeit bei DIASHOP kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wichtiger Hinweis vorab: Meine im Folgenden beschriebenen Erfahrungen mit dem System und meine Meinung zu dem System stimmen nicht zwingend mit den Interessen der Firma Yuwell überein. Euch erwartet ein unabhängiger Erfahrungsbericht.

MyGuard CT-14 ist ein kontinuierliches Glukosemesssystem, das ab 18 Jahren zugelassen ist und am Oberarm und Bauch bis zu 14 Tage getragen werden kann. Die Werte können über die POCTech App auf dem Smartphone (iOS- und Android-Version verfügbar) oder über das mitgelieferte Empfangsgerät eingesehen werden. Alle drei Minuten wird ein Wert übermittelt. Der Sensor muss nur nach Neusetzen und in Ausnahmesituationen mit einem Blutzuckermessgerät kalibriert werden.

Unboxing MyGuard CT-14

Zum Lieferumfang des MyGuard CT-14 gehören ein Sensor samt Applikator und Batterie, ein Transmitter (2 Jahre nutzbar) mit Batterie und 2 Batteriefachdeckeln sowie ein Empfangsgerät. Ich nutze bei meinem Test nicht das Empfangsgerät sondern die POCTech CGM App. 

Wichtig zu wissen ist, dass die Batterie für den Transmitter 14 Tage (sprich eine Sensorlaufdauer) hält. Bevor ihr einen neuen Sensor setzt, müsst ihr also zunächst eine neue Batterie in den Transmitter einlegen. Der Transmitter kann bis zu zwei Jahre wiederverwendet werden. Auch gut zu wissen: Im Boden der Transmitter-Verpackung versteckt sich ein Ersatz-Batteriefachdeckel. Deshalb Obacht: Die Verpackung des Transmitters nicht aus Versehen wegwerfen ;). Generell fällt mir direkt nach dem Unboxing auf, dass das System weniger Plastikmüll verursacht als mancher Mitbewerber. 

Unboxing MyGuard CT-14

Setzen des Sensors/Transmitters

Das Setzen ist ziemlich einfach, wenn man erst mal den Dreh raus hat. Wie bei anderen Systemen auch, verlief der erste Versuch noch etwas holprig. Schon beim zweiten Mal ging es sicher von der Hand. Der Sensor (Stiftform) wird mit Hilfe eines integrierten Applikators in der Haut platziert. Der voreingestellte Winkel sorgt dabei für schmerz- und fehlerfreies Setzen. In der zugehörigen  Anleitung ist das Setzen des Sensor sehr gut erklärt. Es hat auch auf Anhieb geklappt. Der Transmitter wird in den Sensor eingeklickt. Obacht: Lieber nochmal prüfen, ob der Transmitter wirklich eingerastet ist, sonst liefert das System keine Werte. Der Sensor ist mit dem Transmitter 4,6 cm lang, 2,3 cm breit und 1,1 cm hoch. 

Aufwärmphase, Genauigkeit, Werteverlauf, Signalverlust und Alarmeinstellungen

Die Aufwärmphase dauert 60 Minuten, danach empfängt man die ersten Sensorwerte. MyGuard CT-14 übermittelt alle drei Minuten Werte. Ich war neugierig, wie genau diese sein würden und habe das beim ersten Sensor in regelmäßigen Abständen mit dem Blutzuckermessgerät und einem anderen rtCGM-System überprüft.

Es wird empfohlen alle drei Tage und nach Bedarf zu kalibrieren. Ich war erschrocken wie ungenau die Werte am ersten Tag waren. Dreimal so hoch wie mit dem Blutzuckermessgerät gemessen. Ich habe erstmal nicht kalibriert, damit sich der Sensor „einfinden“ kann. Erst am zweiten Tag haben sich die Werte angeglichen und waren genau. Mein Fehler: Eine Kalibrierung zum Sensorstart ist erforderlich! Beim zweiten Testsensor war ich schlauer 😉 und die Werte haben dann auch von Beginn an gepasst. Wer lesen kann, ist klar im Vorteil ;). 

Nach etwa drei Tagen habe ich das erste Mal kalibriert. Bis auf den ersten Tag meines ersten Testsensors, der völlig aus dem Ruder lief, was auf meinem Fehler beruhte, war ich von der Wertegenauigkeit des Systems positiv überrascht. Bis auf wenige Ausnahmen, wie man das auch von anderen CGM-Systemen hin und wieder kennt, stimmten die Werte mit der Referenz überein. Am letzten Sensortag, bzw. gegen Ende der Sensorlaufzeit, hatte ich wie ich das auch von allen anderen rtCGM-Systemen bei mir kenne, zu niedrig gemessene Werte. Einige von euch werden dies kennen, bei vielen Menschen mit Diabetes tritt das Phänomen am ersten Tag auf (bei mir am letzten).  

