Kategorie: Wissen

Moderne Diabetestherapie

Moderne Diabetestherapie: Von analog zu digital…

Alltag, Beruf und Privatleben sind und werden immer digitaler. Smartphone Apps, Fitnesstracker und Co. begleiten uns auf Schritt und Tritt und erfassen durchgängig Informationen. Auch im Diabetesalltag spielen Daten eine große Rolle. Über den Tag verteilt treffen Menschen mit Diabetes rund 50 Therapieentscheidungen – und das auf Basis ihrer Blutzucker-/Glukosewerte, Mahlzeiten, Aktivitäten und weiteren Faktoren, die sich auf den Blutzuckerspiegel auswirken können.

War vor einigen Jahren noch ein handschriftliches Diabetestagesbuch gefragt, schaffen heute digitale Helfer wie Apps Überblick und Entlastung. Das ist aber erst der Anfang. Denkt man die Möglichkeiten des digitalen Diabetes Managements weiter wird deutlich, dass besonders die Vernetzung der Daten Vorteile mit sich bringt.

Als Beispiel: Wer seine Blutzuckerwerte, Insulinabgaben usw. in einer gemeinsamen Ansicht betrachtet, kann Fragen wie „Warum sind meine Werte gestern Mittag plötzlich stark gefallen?“ nachgehen und anhand der Daten beantworten – „Ach stimmt, ich habe meinen Bolus abgegeben, habe dann aber die Mittagspause ausfallen lassen“. Diese Verknüpfung der Daten in einer Ansicht fasst einzelne Produkte zu Therapielösungen zusammen.

Herzstück im Alltag mit Diabetes

Die mySugr App bildet das Herzstück der modernen Therapielösungen von Roche Diabetes Care für Menschen mit Diabetes. Zum Aufbau der Therapielösungen werden verschiedene Produkte und Systeme an mySugr angebunden, die Patienten bei der Erfassung und Auswertung ihrer Daten unterstützen. Sie erhalten direkt auf dem Smartphone, wie in einem Cockpit, einen Rundum-Überblick ihrer Therapie – und damit mehr Überblick über den Therapieverlauf, mehr Zeit im Alltag und mehr Motivation, um ihre Ziele zu erreichen. Dieses Cockpit hilft ihnen, Einflüsse auf den Blutzuckerspiegel besser zu verstehen, entsprechend darauf zu reagieren und noch mehr aus den Daten zu holen.

Wie sieht das in der Praxis aus? Aktuell können die mit Accu-Chek Guide und Accu-Chek Mobile (mit Wireless Adapter) gemessenen Blutzuckerwerte per Bluetooth direkt in die mySugr App übertragen werden. Auch die CGM-Daten des Eversense XL CGM Systems werden bereits in der mySugr App angezeigt. Um auch die Insulinabgaben automatisch in mySugr zu dokumentieren, wird zusätzlich an der Anbindung weiterer Produkte – Insulinpumpe und Smart Insulin-Pen – gearbeitet.

Digitaler Austausch zwischen Arzt und Patient

Die Verknüpfung einzelner Produkte zu modernen Therapielösungen macht das Diabetes Management individueller, vollständiger und effizienter. Tools wie die mySugr App sind dabei weit mehr als ein technisches Hilfsmittel – sie tragen auch nachweislich zu einer Therapieverbesserung bei (Senkung des geschätzten HbA1c um bis zu -1,3 % in sechs Monaten[1]). Auch der (Daten-)Austausch zwischen Arzt und Patient rückt als Teil der Therapielösungen noch mehr in den Fokus und wird digital unterstützt. Nutzer von mySugr können ihre Daten direkt aus der App heraus an den Arzt schicken. Dieser lädt sie in die Diabetes Management Software in der Praxis, Accu-Chek Smart Pix, sieht auf einen Blick den Therapieverlauf und kann die Verläufe und Informationen mit dem Patienten besprechen.

Je vollständiger diese Daten sind, desto schärfer wird das Gesamtbild der Therapie – und desto individueller können Anpassungen erfolgen, um Ziele zu erreichen und im Diabetesalltag zu entlasten. Weitere Informationen zu den modernen Therapielösungen von Roche Diabetes Care gibt es online unter: www.diabetesweiterdenken.de

Anzeige// Dieser Artikel wurde von Roche Diabetes Care gesponsert

[1] Hompesch M, Kalcher K, Debong F. Significant Improvement of Blood Glucose Control in a High Risk Population of Type 1 Diabetes Using a Mobile Health App – A Retrospective Observational Study [Abstract, Poster]. 10th International Conference on Advanced Technologies & Treatments for Diabetes; 2017 Feb 15-18; Paris, France.

