In Deutschland haben von 6,7 Millionen Menschen, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, 95 Prozent einen Typ-2-Diabetes. Während Diabetes Typ 1 immer mit Insulin behandelt werden muss, sind die Therapiemöglichkeiten beim Typ-2-Diabetes breiter gefächert. Zum Einsatz kommen neben einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung häufig auch Tabletten, Insulin oder eine Kombination aus beidem. Viele Betroffene fürchten, dass sie durch eine Insulintherapie zunehmen. Dabei macht Insulin als Hormon an sich nicht dick, weiß Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und niedergelassener Diabetologe aus Hamburg-Bergedorf.
„Die meisten Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Daher beginnt ihre Therapie zunächst mit einer Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und der Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten. Im Laufe ihrer Erkrankung benötigen viele jedoch auch eine Insulintherapie“, erläutert der Diabetes-Experte.
Werden Menschen mit Diabetes Typ 2 beispielsweise von der Tabletten- auf eine Insulintherapie umgestellt oder erhalten diese zusätzlich, kann eine Gewichtszunahme die Folge sein. „Insbesondere eine schlechte Blutzuckereinstellung kann dazu führen, dass die Waage mehr anzeigt, im Durchschnitt zwei bis sieben Kilogramm“, berichtet Dr. Jens Kröger. „Daran ist aber nicht das Insulin als Hormon an sich schuld.“
Die Insulintherapie senkt den Blutzuckerspiegel. Dadurch scheidet der Körper zum einen weniger Wasser aus als vorher. Zum anderen verwertet der Stoffwechsel aus der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate, die vorher ebenfalls über den Urin ausgeschieden wurden, nun besser: dem Organismus stehen somit auch mehr Kalorien zur Verfügung. Wer jedoch mehr Kalorien verzehrt als sein Körper verbraucht, nimmt zu. Das könne auch durch einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel geschehen, betont der Diabetologe. „Kommt es zu einer Unterzuckerung, ist es wichtig, schnellwirksame Kohlenhydrate zu essen. Geschieht dies jedoch sehr häufig, kann dies auch ein Grund für eine Gewichtszunahme sein.“ Die Grundpfeiler einer erfolgreichen Therapie seien immer eine individuell angepasste Ernährung sowie viel Bewegung.
Der falsche Weg sei, wegen einer möglichen Gewichtsaufnahme auf Insulin zu verzichten: „Um Folgeerkrankungen zu vermeiden, ist eine gute Stoffwechsellage die Voraussetzung – und diese ist häufig auf Dauer nur mit einer Insulintherapie zu erzielen.“ Der behandelnde Diabetologe müsse dafür das jeweils am besten geeignete Mittel beziehungsweise eine Kombination mehrerer Medikamente auswählen.