Kategorie: Wissen

Angehörige Diabetes

Wie Angehörige von Menschen mit Diabetes im Notfall helfen können

Eine schwere Blutzuckerentgleisung kann traumatisch sein, auch für Außenstehende, die erste Hilfe leisten. Damit Angehörige wissen, was im Notfall zu tun ist, sollten sie geschult sein. Insulin und Medikamente wie Sulfonylharnstoffe bei Typ-2-Diabetes haben als „Nebenwirkung“ das Risiko einer Unterzuckerung. Niedrige Blutzuckerwerte machen sich normalerweise rechtzeitig durch typische Symptome wie Zittern oder Schwitzen bemerkbar. Dann hilft der Griff zum Traubenzucker, und der Blutzucker ist meist rasch wieder im Lot. Wenn Unterzuckerungen allerdings einen schweren Verlauf nehmen, kommt es darauf an, dass man schnelle Hilfe bekommt. Meist ist der Partner in dieser Situation gefordert, manchmal auch die Kinder, Freunde oder Kollegen. Das geht nicht ohne eine gute Vorbereitung. Diese ist leider nicht selbstverständlich, stellt Dr. Veronika Hollenrieder in ihrer Praxis fest.

Moderne Diabetestechnik hilft Patienten mit einer Insulinbehandlung dabei, auf niedrige Blutzuckerwerte rechtzeitig zu reagieren. Trotzdem erlebe ich in der Praxis immer wieder, dass Patienten oder Angehörige über Notfallsituationen mit schweren Unterzuckerungen berichten, meist weil Insuline (Basal und Bolus) verwechselt oder Insulin versehentlich doppelt gespritzt wurde. Auch nach Alkoholkonsum oder Erbrechen bei Magen-Darm-Infektionen kann es zu einer schweren Unterzuckerung kommen. Zudem sind Hypo-Wahrnehmungsstörungen ein großes Problem, wenn Patienten die Anzeichen niedriger Blutzuckerwerte gar nicht mehr spüren, sondern schlimmstenfalls ohne Vorwarnung bewusstlos werden.

Schulung gibt Sicherheit

Meist sind es dann Angehörige, die im Notfall zur Seite stehen. Für sie gilt es, in dieser Situation einen kühlen Kopf zu bewahren und das Richtige zu tun – maximaler Stress, wie man sich vorstellen kann. Leider sehe ich selten Angehörige in der Sprechstunde, auch weil Patienten der Meinung sind: „Frau Doktor, das ist doch meine Angelegenheit, mich um meinen Diabetes zu kümmern“. Dabei wäre es so wichtig, den Partner oder die Kinder über die Zusammenhänge der Diabetestherapie zu informieren und vorzubereiten, was im Notfall zu tun ist. Die Partnerin/der Partner kann viel dazu beitragen, dass eine schwere Unterzuckerung gar nicht erst entsteht. Denn er/sie kennt den Partner genau und ist sensibel für Veränderungen in der Körpersprache, die auf niedrige Blutzuckerwerte hindeuten – wie eine gestörte Grob- oder Feinmotorik, mangelnde Konzentration bis zur Verwirrung und leider auch manchmal Aggressivität.

Was können Angehörige tun?

Zum einen können sich Angehörige gemeinsam mit dem Partner auf die Notfallsituation vorbereiten. Dafür bieten Schulungen, zu denen auch Angehörige dazukommen können, eigentlich den besten Rahmen. Während der Corona-Pandemie sind diese Schulungen leider nicht möglich und müssen durch Einzelgespräche bzw. Videosprechstunden und Informationsmaterial ersetzt werden. Den Partner beim Arztbesuch einmal begleiten und in der Sprechstunde Fragen stellen, kann ebenfalls hilfreich sein. Angehörige sollten auch wissen, wo das Blutzuckermessgerät bzw. das rtCGM-Lesegerät zu finden ist und wie diese Diabetestechnik funktioniert.

Für den Notfall muss eine Checkliste bzw. ein Notfallausweis bereit liegen. Kommt es zu einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit, sollten Angehörige (gilt auch für Kollegen oder Freunde) den Notarzt verständigen. Ärzte und Rettungssanitäter benötigen Angaben zum zuletzt gespritzten Insulin. Auch die Information, ob Alkohol konsumiert wurde, ist wichtig.