Schwerbehindertenausweis

Schwerbehindertenausweis mit Diabetes – Ja oder Nein?

Menschen mit Diabetes können einen Schwerbehindertenausweis beantragen, der besondere Rechte im Beruf und im Privatleben mit sich bringt. Als schwerbehindert gilt, wer mindestens einen Grad der Behinderung (GdB) von 50 erreicht. Dann erhält man einen entsprechenden Ausweis, mit dem man „Nachteilsausgleiche“ in Anspruch nehmen kann. Einen solchen Ausweis zu erhalten, ist in den vergangenen Jahren allerdings immer schwieriger geworden. „Die Diabeteserkrankung mit Insulintherapie allein reicht inzwischen nur noch selten aus“, erklärt Rechtsanwalt Oliver Ebert aus Stuttgart, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat.

Die Voraussetzung dafür ist nicht nur ein erheblicher Therapieaufwand (mindestens vier Insulininjektionen pro Tag mit selbstständiger Dosisanpassung auf Basis der selbst gemessenen Blutzucker- bzw. Glukosewerte). Wer einen Schwerbehindertenausweis aufgrund des Diabetes erhalten will, muss zudem gravierende Einschränkungen mit massiven Beeinträchtigungen im Alltag nachweisen. Einfacher wird es, wenn zur Diabeteserkrankung noch weitere (Folge-) Erkrankungen kommen, z. B. eine Neuropathie oder Erkrankungen des Herzens, der Augen oder der Bandscheibe. Über die Gesamtbewertung kann dann ein Grad der Behinderung von 50 erreicht werden.

Was bringt ein Schwerbehindertenausweis?

Wer einen Schwerbehindertenausweis besitzt, kann eine Reihe sogenannter „Nachteilsausgleiche“ in Anspruch nehmen. Dazu gehört unter anderem ein besonderer Kündigungsschutz. Man erhält fünf Tage bezahlten Sonderurlaub im Jahr zusätzlich und kann bereits mit Vollendung des 65. Lebensjahres ohne Abzüge in Rente gehen. Außerdem ergeben sich Steuervorteile in Form von erhöhten Steuerfreibeträgen. Vergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr und bei Eintrittspreisen sind weitere Vorteile des Schwerbehindertenausweises. Wer sich um einen neuen Job bewirbt, muss die Schwerbehinderung in der Bewerbung und im Vorstellungsgespräch übrigens nicht angeben. Früher oder später erfährt der Arbeitgeber aber ohnehin davon, spätestens, wenn man den zustehenden Sonderurlaub beantragt.

Auch für Kinder Kinder mit Diabetes erhalten in der Regel problemlos einen Schwerbehindertenausweis, bis zum 16. Lebensjahr wird bei ihnen zusätzlich ein „H“ für Hilflosigkeit eingetragen. Dies ist unter anderem mit einem erhöhten Steuerfreibetrag (zurzeit 3700.– Euro) für die Eltern verbunden.

Allerdings sollten sich Eltern gut überlegen, einen solchen Ausweis für ihr Kind zu beantragen, meint Rechtsanwalt Oliver Ebert. Denn ist die Schwerbehinderung erst einmal anerkannt, kann sie nicht einfach wieder „zurückgegeben“ werden. Was dies im Laufe des Lebens bedeuten wird, kann man in jüngeren Jahren noch gar nicht abschätzen.

Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr unter: www.diabetes-und-recht.de

DDG-Kongress

DDG-Kongress 2019: Diabetes – Nicht nur eine Typ-Frage

Vom 29. Mai – 1. Juni 2019 fand im CityCube Berlin unter dem Motto Diabetes – Nicht nur eine Typ-Frage der DDG-Kongress für Fachbesucher statt. Wir waren vor Ort und haben uns mal für euch umgesehen und umgehört…

Es gab wie immer viel zu entdecken, zum Beispiel…

… im Eingangsbereich ein riesiges Pankreas:Mega Pankreas Bauchspeicheldrüse

… diesen Pen Assist für den sicheren Griff von Insulinpens, der voraussichtlich ab September erhältlich sein wird und für Diabetiker mit koordinativen Problemen in den Händen oder Sehschwäche sicher hilfreich ist: 

Pen Assist

Was treibt die Pharma/Medizintechnik?

