Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung: Wenn extrem niedrige Werte nicht rechtzeitig bemerkt werden

Etliche Typ-1-Diabetiker, die seit Jahrzehnten an der Stoffwechselerkrankung leiden, teilen das Problem: Sie nehmen immer schlechter die Anzeichen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) wahr. Typische Warnanzeichen des Körpers, wenn der Blutzucker in den Keller rauscht, wie Schwitzen, Herzklopfen, Zittern und Heißhunger, sind bei ihnen Fehlanzeige. Längst sieht das Gehirn niedrige Werte nicht mehr als Gefahr an, Stresshormone werden nicht mehr ausgeschüttet.

Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung
Wenn die Anzeichen einer Unterzuckerung immer schlechter bemerkt werden, ist von einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung die Rede.


Die Krux: Betroffene Diabetiker können nicht mehr rechtzeitig reagieren, weil sie die drohende Hypo nicht erkennen; die Folge kann eine plötzliche Bewusstlosigkeit sein. In Fachkreisen spricht man bei diesem Phänomen von einer sogenannten Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung.

Diesem Thema widmeten sich unlängst norwegische Forscher in einer Studie, an der 440 Typ-1-Diabetiker teilnahmen. Das Ergebnis: Im Schnitt registrierten 17 Prozent der Probanden Unterzuckerungen nicht mehr ausreichend. Bei denjenigen, die seit zwei bis neun Jahren an Typ-1-Diabetes leiden, verfügten drei Prozent über keine ausreichende Wahrnehmung. Demgegenüber konnten 28 Prozent derjenigen, die seit mindestens 30 Jahren mit der Stoffwechselerkrankung leben müssen, die Symptome einer Unterzuckerung nicht rechtzeitig erkennen. Zudem bemerkten jüngere Diabetiker die Vorboten einer Hypo besser als ältere.

Die gute Nachricht: Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen sind gefährlich, doch sie müssen nicht hingenommen werden. In speziellen Schulungen lässt sich die Wahrnehmung wieder trainieren. Am besten den behandelnden Arzt oder die Diabetesberaterin auf diese Schulungen ansprechen.

Zudem können Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) Diabetikern mit einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung eine große Stütze sein. In einer Pressemeldung weist beispielsweise der Deutsche Diabetiker Bund (DDB) darauf hin, dass es dank eines professionellen Diabetes-Managements möglich sei, Glukosewerte in Schach zu halten und sich vor Stoffwechselentgleisungen, wie schweren Unterzuckerungen, zu schützen.

So könnte CGM den Alltag von Diabetikern immens erleichtern. „Mit CGM-Geräten können Glukosewerte sehr engmaschig kontrolliert werden. Bei zu hohen oder zu niedrigen Werten schlagen die Systeme außerdem Alarm“, betont der DDB, der sich für eine Kostenübernahme der CGM-Systeme durch die Kassen, die sich bislang in den meisten Fällen dagegen wehren, auf politischem Parkett stark macht.

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