Eine Erleichterung für Angehörige ist sicherlich das Glukagon-Nasenspray, das seit 2020 als Alternative zur Glukagon-Spritze erhältlich ist.

Ein Beitrag von Dr. Veronika Hollenrieder, Fachärztin für Innere Medizin und Diabetologin (DDG), Unterhaching

Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe

Buchtipp: Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe

Wir haben mal wieder einen Buchtipp für euch! Dieses Buch ist ein MUST-Have, so viel schon mal vorweg! „Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe – ein Leitfaden für den Alltag“ stammt von den Autoren B. Kulzer, N. Herrmanns D. Ehrmann, B. Lippmann-Grob, M. Schipfer und T. Haak. Dieses Patientenbuch ist im Rahmen des Schulungs- und Behandlungsprogramms „INPUT“ für die Insulinpumpentherapie entstanden und kommt mit einem separatem Arbeitsblätterheft.

„Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“ richtet sich an Menschen mit Diabetes, die sich für eine Insulinpumpe interessieren, von Insulinpen- zur Insulinpumpen-Therapie wechseln möchten, genau wie an solche, die bereits schon Erfahrungen mir der Insulinpumpentherapie haben. „Insulinpumpen-Neulinge“ bekommen Basics, notwendiges Hintergrundwissen und Anleitungen für die Technik, den Umgang im Alltag mit der Insulinpumpe mit vielen Fallbeispielen.„Insulinpumpen-Profis“ hingegen erhalten viele Anregungen, Verbesserungsvorschläge und Tests zur Überprüfung der Insulintherapie, die man mit Hilfe der Arbeitsblätter auch einfach selbst auswerten kann. Ein Allrounder also. 

Buchtipp infokastenIch nutze bereits seit weit über einem Jahrzehnt eine Insulinpumpe (erst mit Schlauch, dann folgte eine Patch-Pumpe) und konnte dennoch sehr viel aus diesem Buch für mich mitnehmen, vor allem auch was die Basalrate betrifft. Sie ist nun mal mitunter Therapie-entscheidend und sollte im Rahmen der Insulinpumpentherapie immer wieder einmal überprüft werden. Was ich individuell für mich daraus lernen konnte, dazu gleich mehr. Zunächst zum Inhalt des Buches „Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“. 

„Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“: Aufbau, Gliederung und Inhalt des Buches

„Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“ gliedert sich in 19 Kapitel: Von „Pen oder Pumpe?“, der Motivation zur Insulinpumpe und alles Wichtige zu Kathetern, über „Basal ist nicht banal“, „All you can eat“, „Richtig bolen“, Glukosemanagement, Sport, Schwangerschaft; Geburt und Diabetes Typ F, bis hin zu „Aus Fehlern lernen“, Motivation und „Closing the Loop“ mit Blick in die Zukunft. 

Es lässt wirklich nichts aus, deshalb braucht es auch 258 DIN-A4-Seiten), liefert alle wichtigen Informationen und zeigt die technologischen Möglichkeiten der Insulinpumpe auf und wie man sie am besten im Alltag nutzen kann. Um dies so anschaulich wie möglich zu machen, werden viele Fallbeispiele dargestellt, die verschiedene Situationen alltagsnah veranschaulichen; z. B. welche temporäre Absenkung der Basalrate für die Fahrradtour, welche Bolusvariante für das Käsefondue an Silvester? Äußerst hilfreich fand ich auch das separate Arbeitsblätter-Buch, dazu gleich mehr. 

Besonders spannend war für mich das Kapitel über die Basalratenanpassung, „All you can eat“ und „Closing the Loop“ (klar, weil ich selbst loope und mich sehr dafür interessiere wo die Reise hingeht, Stichwort: Bi-hormonale AID-Systeme). Aber auch die Übung des separaten Arbeitsblätter-Buches „Schätzen Sie richtig?“ finde ich super hilfreich. Gemeinsam mit einem Dia-Buddy habe ich getestet, wie gut uns nach 25-jähriger Diabetes-Karriere noch das Schätzen der KE/BE-Menge gelingt ;). Da bin ich tatsächlich noch sehr gut drin. 

Anders sah das bei meiner Basalrate aus ;). Das Buch hat mich motiviert, mal wieder einen Basalratentest durchzuführen. Mit Hilfe der zahlreichen Tipps und Anregungen aus dem Buch konnte ich diese systematisch optimieren. Dabei haben mir zusätzlich auch die Arbeitsblätter geholfen.