Die bekannten Pharmaunternehmen und Medizintechnik-Hersteller wie Medtronic, Roche Diabetes Care, Insulet Corporation, SOOIL, Ypsomed, Lilly… waren alle vertreten und standen Rede und Antwort. Hierzu geben wir aus Erfahrung immer wieder gerne folgenden Tipp: Geht gezielt mit euren Fragen auf die Hersteller zu, die ihr euch im Vorfeld gut überlegt und notiert habt. Ansonsten verrennt man sich schnell ;).

DiaBorg

Eigentlich hatten fast alle der genannten Hersteller und darüber hinaus auch ein paar News zu verkünden. So hat hat SOOIL die AnyDANA App für die DANA Insulinpumpe optimiert, hatte poppige Sticker im Gepäck ;). Ja, ein bisschen Farbe und Pepp motivieren uns doch auch alle gleich ein bisschen in Sachen Diabetesmanagement.

Die Medtronic 670G und Roches Accu-Chek Solo Patch-Pumpe konnte man sich vor Ort zeigen lassen, leider sind sie aber noch nicht in Deutschland erhältlich. Wir warten (un)geduldig ;)), genau wie auf OmniPod Dash von Insulet Corp. Oft überzeugen oder enttäuschen Diabetes-Hilfsmittel und Co. ja doch erst, wenn man sie live gesehen, in den Händen gehalten oder gar mal ausgetestet hat. So fällt die Entscheidung oft leichter.

Von Abbott erfuhren wir noch, dass zeitnah mit einer neuer Pflaster-Rezeptur fürs Libre 2 zu rechnen sei (Kontaktallergiker wird das sehr freuen) und das Libre 2 nun zur Regelleistung der Kassen und rtCGM-Systemen gleichgestellt wird.

Kommerzielle Loop-Systeme

Geheimniskrämerei gab es auf dem Kongress und gibt es weiterhin um offizielle, kommerzielle Hybrid-Closed-Loop-Lösungen wie Tidepool und Diabeloop DBLG1 mit Insulinpumpen wie t:slim X2, Kaleido und OmniPod. Auch Medtronic gab noch kein offizielles Datum für die MiniMed 670G bekannt, an dem sie in Deutschland erhältlich ist. Es wird sehr viel spekuliert, auch über nicht weniger spannende (ganz im Gegenteil ;)) bihormonelle Closed-Loop-Systeme wie etwa beta bionics iLet, das neben Insulin auch Glukagon verabreicht.

Vermutlich wird man zum EASD im September in Barcelona noch mehr erfahren. Das hoffen wir zumindest. Es bleibt spannend und wir halten euch auf dem Laufenden. 

Was war sonst noch los auf dem DDG-Kongress?

Am DIASHOP-Stand gab es Vorträge zum Thema Hautschutz, Fixierung und DIY-Loopen, die sehr gut besucht waren. 

DIASHOP Stand

Hier findet ihr unsere Loop-Artikelreihe: Hybrid-Closed-Loop-Systeme, Marke Eigenbau. Hilfreiche Praxistipps zum Thema Hautschutz und Fixierung haben wir hier bereitgestellt: Hautschutz und Fixierung

Neben dem DIASHOP-Stand konnte man sich dann direkt eine wohlverdiente Nackenmassage gönnen und das neu erworbene Wissen erstmal sacken lassen ;). Damit war man wieder fit für weitere spannende Vorträge und Workshops in den Vortragsräumen. Eine Vielzahl könnt ihr hier in der Mediathek hören: DDG Mediathek

Für alle die nicht teilnehmen konnten, eine gute Gelegenheit, up to date zu bleiben. Die Themen sind vielfältig und für Typ 1er, 2er, 3er, 4er… gleichermaßen spannend. Ob Ernährung, Digitalisierung, Sport, Politik, Apps, Loopen, neue Technologien… Hört unbedingt mal rein.

Auffällig viele Diskussionen unter Fachpersonal und Betroffenen fanden wie auf jedem Kongress statt, etwa bei Kaffee und Kuchen oder kühlen Getränken draußen in der Sonne. Oft macht dieser Austausch solche Veranstaltungen noch wertvoller und wichtiger. Die Diabetes-Community ist großartig! Teil des Programms war auch wieder der Diabetes-Lauf, ob man nun zum Spaß oder ehrgeizig mit neuer Bestzeit teilnahm, hauptsache dabei…

Diabetes Lauf

Fazit: Es gab viel zu entdecken, spannende Diskussionen, abwechslungsreiche Themen, Neues zu verkünden und zu erfahren, viele Spekulationen und Spaß inklusive auf dem DDG-Kongress in Berlin.  

Hybrid-Closed-Loop- Systeme, Marke Eigenbau, Teil 4: Selbsttest AndroidAPS

Es geht weiter mit Teil 4 unserer „Hybrid-Closed-Loop, Marke Eigenbau“-Artikelreihe. Lest dazu zunächst auch:

Heute berichtet Steff (diabetes-leben.com) über ihre eigenen Erfahrungen mit DIY-Loopen. Seit einem halben Jahr testet sie selbst AndroidAPS und seit einiger Zeit auch Loop mit OmniPod (<- dazu im nächsten Teil unserer Artikelserie mehr).

Ein wichtiger Hinweis vorweg: Closed-Loop-Systeme, sprich vollautomatische Systeme, die wie eine künstliche Bauchspeicheldrüse funktionieren, sind in Deutschland noch nicht offiziell für Diabetiker zugänglich, wenn auch bereits sehr weit in der Entwicklung. Hybrid-Closed-Loop-Systeme der Marke Eigenbau entstehen in Eigenverantwortung technisch versierter Diabetiker! Alles geschieht auf eigene Verantwortung. Auch Ärzte dürfen einen nicht zum Verwenden eines solchen Systems raten. Man nutzt die Insulinpumpe beim DIY-Loopen anders als vom Hersteller vorgesehen. Deshalb kann man bei einem Systemversagen nicht den Pumpen- oder CGM-Hersteller zur Verantwortung ziehen. Dieses Haftungsproblem solltet ihr sehr ernst nehmen.

Selbsttest AndroidAPS

Ich (Steff) habe nun seit über 22 Jahren Diabetes Typ 1 und habe seit jeher eigentlich nichts an neuen möglichen und offiziellen Diabetes-Therapiemaßnahmen ausgelassen. Aktuell teste ich nun die „inoffiziellen“ DIY-Loop-Systeme Android APS neben LOOP mit OmniPod. Heute berichte ich zunächst über meine persönlichen (!!!) Erfahrungen mit AndroidAPS, da ich dieses System bereits länger und ausgiebiger getestet habe:

Warum habe ich mich fürs DIY-Loopen entschieden?

Im Großen und Ganzen war ich zwar mit meiner bisherigen Diabetes-Einstellung zufrieden, dennoch gab es zwei Knackpunkte, bei denen ich mir durch den Einsatz eines DIY-Closed-Loop-Systems Verbesserung erhoffte. Zum einen hatte ich nachts zwischen 2 und 5 Uhr häufig mit Blutzuckerspitzen zu kämpfen. Die Betonung liegt hierbei auf „häufig“, da eine Regelmäßigkeit nicht vorhanden war. Ein weiteres Problem bei mir sind starke Blutzuckeranstiege nach dem Sport, insbesondere nach anaeroben Trainingseinheiten.

Installation und Einrichtung

Die Installation und Einrichtung gestaltete sich dank detaillierter und verständlicher Dokumentation in deutscher Sprache recht einfach: Der gesamte Prozess vom ersten Download bis zum ersten Aufruf der Bedienoberfläche dauerte knapp ca. eineinhalb Stunden. Ein gewisses technisches Grundverständnis wird aber vorausgesetzt.

„Open Loop“-Modus

Eine Besonderheit von AndroidAPS sind die Zielvorgaben: In einer Art Tutorial muss der Anwender über mehrere Wochen hinweg Ziele erfüllen, um Funktionen freizuschalten. In den ersten Tagen lief AndroidAPS aus diesem Grund im „Open Loop“-Modus. Das heißt, dass die App lediglich Therapie-Empfehlungen gibt, der Anwender sie aber selbstständig ausführen muss. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass man sich mit der App auskennt, bevor man ihr seine Gesundheit anvertraut.

Bedienoberfläche und Möglichkeiten

Die Bedienoberfläche von AndroidAPS ist zwar nicht besonders schön, aber zweckmäßig. Nach kurzer Einarbeitung findet man sich gut zurecht. In der Hauptansicht werden standardmäßig wichtige Daten wie der Blutzuckerverlauf oder die abgegebene Insulinmenge grafisch und als Text dargestellt. Gut ist, dass man immer sieht, was der Loop im Augenblick tut, also um wie viel Prozent die abgegebene Insulinmenge verändert wurde und für wie lange. Manuelle Eingriffe wie die Bolusabgabe bei Mahlzeiten oder die Eingabe eines temporären Blutzuckerziels beim Sport gehen schnell von der Hand.

