Wie ihr wisst, darf ich derzeit mylife Loop testen. Dass das Interesse an diesem System sehr groß ist, merke ich unter anderem an meinem Postfach ;). Auch in den sozialen Netzwerken werde ich von Fragen überhäuft. Heute also mein Fazit: Was begeistert mich an diesem System, was nicht? Welche Vor- und Nachteile hat es im Vergleich zu meinem DIY-Loop? Haben sich meine Blutzuckerwerte und mein Insulinbedarf verändert und falls ja, wie? Wie gestaltet sich mein bunter Alltag mit mylife Loop? Schafft es der Algorithmus sich daran anzupassen? Wie schnell reagiert dieser, wenn ich beispielsweise einen Mehrbedarf an Insulin bei Krankheit habe? Und wie sieht es mit Mahlzeiten aus, habe ich Blutzuckerspitzen nach dem Essen? Fragen über Fragen, auf die ihr jetzt Antworten bekommen sollt.
mylife Loop im Alltag vertrauen
Fangen wir zunächst damit an, was mir eingangs sehr schwer gefallen ist: Dem System zu vertrauen, Kontrolle abzugeben. Aber genau das ist ja Sinn des Systems. Es erleichtert mir den Alltag und nimmt mir einen großen Teil des Diabetesmanagements ab. Dennoch neigt man dazu, immer eingreifen zu wollen, weil wir es eben so gewohnt sind.
Insbesondere die Lernphase des Algorithmus, sprich die ersten zwei Wochen, sind dahingehend eine große Herausforderung. Aber, diese Zeit sollte man dem Algorithmus unbedingt geben, um sich „einzuspielen“.
Blutzuckerwerte , Insulinbedarf… Wie schlägt sich der mylife Loop in meinem (aktiven) Alltag?
Meine Blutzuckerwerte sind ähnlich wie bei Verwendung meines DIY-Loops, sogar ein kleines bisschen besser. Woran liegt das? Das liegt daran, dass ich eine gewisse „Unterzuckerungsangst“ beim Sport habe. Sport gehört zu meinem Alltag, so dass sich das schon in der Gesamtauswertung der Glukosewerte bemerkbar macht.
Zur Erklärung: Ich kann mir keine Unterzuckerung „erlauben“, wenn ich einen Fitnesskurs leite, deswegen bin ich übervorsichtig. Das führt dazu, dass die Blutzuckerwerte beim Sport mit meinem DIY-Loop höher ansteigen als gewollt und ich hinterher korrigieren muss. Der mylife Loop kennt diese Angst nicht und nimmt mir die Entscheidung über die Insulindosis ab, so dass die Werte nicht so hoch ansteigen. Ein großer Pluspunkt. Ich finde übrigens, dass man mit der Ease-Off-Funktion sehr gut arbeiten kann, in Kombi mit der Möglichkeit persönliche Glukosewerte festzulegen, klappt das bei mir im Sport wunderbar.
Allerdings hat die Sache nun einen anderen Nachteil: Blut im Schlauch. Nach dem Sport bin ich oft gezwungen, den Katheter zu wechseln oder ein paar Einheiten Insulin abzugeben. Das Problem kenne ich auch von allen anderen Schlauchpumpen aus meiner Vergangenheit. Gleichgültig welche Katheter ich verwendet habe. Allerdings ist mir das Blut auch unter Verwendung meines Omnipods an der Kanüle aufgefallen, wenn ich diesen nach dem Sport gewechselt habe. Hier fällt es allerdings in der Regel nicht auf, da man Blut genau wie Luftblasen im Pod nicht oder nur schwer im Sichtfenster erkennen kann.
Im Alltag feiere ich die großzügige Korrektur des Algorithmus sehr, problemlos schafft der mylife Loop mich im Zielbereich zu halten. Ich bin sehr dankbar, dass der Algorithmus vergleichsweise schnell reagiert, diesbezüglich habe ich mit anderen Systemen nicht so gute Erfahrungen gemacht. Mir persönlich reagieren andere Systeme viel zu langsam auf ansteigende Werte.
Mein Insulin-Gesamtbedarf ist etwas gesunken. Was mich definitiv nicht wundert, da ich mit OmniPod immer etwas Mehrbedarf habe im Vergleich zu Schlauchpumpe (ich habe alle gängigen Modelle berufsbedingt testen dürfen). An dieser Stelle auch ein Hinweis: Ihr habt die Möglichkeit, eure Daten mit diasend auszuwerten und auch mit eurer Praxis zu teilen. Weiterhin gibt es auch eine Follower-Funktion, die ich allerdings nicht getestet habe.
Auch bei den Mahlzeiten war ich überrascht, dass der Blutzucker nach dem Essen kein einziges Mal höher lag als 150. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich bei Mahlzeiten etwas anders vorgehe als viele andere Typ1er. So nutze ich dafür beispielsweise die Boost-Funktion, die ja eher für andere Zwecke wie Krankheit bestimmt ist. Aber auch mit meinem DIY-Loop löse ich das mit einem Basalraten-Overwrite, dass ich nach dem Essen ein paar Stunden scharf schalte. Liegt vielleicht auch daran, dass ich mich Low-Carb ernähre. Aber da muss jeder für sich die beste Lösung finden.
Aktuell habe ich eine leichte Erkältung, dafür nutze ich die Boost-Funktion selbstverständlich auch, um dem System mitzuteilen, dass ich krank bin und damit einen höheren Insulinbedarf habe. Auch das funktioniert wunderbar.