Überraschenderweise hatte ich keinen einzigen Signalverlust bei allen Testsensoren! Selbstverständlich war mein Smartphone auch nie außer Bluetooth-Reichweite. 

Gut zu wissen: Die Alarmeinstellungen sind frei wählbar (36 mg/dl – 360 m/dl) und individuell konfigurierbar! Das finde ich richtig angenehm. Und selbst bei dringendem Alarm kann ich „nur Vibration“ zulassen. 

Mein zweiter Testsensor lief auch ohne ständiges Kalibrieren (mit Ausnahme direkt nach Setzen des Sensors, ich habe ja aus meinem Fehler gelernt) sehr genau. 

Wasserresistent? Und hält das Pflaster?

MyGuard-CT-14 ist wasserresistent bis 1 Meter Tiefe (IP27) dank spezieller Gehäuseabdichtung. Das Pflaster ist vergleichbar mit dem vom Dexcom G6. 

Ich persönlich muss leider immer mit Tapes/Pflastern nachhelfen, damit die Sensoren die 10-14 Tage sicher halten. Gleichgültig welches CGM-System ich nutze. Das ist Hauttypen-abhängig und somit individuell unterschiedlich. Ich schwitze täglich viel beim Sport, so dass bei mir trotz Einhalten aller Hautschutz- und Fixierungstipps ohne zusätzliches Pflaster, bzw. Trageband kein Sensor hält. 

App/Empfangsgerät/Daten

Wie eingangs erwähnt nutze ich die POC Tech App. Die grafische Darstellung der Messwerte im Verlauf des Tages gefällt mir sehr gut: Übersichtlich, man hat alles im Blick. Das Empfangsgerät kann aber genauso gut als Alternative zur App genutzt werden. Auch hier erhält man wie auch an anderen CGM-Systemen gewohnt, eine grafische Darstellung aktueller Werte, Trends und Berichte. Die Daten sind bis zu drei Monate verfügbar und können einfach angezeigt und gesendet werden. Gut zu wissen: Es gibt auch eine Cloud zur App: www.protechcloud.de

Über (inoffizielle) Umwege ist es auch möglich sich die Werte auf der Smartwatch anzusehen, bzw. diese in einem DIY-Loop einzubinden (bluetooth-fähig). Darauf möchten/dürfen wir an dieser Stelle aber nicht weiter eingehen. 

POC Tech App

Pro und Contra/Fazit

Anfangs war ich etwas skeptisch, aber so ist es oft bei neuen Systemen. Nach den ersten 3 Tagen habe ich jedoch schnell bemerkt, dass MyGuard CT-14 eine Chance verdient hat und durchaus mit den Marktführern mithalten kann. MyGuard-CT-14 liefert mir verlässliche Werte in einer übersichtlichen App und lässt sich auch in meinen DIY-Loop einbinden. Gut finde ich auch, dass vergleichsweise wenig Verpackungsmüll anfällt. Insgesamt handelt es sich also um eine gelungene Alternative zu den bekannten Playern auf dem Markt. 

Weitere Informationen zum rtCGM-System myGuard CT-14 bekommt ihr hier: https://www.diashop.de/myguard 

dexcom g7

Die rtCGM-Systeme Dexcom G6 und Dexcom G7 live erleben

Wer sich über die rtCGM-Systeme Dexcom G6 und Dexcom G7 informieren möchte und Interesse hat, einen rtCGM-Sensor Probe zu tragen*, der sollte die Roadshow in den DIASHOP Diabetes-Fachgeschäften nicht verpassen. Nutzt die Gelegenheit, um eure Fragen zu stellen und Tipps und Tricks zur kontinuierlichen Glukosemessung mitzunehmen. Für Snacks und Getränke ist auch gesorgt. Selbstverständlich habt ihr auch Gelegenheit, euch vor Ort mit anderen Menschen mit Diabetes auszutauschen. 