Und wie wirkt sich der Loop auf meine Blutzuckerwerte aus?

Seit ich loope verbringe ich fast jede Nacht mit Blutzuckerwerten im Zielbereich, mehr muss ich dazu wohl nicht sagen ;). Hier hat der Loop alle Erwartungen erfüllt. In ruhigen Nächten läuft die Basalrate mit wenigen Anpassungen durch, in „Spitzen“-Nächten reguliert der Loop ordentlich dagegen und das mit Erfolg. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich nachts mit katastrophalen Werten aufgewacht bin und mich mühsam runtergespritzt habe. Meine Blutzuckerspitzen nach dem Sport sind leider nach wie vor vorhanden, auch wenn Sie dank Loop nun deutlich harmloser ausfallen und weniger manuelle Eingriffe erfordern. Hier bin ich noch am Tüfteln und der Loop bietet einem dafür allerlei Stellschrauben.

Die Vorteile des Loops liegen auf der Hand und lassen sich kurz zusammenfassen: Mehr Werte im Zielbereich bei weniger manuellen Eingriffen. Neben den handfesten Fakten in Form besserer Werte ist auch das neue Gefühl von Sicherheit ein wichtiger Aspekt. Ist der Loop erst mal richtig eingestellt und hat man ein gewisses Grundvertrauen aufgebaut, muss man sich vor massiven Entgleisungen, egal in welche Richtung, nicht mehr fürchten. Dennoch muss man sich auch im Klaren darüber sein, dass ein Loop nicht gleichbedeutend mit einem Diabetes-Autopiloten ist. Einfach anschalten und laufen lassen führt in den seltensten Fällen zum Ziel.

Würdest du lieber ein offizielles System nutzen?

Oft werde ich gefragt, ob ich keine Bedenken und Sorge habe, ein System zu nutzen, das offiziell so nicht zugelassen ist… Mir ist bewusst, dass die Verantwortung derzeit vollständig bei mir bzw. den „Loopern“ liegt. Hersteller können nicht zur Verantwortung gezogen werden, wenn ihre Hardware anders genutzt wird als von ihnen vorgesehen ist. Mediziner dürfen den Einsatz der Systeme weder empfehlen noch unterstützen. Krankenkassen leisten zwar bei offiziell zugelassenen Systemen und Geräten Unterstützung, werden sich bei Unfällen mit Selbstmach-Systemen jedoch ebenfalls tunlichst heraushalten.

Dennoch loope ich, weil mir meine Gesundheit am Herzen liegt, meine Blutzuckerwerte deutlich besser sind als vorher, mir der Loop im Alltag ein Stück weit mehr Sicherheit gibt, in dem er eben automatisch Insulin abgibt oder rausnimmt, wenn meine Blutzuckerwerte sich erhöhen oder absinken. Wenn so ein Automatismus bereits möglich ist, warum sollte ich ihn nicht nutzen, wenn es mir so viel mehr Lebensqualität schenkt? Das es keine Unterstützung durch Hersteller und Ärzte gibt, fällt nicht so schwer ins Gewicht: Bei Problemen, Fragen oder Anregungen hat die erfahrene Loop-Community ein offenes Ohr, hilft und unterstützt rund um die Uhr. Es ist ein Geben und Nehmen ohne finanzielles Interesse.

Pharmaunternehmen arbeiten bereits mit Entwicklern aus der DIY-Community zusammen…

Ich bin dennoch sehr gespannt, wie sich Akzeptanz und rechtliche Stellung von „Looping“ auch hierzulande verändern wird, wie schnell sich kommerzielle Closed-Loop-Systeme verbreiten und wie sie Diabetes-Management vereinfachen — und uns bei unserem 24-Stunden-Job unterstützen.

Positiv hervorzuheben ist, dass viele Medizintechnik-Unternehmen Entwickler aus der DIY-Community mit einbeziehen. Auf diese Weise fließen die mit den Open-Source-Lösungen gesammelten Erfahrungen in die Entwicklung offizieller Systeme ein. Die Frage ist, ob diese die gleichen Möglichkeiten bieten wie aktuelle DIY-Lösungen. Durch strenge Richtlinien zur Zulassung neuer Therapie-Hilfsmittel ist zu befürchten, dass die Algorithmen der kommerziellen Lösungen weniger individuell anpassbar arbeiten. Zwar sind strenge Richtlinien grundsätzlich nicht verkehrt und für Haftung und Qualitätssicherung wichtig, doch stehen sie dem technischen Fortschritt und den damit verbundenen Möglichkeiten der Diabetiker leider noch im Weg.