Basalrate

Fazit

„Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“ hat mir mal wieder verdeutlicht, was wir Menschen mit Diabetes Typ 1 für einen Job leisten, für den wir uns jeden Tag aufs Neue motivieren müssen, um die bestmögliche Therapie zu erfahren: 

Basalratentests, Basalratenprofile und temporäre Anpassung,  Glukoseverläufe beobachten, analysieren und Muster erkennen, Kohlenhydrate, Fette, Proteine richtig berechnen, Spritz-Ess-Abstand bedenken, Bolusvarianten, Korrektur, Insulinempfindlichkeit und -wirkung bedenken, Hypo und Hyper behandeln, Krankheit/Medikamente berücksichtigen, passende Infusionssets finden und legen, fixieren, Hautprobleme, Stress, Hormone/Menstruation, Sport, Typ F, Glukosekurven, Technik, Hitze, Kälte, Reisen, Alkohol, Schlaf, Planen/Spontanität,… 

Mit Diabetes wird es definitiv nicht langweilig. Das Buch „Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“ lässt nichts aus, gibt gute Tipps und liefert wichtiges Hintergrundwissen, macht echt Spaß, motiviert, deckt Therapiefehler auf und zeigt wie man daraus lernt, es positiv angeht. Da es sehr praxisnah ist, kann man vieles einfach und direkt in unterschiedlichen Situationen im Alltag umsetzen. „Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe“ ist für mich neben der „Diabetes- und Sportfibel“ ein Muss für jeden, der mit Diabetes Typ 1 lebt, eine Insulinpumpe trägt oder künftig tragen wird/möchte oder noch Zweifel hat. 

Ich habe seit 2008 eine Insulinpumpe und weiß noch genau, wie ich mich dagegen gewehrt habe. Heute kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen ohne Insulinpumpe meinen Diabetes zu managen. Sie bietet mir so viel Flexibilität (insbesondere auch im Sport) und schenkt mir mehr Lebensqualität. Hätte ich mich früher schon intensiver mit den Möglichkeiten einer Insulinpumpe auseinander gesetzt, bzw. hätte es dieses Buch damals schon gegeben, wäre mir die Entscheidung für eine Insulinpumpe damals sehr viel leichter gefallen.

Bleibt mir nur zu sagen: LEST DIESES BUCH! 

Hier ist es erhältlich: INPUT – Selbstbestimmt leben mit Diabetes und Insulinpumpe

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel, ja, nein, vielleicht oder doch nicht einnehmen?

Was sind Nahrungsergänzungsmittel? Wie sinnvoll sind sie? Benötigt man sie, wenn man sich das ganze Jahr über „gesund“ ernährt und gut versorgt ist? Können Nahrungsergänzungsmittel die Gesundheit fördern oder sind sie in der Regel überflüssig? Wie sieht das in besonderen Fällen, etwa in der Schwangerschaft oder bei chronische Krankheiten wie Diabetes aus? Brauchen Diabetiker „Extra-Vitamine“? Fragen über Fragen, die ihre Antworten suchen. 

Fangen wir doch erstmal damit an, wie Nahrungsergänzungsmittel überhaupt definiert werden… 

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Laut  Nahrungsergänzungsmittelverordnung (Deutschland) (NemV) ist ein Nahrungsergänzungsmittel:

„(…) ein Lebensmittel, das

  1. dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen,
  2. ein Konzentrat von Nährstoffen oder sonstigen Stoffen mit ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung allein oder in Zusammensetzung darstellt und
  3. in dosierter Form, insbesondere in Form von Kapseln, Pastillen, Tabletten, Pillen, Brausetabletten und anderen ähnlichen Darreichungsformen, Pulverbeutel, Flüssigampullen, Flaschen mit Tropfeinsätzen und ähnlichen Darreichungsformen von Flüssigkeiten und Pulvern zur Aufnahme in abgemessenen kleinen Mengen in den Verkehr gebracht wird.“

(Quelle: http://www.buzer.de/gesetz/2739/index.htm)

Meine persönlichen Erfahrungen mit Nahrungsergänzungsmitteln…

Als Mensch mit Diabetes Typ 1, Leistungssportlerin und Lebensmittelallergikerin habe ich beispielsweise gelegentlich Nachholbedarf und nicht selten auch echte Mängel, die mein Arzt bei der Blutuntersuchung festgestellt hat. Es fehlt etwa an Eisen, Magnesium oder Vitamin D. Unter Vitamin-D-Mangel „leiden“ sehr viele (auch kerngesunde) Menschen in den Wintermonaten, wenn die Sonne sich nicht blicken lässt. Mittlerweile kenne ich die Symptome und weiß sie zu deuten.

Magnesiummangel macht sich bei mir mit Heißhunger auf Schokolade oder Nüsse bemerkbar, begleitet durch ein Zucken des Augenlids und Muskelkrämpfe, meistens in der Wade. Bei Eisenmangel werde ich kurzatmig, bin müde, mir ist oft schwindelig und ich habe auch Herzrasen.  Mittlerweile erkenne ich die Zeichen ganz gut und versuche, den Mangel über die Nahrung auszugleichen. Den gesamten Bedarf kann ich jedoch nicht über die Nahrung oder Sonne decken.

Statt Vitamin D über die Sonne zu tanken, bleiben uns beispielsweise fetter Fisch oder Lebertran als Alternative, um den Vitamin-D-Mangel mit seinen leider weniger eindeutigen und individuell verschiedenen Symptomen auszugleichen. Aber selbst wenn man davon regelmäßig isst, lässt sich damit nur ein kleiner Teil des Vitamin-D-Bedarfs decken. Der größte Teil dieses Vitamins wird vom Körper als Reaktion auf Sonneneinstrahlung gebildet. Was dann? Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie empfiehlt, zumindest über die sonnenarmen Wintermonate regelmäßig Vitamin-D in Tablettenform einzunehmen. 

Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel, die viele wichtige Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralstoffe, Mikronährstoffe, Spurenelemente, ausgesuchte Aminosäuren etc. pp. kombinieren, die nachgewiesene gesundheitliche Nutzen mit sich bringen, etwa für Immunsystem und Abwehrkräfte, Stoffwechsel und Verdauung, Durchblutung der Gefäße etc. pp. Hierzu gehören zum Beispiel Vital Complex Premium für die Schilddrüse, Vital Complex Premium und Diamelin Complex bei Diabetes. Letzteres wollen wir uns mal genauer angucken. 

Was ist Diamelin Complex?

Zink, Zimt, Bittergurke und Curcuma schätzen viele Menschen mit Diabetes (vor allen bei Typ-2-Diabetes) als natürliche Nahrungsergänzungen, mit denen der Blutzucker vermutlich positiv beeinflusst werden kann. Zwar gibt es dazu keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, aber einige Anwender haben die Erfahrung gemacht, dass ihnen (und ihrem Blutzucker) diese Nahrungsergänzung guttut. Theoretisch könnte man Zimt und Co. auch essen, aber wer möchte schon Zimt löffelweise zu sich nehmen? Bleiben Kapseln zur Nahrungsergänzung, die meist als Monopräparate erhältlich sind, also nur einen einzigen Bestandteil enthalten. Zum Beispiel nur Zink, nur Zimt oder nur bestimmte Vitamine.  Daraus muss man seine Rundum-Versorgung zur Nahrungsergänzung selbst zusammenstellen. Mit Diamelin Complex hat man hingegen alles in einer Kapsel, ein Mikronährstoffkomplex, speziell für Menschen mit Diabetes. Hier könnt ihr euch darüber informieren und das Produkt bestellen (WERBUNG): 

Diamelin Complex für Menschen mit Diabetes

Diamelin Complex

Am besten bespricht man mit dem Arzt, was individuell sinnvoll ist. 

Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich übrigens auch berichten, dass das Insulin bei mir besser wirkt, wenn alle Speicher ausreichend gefüllt sind. Tatsächlich benötigte ich beispielsweise mehr Insulin, wenn mein Bedarf an Magnesium nicht ausreichend gedeckt ist.  Habt ihr dahin gehend ähnliche Erfahrungen gemacht? Dann lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen. 

Nahrungsergänzungsmittel: ja oder nein?