Die Veranstaltung ist kostenfrei. Bitte meldet euch im jeweiligen DIASHOP-Fachgeschäft an, telefonisch oder per E-Mail. Hier findet ihr die Kontaktdaten der Fachgeschäfte, in denen die Veranstaltung stattfindet: DIASHOP Fachgeschäfte

* kostenfrei bei Ausfüllen eines Fragebogens

Roadshow-Termine „Das rtCGM-System Dexcom G6 und Dexcom G7 live erleben“

Das erwartet euch bei den Veranstaltungen: 

  • Probetragen eines Dexcom Sensors
  • Tipps & Tricks zur kontinuierlichen Glukosemessung 
  • Snacks und Getränke

 

28. März 2023

18.00 – 19.30 Uhr

Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 68

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

25. April 2023

17.00 – 18.30 Uhr

München-Schwabing, Ainmillerstr. 2a

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

12. April 2023

17.30 – 19.00 Uhr

Passau, Kleiner Exerzierplatz 10

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

13. April 2023

17.30 – 19.00 Uhr

Braunschweig, Hagenbrücke 1-2

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

13. April 2023

17.30 – 19.00 Uhr

Bretten, Pforzheimer Str. 46

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

18. April 2023

17.30 – 19.00 Uhr

Bayreuth, Hugenottenstr. 36

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

19. April 2023

17.30 – 19.00 Uhr

Asbach-Bäumenheim, Marktplatz 5​

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

19. April 2023

16.00 – 17.30 Uhr

Hamburg, Mönckebergstraße 5​​

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

24. April 2023

17.00 – 18.30 Uhr

Regensburg, Im Gewerbepark C16 EG​

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

24. April 2023

17.30 – 19.00 Uhr

Schenklengsfeld, Pfarrtor 7​

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

 

26. April 2023

17.00 – 18.30 Uhr

Freiburg, Konrad-Goldmann-Str. 5 B​​

DIASHOP freut sich auf euren Besuch! Bitte meldet euch hier direkt per Mail im Fachgeschäft für die Veranstaltung an.

AID-System

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Checkliste AID-System

Ein System zur automatischen Insulindosierung (AID-System) regelt vieles selbst, aber nicht alles allein. Wir selbst sind eben doch noch die besseren Diabetesmanager. Auch wenn uns ein AID-System den Alltag ungemein erleichtert, müssen wir wachsam bleiben. Wir haben für euch mal eine Checkliste erstellt, worauf man unbedingt achten sollte, wenn man eine Insulinpumpe, ein CGM-System, bzw. ein AID-System nutzt. Ergänzt die Checkliste gerne in den Kommentaren.

Immer mehr Menschen mit Diabetes Typ 1 entscheiden sich ja mittlerweile für ein AID-System. Der Markt hat sich dahingehend glücklicherweise erweitert und wird uns hoffentlich noch einige Überraschungen bescheren. 

Checkliste AID-System

Das bleibt wichtig:

  • CGM-System bei Bedarf kalibrieren, insbesondere dann, wenn die Glukosewerte vom Körpergefühl abweichen. Wichtig auch in den ersten 24 Stunden nach Setzen des Sensors, bzw. in den letzten 24 Stunden (hier kann es am häufigsten zu Abweichungen kommen).
  • Alarmfunktionen ernst nehmen und nicht einfach wegdrücken.
  • Gestörte Bluetooth-Verbindung im Wasser/beim Schwimmen/im Wasserbett bedenken. Keine Werte = kein Loop.
  • Falscher Hypoalarm möglich, wenn man auf dem Sensor schläft oder nach Neusetzen des Sensors.
  • Infusionsset checken: Läuft Insulin daneben? Gibt es Luftblasen im Schlauch? Dies kann eine mögliche Ursache für ansteigende Glukosewerte sein.
  • Aktives Insulin beobachten, besonders bei (geplanter) Bewegung. Nicht nur beim Sport, auch bei auch Alltagstätigkeiten wie Putzen und Einkaufen.
  • Temporäre Basalrate im Blick haben – auch wieder ausschalten, wenn nicht mehr benötigt.
  • Bolus zur Mahlzeit nicht vergessen – richtige Menge und korrekte Abgabe prüfen.
  • Ladestatus/Batterie Insulinpumpe, CGM und Smartphone checken – unterwegs ggf. Batterien und Powerbank mitnehmen.
  • Genug getrunken? Wichtig für zuverlässige Sensorwerte und „Insulinfluss“.

