Erhöhte Cholesterinwerte können Gefäßverkalkung und daraus folgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen. Typ-1- und Typ-2-Diabetiker tragen ohnehin ein hohes kardiovaskuläres Risiko. Für sie gelten daher niedrigere Zielwerte für LDL-Cholesterin im Blut – das sogenannte „böse“ Cholesterin – als für Menschen ohne Diabetes: Die Empfehlung laut nationaler Versorgungsleitlinie liegt für das LDL-Cholesterin unter 100 mg/dl (2,5 mmol/l). Besteht ein sehr hohes Risiko, wie beispielsweise nach einem Herzinfarkt, sollte das LDL-Cholesterin auf unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) gesenkt werden. Darauf weist diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hin und gibt Tipps, wie Betroffene diese Zielwerte erreichen können.
Häufig sind zu hohe Cholesterinwerte die Folge einer Fettstoffwechselstörung. Diese kann erblich, aber auch durch Übergewicht oder Alkoholmissbrauch bedingt sein. Fast die Hälfte aller Menschen, bei denen Diabetes Typ 2 neu diagnostiziert wird, und etwa jeder Fünfte mit Typ-1-Diabetes (20 Jahre nach der Diagnose) leiden an einer Fettstoffwechselstörung. „Um dem dadurch erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken, sollten Diabetes-Patienten ihre Blutfettwerte, also HDL- und LDL-Cholesterin (Fettbegleitstoffe) und Triglyceride (Blutfette), mindestens einmal im Jahr prüfen lassen“, rät Dr. oec. troph. Astrid Tombek, Diabetes- und Ernährungsberaterin an der Diabetes Klinik Bad Mergentheim.
Weniger rauchen, mehr bewegen
Tabakrauch verändert die Zusammensetzung der Blutfette: Die Menge des LDL-Cholesterins steigt, während sich die Menge an HDL-Cholesterin verringert. LDL-Cholesterin wird auch als „böses Cholesterin“ bezeichnet, da es die Ablagerungen des Cholesterins an den Gefäßwänden begünstigt. Das herzschützende HDL-Cholesterin wirkt diesem Effekt entgegen. „Auch körperliche Bewegung steigert das ‚gute‘ HDL-Cholesterin langfristig und senkt das ‚schlechte‘ LDL-Cholesterin und die Triglyceride im Blut“, erklärt die Diabetesberaterin. Ungeübte Sportler sollten am besten mit drei 15-minütigen Trainingseinheiten pro Woche beginnen, zum Beispiel mit Nordic Walking.
Ernährungsgewohnheiten umstellen
Der Körper nimmt nur zehn Prozent des Cholesterins über die Nahrung auf. Die übrigen 90 Prozent stellt in erster Linie die Leber her. Dennoch kann eine kalorien- und fetthaltige sowie ballaststoffreiche Ernährung das LDL-Cholesterin um fünf bis 15 Prozent, in einigen Fällen sogar um bis zu 30 Prozent, senken. Fettes Fleisch, Innereien, Meeresfrüchte und Käse sollten daher nur in geringen Mengen auf dem Speiseplan stehen. Ungesättigte Fettsäuren aus Oliven- und Rapsöl oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren aus Nüssen oder Kaltwasserfischen sind die bessere Wahl. Sie senken die schädlichen LDL-Werte und erhöhen das HDL-Cholesterin.
Der Mythos vom „bösen“ Ei
Ein Ei enthält im Schnitt 240 Milligramm Cholesterin. „Dennoch beeinflusst der Verzehr von einem Ei pro Tag den Cholesterinspiegel kaum“, betont die Ernährungsexpertin. Ursache dafür könnte unter anderem das im Ei enthaltene cholesterinbindende Lecithin sein.
Medikamente richtig einsetzen
Da eine gesunde Ernährung die LDL-Cholesterinwerte im Mittel nur um etwa zehn Prozent senken kann, wird häufig der Einsatz von CSE-Hemmern, wie zum Beispiel Simva-, Ator- und Pravastatin, sogenannten Statinen, erforderlich. Diese hemmen die Herstellung des Cholesterins in der Leber. Es wurde bereits in großen Studien bewiesen, dass Statine das Herzinfarktrisiko reduzieren können. „International werden unterschiedliche medikamentöse Strategien diskutiert, die Zielwerte zu erreichen. Wichtig ist, diese Ziele effektiv ohne Nebenwirkungen der Statintherapie, wie Muskelbeschwerden, zu erreichen“, bekräftigt Dr. med. Jens Kröger, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Bei einigen Risikopatienten könnten allerdings selbst Statine in höherer Dosis den LDL-Wert nicht unter die Zielwerte senken. „Dann kann noch eine Wirkstoff-Kombination mit anderen Fettsenkern sinnvoll sein, um die Blutfette zu reduzieren“, meint Dr. med. Jens Kröger abschließend.