Im Zweifelsfall kann man Blutanalysen beim Arzt hinsichtlich Nährstoff-/Mineralstoff-/Vitaminmängel durchführen lassen, damit erst gar keine Mangelerscheinungen auftreten können. Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate sind genau dann sinnvoll, wenn du keine Chance hast, deinen hohen Bedarf durch die „normale“, “gesundheitsbewusste“ Ernährung zu decken, sei es aufgrund von Leistungssport, Stress oder Krankheiten. Besonders in der Schwangerschaft oder bei chronische Krankheiten wie Diabetes rät der Arzt oft dazu. Als Beispiel seien aber auch Veganer genannt, denen es nicht selten an Vitamin B mangelt. Zur Infektvorbeugung hingegen, werden Nahrungsergänzungsmittel nicht empfohlen. Es ist wichtig, individuell die Patienten und ihre Lebensumstände zu betrachten und dann zu entscheiden, ob Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sind.

Was zahlt die Krankenkasse

Die elektronische Patientenakte für Menschen mit Diabetes

Seit dem 1. Januar 2021 hat jeder gesetzlich Versicherte einen Anspruch auf seine elektronische Patientenakte (ePA). Die gesetzlichen Krankenkassen sind verpflichtet, ihren Versicherten kostenlos eine entsprechende App für Smartphone oder Tablet bereitzustellen. Der Zugang zur ePA muss bei der Krankenkasse beantragt werden.

Welche Vorteile bringt die elektronische Patientenakte mit sich?

Die ePA soll die Kommunikation zwischen Ärzten, Apotheken und Patienten verbessern und die Behandlung im Notfall erleichtern. Mit der elektronischen Patientenakte soll Transparenz geschaffen werden, unnötige Doppeluntersuchungen vermieden und ärztliche Entscheidungen für Patienten nachvollziehbarer werden. Gespeichert werden können Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, Impfungen, Medikationspläne, Arztbriefe und Notfalldatensätze. Netter Nebeneffekt für den Patienten: Nach einem verlegten Impfpass oder einem Zahn-Bonusheft muss damit auch nicht mehr stundenlang gesucht werden, wenn der nächste Termin ansteht. 

Ärzte und Apotheken können auf die Daten zugreifen und haben so schnell einen umfassenden Überblick über die gesundheitliche Situation und Medikation des Patienten. Die durch die ePA gewonnene Zeit, kann dann besser ins Wesentliche investiert werden: in den Dialog mit dem Patienten.  

Untersuchungsergebnisse, Befunde etc., die bisher lokal bei verschiedenen Ärzten und Krankenhäusern abgelegt waren, fügen sich damit digital zu einem Gesamtbild zusammen.

Die elektronische Patientenakte für Menschen mit Diabetes (eDA)

Um die chronische Erkrankung Diabetes mellitus besser abzubilden, hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) die elektronische Patientenakte für Diabetespatienten (eDA) ins Leben gerufen, welche die ePA ergänzt. Damit soll die Behandlungsqualität verbessert werden. Haus- und Fachärzten stehen in der Software unter anderem medizinische Empfehlungen und Leitlinien zur Verfügung, sodass eine sofortige Handlungsempfehlung für den Patienten vorliegt, die regelmäßig aktualisiert werden kann.

Aufbau eines Diabetesregisters

An die elektronische Patientenakte für Menschen mit Diabetes ist zusätzlich ein Register angeschlossen, das alle in ihm erfassten Daten nutzbar für Forschung und Versorgung machen kann. Zu Erkrankungen wie Krebs gibt es bereits seit Jahren ein solches Register, das dabei hilft, die Qualität der Behandlung zu verbessern. In Bezug auf Diabetes mellitus fehlt ein solches Register bisher. Da Diabetes zu den großen Volkskrankheiten weltweit gehört, mehr als sieben Millionen Menschen betroffen sind und jedes Jahr etwa 500.000 neu Erkrankte hinzukommen (Tendenz steigend), wäre ein Diabetesregister jedoch überaus wichtig. 

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes Gesellschaft vom 7. September 2020 und Diabetes News

Mehr Infos zur eDA findet ihr hier: gematik.de

MiniMed 770G Insulinpumpensystem

Was leistet das neue MiniMed 770G Insulinpumpensystem von Medtronic?

Das neue MiniMed 770G Insulinpumpensystem von Medtronic ist seit Anfang Februar 2021 in Deutschland erhältlich und für Menschen mit Diabetes ab einem Alter von 7 Jahren zugelassen, die einen täglichen Insulin-Gesamtbedarf von mindestens 8 und höchstens 250 Einheiten haben.

Damit gesellt sich nun ein weiteres spannendes Insulinpumpensystem zu den bekannten Produkten. Zusammen mit dem rtCGM Guardian 3 wird die Insulinpumpe zum Hybrid-Closed-Loop-System und passt die Glukosewerte automatisch an, wie ihr das vermutlich schon vom MiniMed 670G-System kennt. Möglich macht dies der SmartGuard Auto-Modus, der auf Wunsch zugeschaltet werden kann.  Über den SmartGuard Auto-Modus passt das System individuell die basale Insulinabgabe an den Bedarf an – basierend auf den Glukosewerten, die alle 5 Minuten gemessen werden. So sollen die Werte automatisch in einem Bereich zwischen mindestens 70 und 180 mg/dl (bzw. 3,9 und 10,0 mmol/l) gehalten werden. Dabei arbeitet das System bei der basalen Korrektur mit einem Zielwert von 120 mg/dl (6,7 mmol/l), der zeitweise (z. B. beim Sport) auf 150 mg/dl (8,3 mmol/l) hochgesetzt werden kann.

Ganz allein übernimmt das System die Steuerung der Insulinversorgung nicht. Die aktive Mitarbeit des Verwenders ist weiterhin notwendig. So müssen u.a. die Kohlenhydrate nach wie vor eingegeben und das Bolusinsulin abgegeben werden. Eine Kalibrierung des Systems ist mindestens zweimal täglich erforderlich. Darüber hinaus werden mindestens zwei weitere Blutzuckermessungen empfohlen, damit das System sicher im Auto-Modus arbeiten kann. Der neue Bluetooth®-Transmitter überträgt beim MiniMed 770G Insulinpumpensystem die Werte nun direkt auf das Smartphone.

Wir fassen kurz für euch zusammenfassen, was denn das neue Minimed 770G-System ausmacht, was ist neu bei MiniMed 770G – im Vergleich zu Minimed 670G? Optisch hat sich nicht viel verändert: Die Insulinpumpe MiniMed 770G ist „baugleich“ mit MiniMed 640G und MiniMed 670G, die auch weiterhin erhältlich bleiben. 

Neue Features des MiniMed 770G Insulinpumpensystems

Es kommen ein paar neue Features ins Spiel, wenn die Insulinpumpe in Verbindung mit der kontinuierlichen Glukosemessung (rtCGM) als System genutzt wird: 

  • Das MiniMed 770G System kann mit dem Smartphone kommunizieren.
  • Der aktuelle CGM-Wert, Trends und Benachrichtigungen von zu hohen und niedrigen Werten sowie Insulingaben werden in der neuen MiniMed Mobile App für iOS und Android angezeigt (Hinweis: die App dient nicht zur Steuerung der Insulinpumpe).
  • Der neue Guardian Link 3 Transmitter nutzt dafür Bluetooth®.
  • Softwareaktualisierungen der Pumpe sind möglich, sobald diese verfügbar sind (möglicherweise mit Kosten verbunden; weitere Informationen bei Verfügbarkeit).
  • Als kompatibles Blutzuckermessgerät zur Kalibrierung dient Accu-Chek Guide Link (wird mitgeliefert).
  • Über die CareLink Connect App können Informationen aus Insulinpumpe und rtCGM mit bis zu fünf Personen geteilt werden.

Die Komponenten

Das MiniMed 770G System besteht aus folgenden Komponenten:

  • Die Insulinpumpe MiniMed 770G, sie ist auch separat erhältlich. Sie kann also auch ohne das passende rtCGM Guardian 3 verwendet werden. 
  • Sensor Guardian 3 und passender Transmitter Guardian Link 3. Mit diesen Komponenten ist eine kontinuierliche Glukosemessung (CGM) möglich. Der Sensor hat eine Tragedauer von 7 Tagen.
  • Blutzuckermessgerät Accu-Chek Guide Link (mitgeliefert), das automatisch zur Kalibrierung die gemessenen Blutzuckerwerte in das System übernimmt.

MiniMed_770G

Ihr habt Interesse am neuen Minimed 770G Insulinpumpensystem? Hier findet ihr alle wichtigen Infos, samt Praxistipps zur Genehmigung: Das MiniMed 770G Insulinpumpensystem

Last but not least: Falls ihr Fragen zu Insulinpumpen und CGM-Systemen habt, dann steht euch Diabetesberaterin Heike Göbel zur Seite. Sie berät euch Samstag, am 20. Februar von 9-14 Uhr unter der Telefonnummer: 089/89 55 67 9-888