Segelfliegen mit Diabetes Typ1?! Julia will auch weiterhin abheben

Julia Kaiser hat kürzlich auf der Veranstaltung „Von der ICT zur Insulinpumpe“ von DIASHOP von ihren Erfahrungen berichtet. Sie liebt das Segelfliegen, doch mit Diabetes Typ 1 ist das in Deutschland nicht möglich. Sie hat eine spannende und zugleich sehr emotionale Geschichte zu erzählen. 

Unser Interview mit Julia Kaiser übers Segelfliegen

Julia, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin 30 Jahre alt, komme gebürtig aus Engelskirchen, wohne (Job- und Fortbildungsbedingt) in Rösrath. Ich bin im Luftsportverein Bergische Rhön Lindlar e.V aktiv. Ich arbeite als Entwicklungsingenieurin bei einem Kunststoffhersteller und interessiere mich sehr für das Thema Kunststoff Spritzguss, aber auch für die Technik der Segelflugzeuge, das jedoch im privaten Bereich. Meine absolute Leidenschaft und meine Freizeit ist definiert durch mein liebstes Hobby, das Segelfliegen. Jede freie Minute habe ich vor meiner Diabetes-Diagnose dem Flugplatz gewidmet.

Julia, seit wann und wie wurde der Diabetes bei dir diagnostiziert?

Das war 2019, wenige Tage nach der Prüfung meiner Segelfluglizenz. Vier Jahre lang ließ ich mich im Luftsportverein Lindlar zur Segelfliegerin ausbilden. 2019 bestand ich dann mit 28 Jahren die Prüfung. Mir kamen vor Freude fast die Tränen. Ich fühlte mich allerdings schon wenige Tage vor der Prüfung nicht wohl. Ich hatte Sehstörungen, Harndrang und Durst. Ich dachte an eine Grippe. Nach der Prüfung kamen Halsschmerzen, Erbrechen und schwere Atemnot hinzu. Letztendlich fand ich mich dann auf der Intensivstation wieder und bekam die Diagnose: Diabetes Typ 1. Zu diesem Zeitpunkt war meine Lizenz gerade irgendwo in der Post auf dem Weg zu mir nach Hause.

Das war sicherlich ein großer Schock?! Wie bist du damit umgegangen?

Ja, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war vor allem geschockt, als meine Fliegerärztin mir mitteilte, dass ich nicht mehr fliegen darf. Das ist meine größte Leidenschaft! Man teilte mir mit, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes in Deutschland grundsätzlich die Flugtauglichkeit, das sogenannte Medical, aberkannt wird. Aber so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Schließlich ist die Diabetestechnologie und das Diabetesmanagement schon weit fortgeschritten, Dank CGM-Systemen, Insulinpumpen und AID-Systemen ist das Risiko von Hypo- und Hyperglykämien deutlich reduziert.

Ich habe erst einmal etwas Abstand vom Flugplatz genommen, da ich das ganze verarbeiten musste. Ich hatte nämlich große Pläne geschmiedet: eigenes Flugzeug, Streckenfluglehrgänge besuchen, an Wettbewerben teilnehmen und einfach jede freie Sekunde in der Luft verbringen. Und von einem auf den anderen Tag sollte das alles passé sein. Das braucht Zeit und der Abstand hat mir erst einmal gutgetan. Jetzt bin ich aber wieder voll und ganz bereit für die kommende Saison. 

War das der Grund, warum du von der ICT auf die Insulinpumpe (Accu Check Insight Loop) umgestiegen bist, auch in der Hoffnung schneller wieder fliegen zu dürfen? Welche Vorteile bringt die Insulinpumpentherapie für dich? 

Mitunter, die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber die Insulinpumpentherapie bringt generell viele Vorteile mit sich. Ich hatte nachts/in den Morgenstunden erhöhte Werte und die habe ich mit der Insulinpumpe gut in den Griff bekommen. Ich schätze die Flexibilität, beispielsweise für die Bewegung im Alltag und bei den Mahlzeiten sehr. Ich kann den Bolus einfach und diskret per Knopfdruck abgeben und es sind keine Insulininjektionen mit dem Pen mehr notwendig. Mein Blutzucker bzw. meine Glukosewerte sind auch stabiler als bei der ICT-Therapie. Ich konnte schon im manuellen Betrieb (ohne Loop-Modus) deutliche Verbesserungen meiner Blutzuckerkurve verzeichnen.

Mit dem Einschalten des Loop-Modus, musste ich zwar sehr viel meiner Verantwortung und Überlegungen dem Manager übergeben und natürlich dem ganzen auch Vertrauen. Seitdem Loop-Modus gebe ich nur noch meine Kohlenhydrate in Gramm ein und meine sportlichen Aktivitäten. Alles andere übernimmt das AID-System und das braucht am Anfang viel Überwindung und Vertrauen. Solange ich dem System möglichst genaue und richtige Informationen übermittle, kann es die Blutzuckerwerte deutlich optimieren. Für mich ist das Loop-System eine große Bereicherung und es gibt mir viel Lebensqualität zurück. Wenn ich dann irgendwann noch wieder ins Cockpit dürfen sollte, hätte ich alles erreicht, um möglichst wieder ein Leben wie vor der Diagnose zu haben.

Was genau hast du unternommen, damit du deinem Traum vom Segelfliegen weiterhin nachgehen kannst?

Ich habe auf meinem Instagram-Account das Segelfliegen thematisiert und auf die Problematik aufmerksam gemacht, dass Menschen mit insulinpflichtigem Diabetes aus dem Cockpit ausgeschlossen sind. Daraufhin erhielt ich viele Nachrichten von anderen Typ-1-Pilot:innen. Wir haben uns vernetzt, eine Petition gestartet und diese bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) eingereicht. Mit Erfolg: Die EASA hat ein Forschungsprojekt ausgeschrieben, welches dazu beitragen kann, die Flugtauglichkeit in Zusammenhang mit Diabetes grundsätzlich neu zu bewerten. Im besten Fall entsteht dadurch ein Regelwerk zur Erteilung von Fluglizenzen an Menschen mit Diabetes.

Vielen Dank für das spannende Interview, Julia. Wirklich beeindruckend. Seid ihr selbst am Segelfliegen interessiert oder habt ihr noch weitere Fragen an Julia? Dann schreibt das doch gerne in die Kommentare. 

 

zeitgemäßes Diabetes-Management Patienten-Interview

Für zeitgemäßes Diabetes-Management ist es nie zu spät – ein spannendes Patienten-Interview

Für zeitgemäßes Diabetes-Management ist es nie zu spät… Wir haben ein sehr spannendes Patienten-Interview mit Rainer Hackemann geführt. Er ist 80 Jahre alt, seit 2020 Witwer und hat seit 1985 Diabetes Typ 1. Er hat eine sehr außergewöhnliche, besondere Geschichte zu erzählen. Nach seiner Diabetes-Diagnose wurde er lange Zeit mit Tabletten behandelt. 

Jetzt mit 80 Jahren hat er sich entschieden vom Insulinpen auf die Insulinpumpe umzusteigen. Warum ausgerechnet jetzt, ob das die richtige Entscheidung war und ob er Gleichaltrigen auch dazu raten würde, diesen Schritt zu gehen, verrät er uns im Interview. 

Wie lange haben Sie schon Diabetes und wie wurde Ihr Diabetes damals nach der Diagnose therapiert? 

Mein Diabetes wurde 1985 von meinem Hausarzt festgestellt. Die Diabetes-Diagnose des Arztes war damals etwas dürftig und ich wurde mit Tabletten versorgt. Als mein Langzeitwert schlechter wurde, nahm ich auf Anweisung immer mehr Tabletten. Ohne nachhaltigen Erfolg. Obwohl ich mich gesund und ausgewogen ernährte, wurde mein HbA1c-Wert immer schlechter. (Heute bei 5,8%-6,0%) Ich hatte großen Durst, mein Körpergewicht reduzierte sich immer mehr, bis man 1999 in der Diabetes-Abteilung im Klinikum Wuppertal Diabetes Typ 1 diagnostizierte. Ich wurde erfolgreich auf Insulin umgestellt. Anfangs wurde die Basalrate noch dreimal täglich verabreicht, was für mich als Außendienstler etwas störend war, mit fortschreitender Insulin-Forschung aber einfacher wurde. 

Welche Therapieform wenden Sie aktuell an? Seit wann haben Sie Ihre Insulinpumpe und welche Insulinpumpe nutzen Sie?

Seit 2017 nutze ich das rtCGM-System Dexcom G5 und seit 2019 das rtCGM-System Dexcom G6. Dadurch haben sich meine stark schwankenden Blutzuckerwerte wesentlich verbessert. Seit Anfang Januar 2022 verwende ich das OmniPod DASH-System.

Was hat Sie veranlasst, jetzt mit 80 Jahren dann doch noch eine Insulinpumpe auszuprobieren, bzw. warum haben Sie sich nicht eher dafür entschieden?

