Diabetes mellitus Typ 1 kann sich im Kindesalter innerhalb von nur wenigen Wochen entwickeln. Bei jedem fünften Betroffenen ist der Insulinmangel bei der Erstdiagnose bereits so weit fortgeschritten, dass er mit einer lebensbedrohlichen Blutübersäuerung ins Krankenhaus eingeliefert wird. Meist äußert sich ein Typ-1-Diabetes im jungen Alter mit plötzlich einsetzenden Beschwerden, wie häufiges Wasserlassen, unbändiger Durst, Gewichtsverlust, Schwächegefühl, Leistungsminderung, Müdigkeit oder Schwindel. „Etwa 80 Prozent der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse sind bereits zerstört, wenn diese Symptome auftreten“, erläutert Dr. med. Klemens Raile, Leiter der pädiatrischen Diabetologie an der Charité Berlin.
Wird der Diabetes nicht behandelt beziehungsweise lebensnotwendiges Insulin injiziert, gelangt aufgrund des zunehmend fehlenden Insulins nicht mehr ausreichend Zucker in die Zellen. Der Körper baut dann Fettreserven ab, wobei Azeton entsteht, das sich in Blut und Urin anreichert und zu einer Übersäuerung führen kann. Bei sechs Prozent aller „Zuckersüßen“ endet das in einer schweren Ketoazidose mit Austrocknung, vertiefter Atmung, Erbrechen und Bewusstlosigkeit. „Azetongeruch im Atem, der an überreifes Obst erinnert, kündigt den fortgeschrittenen Insulinmangel an“, unterstreicht Dr. med. Klemens Raile. „Da dieser Zustand bei Kindern innerhalb weniger Stunden auftreten kann, muss bei jedem Diabetesverdacht unverzüglich eine Behandlung in einem Kinderkrankenhaus veranlasst werden.“
Mittlerweile werden mehr als 60 Prozent der jungen Diabetiker von einem diabetologisch spezialisierten Kinderarzt und einem Diabetesberater behandelt und bei ihrer Therapie unterstützt. 1998 waren es nur 46 Prozent. „Die Versorgungssituation hat sich entscheidend verbessert“, bekräftigt der Mediziner, der zudem Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ist. Gerade Kinder bedürften einer speziellen Betreuung. „Sie neigen häufiger als Erwachsene zu Blutzuckerschwankungen und Unterzuckerungen. Infolge dessen unterscheidet sich ihre Therapie von der bei Erwachsenen“, erklärt er.
Experten rechnen damit, dass die Anzahl der Kinder unter 15 Jahren mit Diabetes mellitus Typ 1 bis 2020 um 70 Prozent steigen wird. Dazu kommt eine deutliche Zunahme des Diabetes mellitus Typ 2: schätzungsweise leiden in Deutschland 5.000 Kinder und Jugendliche unter dieser Art der Zuckerkrankheit. Zur Vorbeugung fordert diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe daher in der Kampagne „Diabetes STOPPEN – jetzt!“ den Verkaufsstopp von zuckergesüßten Getränken und Süßigkeiten an Schulen sowie eine Schulstunde Sport pro Tag.
Weitere Informationen zur Kampagne könnt Ihr unter www.diabetes-stoppen.de abrufen. Zudem befassen sich zwei unserer Beiträge (Diabetes STOPPEN – jetzt: Initiatoren der Kampagne rufen erneut zum Mitmachen auf wie auch Diabetes STOPPEN – jetzt: jetzt sogar eine ausgezeichnete Kampagne) ausführlich mit der Initiative „Diabetes STOPPEN – jetzt!“.