Hybrid-Closed-Loop-Systeme, Marke Eigenbau, Teil 2: Welche Komponenten benötige ich?

Nach Teil 1 folgt nun… richtig ;), Teil 2 unserer Artikelserie „Hybrid-Closed-Loop-Systeme, Marke Eigenbau…“. Wir geben Antwort auf die Frage „Welche Komponenten benötige ich für ein Hybrid-Closed-Loop-System der Marke Eigenbau?“ In Teil 1 habt ihr ja bereits erfahren, was dieser Loop 😉 eigentlich ist, von dem jetzt alle sprechen. Damit haben wir zunächst erstmal etwas Licht ins Dunkel gebracht und setzen nun unsere Artikelserie fort. Ihr werdet heute erfahren, welche Komponenten für ein Hybrid-Closed-Loop der Marke Eigenbau erforderlich sind.

Ein wichtiger Hinweis vorweg: Closed-Loop-Systeme, sprich vollautomatische Systeme, die wie eine künstliche Bauchspeicheldrüse funktionieren, sind in Deutschland noch nicht offiziell für Diabetiker zugänglich, wenn auch bereits sehr weit in der Entwicklung. Hybrid-Closed-Loop-Systeme der Marke Eigenbau entstehen in Eigenverantwortung technisch versierter Diabetiker! Alles geschieht auf eigene Verantwortung. Auch Ärzte dürfen einen nicht zum Verwenden eines solchen Systems raten. Man nutzt die Insulinpumpe beim DIY-Loopen anders als vom Hersteller vorgesehen. Deshalb kann man bei einem Systemversagen nicht den Pumpen- oder CGM-Hersteller zur Verantwortung ziehen. Dieses Haftungsproblem solltet ihr sehr ernst nehmen.

Welche Komponenten benötige ich für ein Hybrid-Closed-Loop-System der Marke Eigenbau?

Auch wenn im alltäglichen Sprachgebrauch ein „Closed-Loop-System“ oft mit der Software gleichgesetzt wird, welche die Algorithmen bereitstellt, muss man eigentlich die Gesamtheit aller am Regelkreis beteiligten Komponenten beim Loopen betrachten. Grundsätzlich bestehen alle derzeit verfügbaren Do-It-Yourself (DIY)-Loop-Lösungen aus den gleichen Komponenten, und um genau die soll es heute gehen. Dazu haben wir eine Skizze angefertigt, welche die nötigen Komponenten veranschaulicht. Darunter findet ihr alle Komponenten beschrieben:

Hybrid Closed loop Marke Eigenbau: Woraus besteht ein Closed Loop System?
  1. Ein CGM-System zur Messung der Glukosewerte.
  2. Eine kompatible Insulinpumpe, die auf Basis der über die Software ermittelten Werte, die Insulinzufuhr zuschalten und senken kann.
  3. Optional eine Cloud-basierte Software, um die Daten den beteiligten Geräten und dem Anwender zur Verfügung zu stellen.
  4. Hardware zur Ausführung der Software, etwa ein Mini-Computer oder ein Smartphone.
    Loop-Software auf dem Smartphone, bestehend aus:
  5. Komponente zur Kommunikation mit dem CGM-System (in der Regel eigenständige Anwendung).
  6. Kernkomponenten: Algorithmus zur Berechnung der abzugebenden Insulinmenge auf Basis der gemessenen Glukosewerte und weitere Faktoren; Komponenten zur Kommunikation mit der Insulinpumpe und der Cloud.
  7. Bedienoberfäche zur Einrichtung, Visualisierung und für manuelle Eingriffe (6. und 7. sind bei den meisten Lösungen in einer Anwendung kombiniert).

Damit wisst ihr grundsätzlich, welche Komponenten für ein Hybrid-Closed-Loop der Marke Eigenbau erforderlich sind, allerdings noch nicht welche ihr für die einzelnen aktuellen DIY-Systeme benötigt, bzw. welche Lösungen es bisher überhaupt gibt und wie sie sich unterscheiden. Teil 3 unserer „Hybrid-Closed-Loop, Marke Eigenbau“-Serie folgt in Kürze und wird sich genau dieser Thematik widmen und euch einen Überblick darüber verschaffen.