An Insulinpumpen hatte ich schon von Anfang an Interesse. Eine Veranstaltung mit einigen Insulinpumpenträgern ließ mich aber davon Abstand nehmen, da die Katheter-Kanülen bei einigen Probanden Schwierigkeiten machten. Pen-Spritzstellen zu finden, wurde für mich mit der Zeit jedoch schwieriger. Ich wechselte die Spritzstellen nach Vorgabe, verwendete auch jedesmal neue Pen-Nadeln, bekam aber einige Lipome. Dadurch wurde das Spritzen und Auffinden möglicher Spritzstellen immer schwieriger. So kam es, dass ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Insulinpumpe begab.

Bei einer Nachbarin sah ich im Sommer 2021 einen Omnipod am Oberarm. Der Omnipod ist eine Patch-Pumpe und schlauchlos. Das förderte mein Interesse. Ich hatte über den Omnipod DASH schon einiges recherchiert, war aber noch unentschlossen. Einen Demo-Pod hatte ich schon bestellt, um das Trageverhalten auszutesten. Die guten Erfahrungen der Nachbarin mit dem OmniPod veranlassten mich bei meiner neuen Diabetes-Praxis, dieses System zu hinterfragen und eine Verordnung einzureichen. Seit Anfang Januar 2022 verwende ich nun das Omnipod DASH-System.

Viele ältere Menschen, teilweise sogar jüngere Menschen haben Sorge, dass sie mit der Technik überfordert sind. Haben Sie sich gar nicht vor der Technik gescheut?

Die Diabetes-Praxis bereitete mich schon im Vorfeld bestens auf das Omnipod DASH-System vor. Die Schulung durch die Diabetesberaterin und die DIASHOP-Mitarbeiterin war intensiv und hervorragend. Sie ließ mich keinen Augenblick an meiner Entscheidung zweifeln. 

Hat mit dem OnmiPod alles auf Anhieb geklappt oder gab es Stolpersteine? Falls ja, welche waren das?

Nach dem ersten gemeinsamen Befüllen und Anlegen des Omnipod DASH vor Ort in der Praxis klappte es mit den folgenden allein. Mit Hilfe der Bedienungsanleitung ging es einfach von der Hand. Daraus entwickelte sich schnell eine Routine.

Sind Sie bis hierhin zufrieden mit der neuen Therapieform und welche Verbesserungen konnten Sie im Hinblick auf ihr Diabetesmanagement feststellen?

Mit der App „diasend“ werden meine Diabetesdaten von Dexcom Clarity und Omnipod DASH zusammengeführt und können gemeinsam abgerufen werden. Das Abrufen für Praxis und Verwender klappt online sehr gut und vereinfacht das Diabetesmanagement sehr. Wenn in absehbarer Zukunft die Systeme kompatibel sind, wird es sicher noch einfacher. Aber darauf sollte man nicht warten, sondern schon jetzt die Möglichkeiten nutzen, die vorhanden sind.

Würden Sie andere in ihrem Alter auch zu einer Insulinpumpe ermutigen. Denken Sie, dass Gleichaltrige auch gut damit zurechtkommen würden? 

Die Verwendung der Insulinpumpe kann ich schon nach kurzer Nutzungszeit jedem Interessierten bestens empfehlen. Man wird unabhängiger von der Spritzmöglichkeit des Insulinpens. Man kann schneller auf Blutzuckerschwankungen reagieren und einwirken. Das gibt einem ein verbessertes Lebensgefühl. Nach kurzer Pumpenverwendung fragt man sich: Warum erst jetzt? Mir fehlte sicherlich ein Mutmacher. Ich bekam den Anschub dazu von einer zufriedenen Anwenderin.

Jeder der ein Smartphone benutzt (iPhone oder Android) kommt mit der Pumpentechnik zurecht. Also bitte habt keine Angst vor der Pumpentechnik. Die Verwendung ist wesentlich einfacher als das umfangreiche Handbuch (im Vorfeld eingesehen) mir anfangs vermittelte.

Was würden Sie sich wünschen für ihr künftige Therapie? Könnten Sie sich sogar ein Loop-System vorstellen?

Wer möchte, kann nach erfolgreicher Einarbeitung auch über ein Loop-System, mit dem man die Steuerung des Blutzuckers automatisieren kann, nachdenken. Aber zuerst ist aller Anfang die Pumpe.

Wir bedanken uns herzlich für dieses spannende Interview. Ist Rainer Hackemann nicht eine inspirierende Persönlichkeit?