Manchmal keimt in uns das Gefühl auf, als würde uns der Boden unter den Füßen weggezogen werden. So erging es uns, als wir im Verlauf unserer Internetrecherchen auf einen Beitrag stießen, der im Blog „kinder-mit-typ-1-diabetes“ veröffentlicht worden ist. Ein Blog, den vier engagierte Mütter von kleinen Typ-1-Diabetikern ins Leben gerufen haben, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang mit der Stoffwechselkrankheit zu teilen und um Vorurteile aus der Welt zu schaffen.
Um einen weiteren Beitrag dazu zu leisten, über Typ-1-Diabetes aufzuklären, haben wir mit den Bloggründerinnen vereinbart, ihren Erfahrungsbericht, der uns gleichzeitig wütend und traurig gestimmt sowie schockiert hat, im Wortlaut wiederzugeben:
„Immer wieder erleben wir Eltern Situationen, die uns zeigen, dass es leider immer noch an Aufklärung über die Krankheit Diabetes mellitus Typ 1 in der Öffentlichkeit fehlt. Helena (6 Jahre) hat letzten Freitag mal wieder genau so eine Situation mit ihrer Großmutter erlebt. Es sollte ein schöner gemeinsamer Nachmittag im Kino werden, ganz ohne Mama. Mal was alleine erleben, das kommt leider seit der Diagnose Diabetes Typ 1 nicht mehr so häufig vor.
Die Kinokarten und das Popcorn wurden gekauft und bevor es in den Kinosaal ging, wurde nochmal schnell der Blutzucker kontrolliert. Dabei hat eine aufmerksame Mitarbeiterin wohl einen Blick in Helenas „Zuckertasche“ erhaschen können und neben Blutzuckermessgerät, Notfallnummer und Notfallspritze auch den kleinen Vorrat an Traubenzucker und Schokobons entdeckt. „Diese Süßigkeiten dürfen sie nicht mit in den Saal nehmen!“, so die Kinomitarbeiterin zu Helenas Großmutter.
Alles Erklären der Situation, dass es sich dabei um Notfallhelfer handelt, falls es zu einer Unterzuckerung kommt, halfen nichts. Die Mitarbeiterin verwehrte beiden den Zutritt in den Kinosaal. Regeln sind nun mal Regeln und diese müssen von allen eingehalten werden. Selbst mitgebrachte Süßigkeiten sind nun mal nicht gestattet. Erst nachdem die Oma den Geschäftsführer sprechen wollte, ging es dann doch. Durch dieses Hin und Her wegen ein paar Hypohelfern, wurden der Kinobesuch und der schöne Nachmittag leider sehr getrübt (…).
Sicherlich hätte die Großmutter die paar Süßigkeiten ins Auto bringen und eine „überteuerte“ Gummibärchentüte an der Kinokasse kaufen können. Aber kann man denn nicht auch ein wenig Einsicht oder Verständnis verlangen? Schließlich hat die Mitarbeiterin Helena ja auch beim Blutzuckermessen beobachtet. Und Traubenzucker ist für unsere Kinder nun mal keine Süßigkeit, sondern eine Art „Notfall-Medizin“.
Ich weiß, wir können nicht davon ausgehen, dass sich alle Mitmenschen mit der Krankheit Diabetes Typ 1 auskennen. Das verlange ich auch gar nicht. Aber ich wünsche mir in solchen Situationen einfach mehr Verständnis, mehr Entgegenkommen. Kann man Regeln nicht mal Regeln sein lassen, wenn es dafür einen guten Grund gibt? Wir alle wären glücklich, wenn wir diese Dinge, wie Notfallhelfer, Notfallspritze, Blutzuckermessgerät, für unsere Kinder nicht benötigen müssten. Aber es ist nun mal leider so, und deshalb hoffe ich auf Verständnis in der Öffentlichkeit.“