Nun mein Fazit. Ich stelle die Vor- und Nachteile gegenüber und verrate euch, warum ich mich (noch!) nicht für das System entschieden habe.
Vor- und Nachteile mylife Loop und mein Fazit
Vorteile:
- wenig Aufwand, schnelle, smarte, einfache Bedienung im Alltag
- verlässlicher Algorithmus, der es schafft, mich im Zielbereich zu halten
- Steuerung über Handy möglich, über Umwege lassen sich die Blutzuckerwerte auch auf der Smartwatch anzeigen (allerdings keine Steuerung/Insulinabgabe etc. pp. darüber möglich)
Nachteile:
- nicht barrierefrei, für sehbehinderte Menschen keine Option
- (noch) nicht mit iOS nutzbar und generell nicht über die Uhr steuerbar
- die YpsoPump ist nicht schlauchlos (siehe Ausführung oben) und die Infusionssets sind nicht Jedermanns Sache (größere Auswahl wäre wünschenswert)
Anhand der Vor- und Nachteile lässt sich wohlmöglich schon ablesen, warum ich mich noch (!!!) nicht für das System entscheiden habe. Ich besitze ein iPhone und da CamAPS FX bisher nur für Android verfügbar ist, muss ich zwei Smartphones bei mir führen. Ich bin zudem verwöhnt und nutze im Alltag gerne meine Smartwatch, (nicht nur) um mein Diabetesmanagement darüber zu steuern. Das ist für mich als Trainer unabdingbar. Wenn ich auf dem Trampolin oder Spinningbike meine Kurse gebe, dann bleibt kaum Zeit zum Smartphone zu greifen.
Letztendlich ist das der Hauptgrund (ich weiß Luxusproblem), warum ich mir den mylife Loop noch nicht hab rezeptieren lassen. Was man dabei bedenken muss und was man noch über mylife Loop wissen sollte, lest ihr hier: mylife YpsoPump als AID-System
* Hinweis: mylife Loop wurde mir von mylife Diabetescare im Rahmen meiner Tätigkeit bei DIASHOP unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dies hindert mich nicht daran, meine freie und ehrliche Meinung zu äußern. Alle Meinungsäußerungen sind meine eigenen und repräsentieren nicht notwendigerweise die Meinung von DIASHOP oder mylife Diabetescare.
Hi Steffi,
vielen Dank für Deine informativen Pumpentests und diesen (bislang einmaligen) Vergleich mit ios loop! Lustiger Weise ist es auch bei mir der Luxus, den diy-Loop per Smartwatch steuern zu können, der mich zögern lässt… allerdings reagiere ich zunehmend allergischer auf die Omnipod-Pflaster, sodass ich wohl nicht noch auf Deinen (ebenfalls schon mit Spannung erwarteten ) „Omnipod 5-Test“ im nächsten Jahr warten kann bzw das überhaupt sinnvoll erscheint.
Ein Detail zur Ypsopump würde mich noch interessieren: Im Simulator sieht es so aus, als müsse man beim einfachen Reservoire-Wechsel (ohne gleichzeitigen Schlauchwechsel) nur mit 1 IE entlüften, ist das wirklich so? Bei 160IE Inhalt freut man sich ja über jede nicht verschwendete IE…
Dir erstmal gute Besserung bzgl der Erkältung!
Vielen Dank nochmal
Malte
Hi Malte, da sind wir wohl beide in einer ähnlichen Situtation. Ich habe leider auch leichte Reaktionen auf das Pflaster, aber es ist „auszuhalten“. Ich habe den Omnipod seit ungefähr 12 Jahren, seit jeher gab es als schlauchlose Alternative nur die Medtrum, die wieder vom Markt genommen wurde. Damals hatte ich mich unter anderem für schlauchlos entscheiden, weil ich ständig diesen Blutrückfluss hatte. Beim Omnipod habe ich manchmal das Gefühl, dass die Insulinabgabe „hakt“ (nennen wir es mal so). Also das weniger abgegeben wird, als „angekündigt“. Nach dem mylife Loop Test war ich aber im Großen und Ganzen echt positiv überrascht, nur kann ich nicht jedes Mal nach dem Sport den Katheter wechseln. Wenn ich das nicht hätte, würde mir die Entscheidung noch leichter fallen. IOS und Uhr werden kommen, die Frage ist nur wann.
Aber zu deiner Frage. Also das kommt auf die Kanülenlänge an, die du nutzt. Die Mengen stehen in der Anleitung, die mit den Infusionssets mitgeliefert werden. 0,2 I. E. ungefähr… Für den Test habe ich den Schlauch immer mitgewechselt. Mir ist das lieber, auch weil ich ja dieses Blutrückflussproblem habe. Was fürs Entlüften ohne gleichzeitigen Schlauchwechsel empfohlen wird, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Kann gut sein, dass es eine Einheit ist. Vergleichsweise immer noch wenig, wenn man bedenkt, dass im Schlauch 10-18 Einheiten Platz finden.
LG Steffi
Hallo Steffi, vielen Dank für den tollen Bericht. Ich werde es wohl mal probieren.
Mir wäre ein IOS auch lieber, ich habe aber auch wegen meinem Android DIY zwei Handys. DIY mit IOS war mir zu umständlich, eine direkte Verbindung mit der Pumpe funktioniert nur mit Android und ein Zusatzgerät für die Combo habe ich nicht gefunden.
Liebe Grüße Karl