Kita- und Schulverpflegung: Gros der Bundesländer lehnt verpflichtende Qualitätsstandards ab

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) fordert verbindliche Qualitätsstandards für die Kita- und Schulverpflegung als Maßnahme gegen die Übergewichtswelle bei Kindern und Jugendlichen. Bislang haben nur zwei Bundesländer, Berlin und das Saarland, die anerkannten Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) umgesetzt. Daher hatte das Bündnis die restlichen 14 Bundesländer befragt, wann die DGE-Qualitätsstandards für Schul- und Kitaessen verbindlich eingeführt werden.

Qualitätsstandards für Schul- und Kitaessen
Burger, Pommes und Co.: Über die Hälfte der Sekundarschüler verpflegt sich beim Imbiss, Bäcker oder Fast-Food-Restaurant. © Photographee.eu/Fotolia


„Die Antworten der Kultusministerien machten deutlich, dass eine verbindliche Einführung in weiteren Ländern nicht geplant ist“, kritisiert Dietrich Garlichs, Sprecher von DANK. „Die Schulpolitik nimmt ihre Verantwortung nicht wahr, duckt sich weg und schiebt die Verantwortung an die Schulen ab.“

Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) sind in Deutschland auch bei Kindern und Jugendlichen ein gravierendes Problem. 15 Prozent der Drei- bis 17-jährigen sind übergewichtig, und aus dicken Kindern werden meist dicke Erwachsene, die ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten entwickeln. Die Kita- und Schulverpflegung spielt daher nicht nur eine zentrale Rolle für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, sondern sie kann auch einen nachhaltigen Beitrag zum Gesundheitsverhalten in der Bevölkerung insgesamt leisten. Derzeit ist in Deutschland eine gesunde Kita- und Schulverpflegung allerdings eher die Ausnahme.

Bereits 2007 beziehungsweise 2009 wurden die DGE-Qualitätsstandards zur Verbesserung der Kita- und Schulverpflegung von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erarbeitet und inzwischen aktualisiert. Sie bieten eine gute Grundlage für eine altersangemessene und qualitativ hochwertige Verpflegung. Bisher setzen jedoch nur Berlin und das Saarland die Standards für Ganztagsschulen um. Aktuellen Untersuchungsergebnissen zufolge ist die Qualität der Kita- und Schulverpflegung bundesweit noch unbefriedigend.

Kita-Verpflegung (Quellen: Prof. U. Arens-Azevêdo, Prof. Dr. oec. Troph. U. Pfannes, Dipl. oec. Troph. M.E: Tecklenburg im Auftrag der Bertelsmann Stiftung (2014) „Is(s)t KiTa gut? – KiTa-Verpflegung in Deutschland: Status quo und Handlungsbedarfe“. + Verpflegung in Kindertageseinrichtungen (VeKiTa):: Ernährungssituation, Bekanntheitsgrad und Implementierung des DGE-Qualitätsstandards. DGE (Hrsg.): Ernährungsbericht 2016, Bonn (im Druck).)

  • Nur 18 Prozent der Kitas berücksichtigen die DGE-Qualitätsstandards.
  • 46 Prozent der Kitas bieten zu häufig Fleisch und Fleischerzeugnisse an; Obst, Gemüse und Rohkost dagegen zu selten.
  • Nur 38,4 Prozent der Kitas verfügen über entsprechende Fachkräfte (Hauswirtschafter oder Koch).
  • Bei 56 Prozent der Kitas wird das Essen warm angeliefert, nur ein Drittel kocht selbst.
  • Nur 16,2 Prozent der Kitas verfügen über voll ausgestattete Küchen.

Schulverpflegung (Quelle: Qualität der Schulverpflegung – Bundesweite Erhebung Abschlussbericht, Mai 2015. Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fakultät of Life Sciences.)

  • Nur 50 Prozent der befragten Schulen kennen die DGE-Standards, davon wiederrum setzen nur die Hälfte die Standards um.
  • In 60 Prozent der Schulen wird das Essen warmgehalten; nur 20 Prozent der Mahlzeiten bestehen aus Frisch- und Mischküche.
  • In über 34 Prozent der Schulen wird Gemüse täglich angeboten.
  • In 61 Prozent der Schulen haben die Schüler weniger als eine dreiviertel Stunde Zeit für die Mittagspause.
  • 30 Prozent der Schüler schmeckt das Essen nicht, über die Hälfte der Sekundarschüler verpflegt sich beim Imbiss, Bäcker oder Fast-Food-Restaurant.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert