Während wir im Fußball weltmeisterlich sind, liegt Deutschland in der Prävention von chronischen Krankheiten, wie Diabetes mellitus, deutlich hinter der internationalen Entwicklung zurück. Dies zeigte sich beim Gipfel gegen nichtübertragbare Krankheiten, der unlängst in New York im Rahmen der UN-Generalversammlung stattfand. Und das ohne die Bundesregierung, die dieser Konferenz fern blieb.
In einem eindringlichen Appell erinnerte Margaret Chan, die Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), daran, dass die Übergewichtsepidemie seit drei Jahrzehnten immer schlimmer werde – statt besser. Sie forderte zu einem drastischen Paradigmenwechsel auf: „Wir denken immer noch zu sehr in Krankheiten, statt in der Verhinderung von Krankheiten.“ Vor diesem Hintergrund beschloss die UN-Generalversammlung, dass die Staaten bis zum kommenden Jahr nationale Ziele entwickeln und nationale Pläne aufstellen sollen, um die vorzeitige Sterblichkeit durch chronische Krankheiten bis 2025 um ein Viertel zu senken.
„Es ist bedauerlich, dass die Bundesregierung sich an dieser Debatte im höchsten UN-Gremium nicht beteiligt und damit die Chance auslässt, von internationalen Erfahrungen zu lernen“, monierte Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der, wie auch Dr. Stefanie Gerlach, Leiterin Gesundheitspolitik von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, an der Konferenz teilnahm. „Wir fordern bereits seit langem einen Bundesbeauftragten für Diabetes und Adipositas, der in der Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans eine wichtige Rolle einnehmen würde.“
Eine große Zahl von Ländern berichtete im Verlauf der Debatte über konkrete Maßnahmen, mit denen sie das Auftreten von nichtübertragbaren Krankheiten zurückdrängen wollen. Mehrere südamerikanische Länder haben beispielsweise mit der Brotindustrie Vereinbarungen getroffen, den Salzgehalt stufenweise zu reduzieren – hoher Salzkonsum gilt als Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen. In Argentinien ist es gelungen, den Salzgehalt in vier Jahren um 25 Prozent zu reduzieren. Brasilien hat sich das Ziel gesetzt, den Salzgehalt in Lebensmitteln um 30 Prozent in fünf Jahren zu verringern, Kanada möchte das bis 2016 erreichen. Südafrika hat entsprechende gesetzliche Regelungen beschlossen.
Etliche Länder haben verschiedene Formen der Zucker-Fettsteuer eingeführt (unter anderem Frankreich, Finnland, Mexiko, Ungarn). Andere Länder verbieten an Kinder gerichtete Fernsehwerbung oder alle Formen der Tabakwerbung, einschließlich des Sponsorings.