Verurteile andere Diabetiker nicht ohne ihre Geschichte zu kennen, denn Diabetes empfindet jeder anders. Der eine managt seinen Diabetes nebenher, der andere empfindet ihn als kraftraubenden 24-Stunden-Job. Wir ticken nun mal nicht alle gleich. Was für den einen schlimm ist, ist es für den anderen noch lange nicht. Warum das so ist, hängt von vielen Faktoren ab, etwa Lebenserfahrung, Erlebnissen, sozialem Umfeld etc. pp. Man kann jedoch lernen, mit belastenden Situationen besser umzugehen.
Darum soll es heute aber nicht gehen. Vielmehr darum, dass der eigentlich so gewinnbringende Erfahrungsaustausch unter uns Diabetikern in Foren und sozialen Netzwerken nicht selten „ausartet“, weil wir auf Basis unserer eigenen langjährigen Erfahrung mit der Krankheit andere vorschnell verurteilen. Das funktioniert so aber nicht! Diabetes ist nicht gleich Diabetes und diesen empfindet jeder anders. Jeder von uns schreibt seine eigene Geschichte. Wir kennen unsere Geschichte, aber die des anderen oft nicht.
Ist doch „nur“ Diabetes: Diabetiker unter sich…
In Foren oder in den Sozialen Netzwerken liest man beispielsweise zu Aussagen wie „Ich habe keine Kraft mehr, mich 24 Stunden um meine Blutzuckerwerte zu bemühen…“, Kommentare wie „Hab dich nicht so, ist doch nur Diabetes. Seit 20 Jahren für mich ja auch kein Problem, bleib mal locker“. Je weiter man den Dialog verfolgt, umso ungemütlicher wird es. Nun gut, Unruhestifter im Netz hat man überall, Trolle, Shitstorm, wir begegnen ihnen täglich. Trotzdem schade, dass wir Diabetiker uns in geschlossen Gruppen und Foren in Bezug auf eine chronische Krankheit so angiften.
Was für den einen einer große Herausforderung ist, muss für den anderen längst keine sein. Zumal, der eine weniger mit dem Diabetes zu kämpfen hat als ein anderer. Sollte man an dieser Stelle nicht besser aushelfen statt zu verurteilen? Mut machen? Aufbauen statt andere auszulachen, sich über sie lustig zu machen?
Wir sind Individuen mit individuellem Diabetes und individueller Lebensgeschichte
Bei dem Einen mag der Diabetes zahm sein, bei dem anderen fahren die Blutzuckerwerte Achterbahn. Und das obwohl er alles in seiner Macht stehende tut, um in seinem Blutzucker-Zielbereich zu bleiben. Einige Diabetiker haben zudem Begleiterkrankungen, Folgeerkrankungen vom Diabetes, die sie stark belasten, andere nicht. Eventuell ist der Diabetes aber sogar, wie beispielsweise bei Mukoviszidose-Patienten, „nur“ die Begleiterkrankung. Dann erscheint er vielleicht weniger schlimm. Einige Diabetiker haben viel Unterstützung seitens Partner, Familie und/oder einen tollen, weniger stressigen Job, eine gute Lebensqualität von der andere wiederum nur träumen können.
Man sollte deshalb niemanden verurteilen ohne seine persönliche Geschichte zu kennen. Warum ist man an dieser Stelle nicht einfach fair zueinander und muntert und baut sich gegenseitig auf? Diejenigen, die sich eingestehen können, dass sie wissen, dass sie eben nix wissen, sind mir übrigens persönlich am liebsten.