Die Haut juckt und brennt, dass man davonlaufen möchte: Viele, die einen CGM-Sensor oder ein Infusionsset tragen, kennen dieses Problem. Allergische Reaktionen nehmen immer mehr zu, beobachtet Hautärztin Dr. Stefanie Kamann. Der Leidensdruck ist groß, aber die Hautärztin kennt Tipps, damit umzugehen.
„Wenn die Haut immer wieder juckt, brennt und blutig ist, schränkt das die Lebensqualität wahnsinnig ein“, erklärt Dr. Stefanie Kamann. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Hautreaktionen beim Tragen von Sensoren und Infusionssets. Allergisch kann die Haut nicht nur auf Pflaster reagieren, sondern auch auf Materialien, die bei der Verklebung von Kunststoffen an der Unterseite der Gehäuse verwendet werden. Treten Hautprobleme neu auf, schaut die Hautärztin genau hin: Handelt es sich „nur“ um eine Irritation bzw. Reizung? Solche Irritationen mit Rötungen und mäßigem Juckreiz kommen z. B. häufig vor, wenn ein neues Pflaster verwendet wird. Sie kommen und gehen – und können auch wieder ganz verschwinden, z. B. durch eine gute Pflege der Klebestellen. Anders bei einer allergischen Kontaktdermatitis, die sich langsam entwickelt, dafür aber ein Leben lang bleibt und daher besonders schwierig ist.
Warum haben so viele Menschen mit Diabetes Hautprobleme bei der Verwendung von Sensoren und/ oder Infusionssets?
Vor allem das Tragen von Sensoren fordert die Haut maximal: Sie wird für zehn bis 14 Tage fest abgedeckt. Unter dem Pflaster sammelt sich Feuchtigkeit durch Schwitzen oder Kontakt mit Wasser, das weicht sie auf und entzieht ihr Fett. Auch das Entfernen des Pflasters reizt. Hinzu kommt, dass bei einigen Menschen die Haut ohnehin schon vorgeschädigt ist, durch Trockenheit, Ekze- me oder Neurodermitis. Daher sind Irritationen, Rötungen und Jucken an Tragestellen nicht selten.
Welche Stoffe reizen die Haut besonders?
Das sind in erster Linie Acrylate, vor allem IBOA (Isobornylacrylat). Dieser Stoff war
z. B. 2017 für die massiven Hautreaktionen mit FreeStyle Libre 2 verantwortlich. Acrylate sind in vielen Pflastern enthalten, sie sorgen für gute Haftbarkeit. Zudem in Kinesiotapes, die gerne zum Fixieren verwendet werden, sowie in Hautschutzsprays und Pflasterentfernern. Wer auf Acrylat reagiert, sollte auf Produkte auf Silikonbasis ausweichen.
Siehe dazu: https://www.diashop.de/hautschutz
Was kann man gegen Hautirritationen tun?
Man muss unterscheiden: Handelt es sich „nur“ um Irritationen mit Juckreiz und Rötungen? Dann kann man viel mit guter Pflege erreichen: Die trockene Haut während der tragefreien Zeit gut eincremen, mit speziellen Produkten wie Sebamed (z. B. Omega 12 % Lotion) oder Diarin, einer neuen Serie ohne Harnstoff. Anderen hilft dagegen eher ein harnstoffhaltiges Produkt wie Allpresan Diabetic. Das muss man ausprobieren. Wichtig ist auch der regelmäßige Wechsel der Tragestellen. Ggf. kann man ein Hautschutzspray verwenden, das nach der Desinfektion der Haut aufgesprüht wird. Allerdings wirken Hautschutzsprays maximal 72 Stunden, sind also eher eine Lösung unter dem Infusionsset.
Und noch ein Tipp: Es gibt zwar dazu keine Studien, aber meine Patienten haben gute Erfahrungen damit gemacht, 1 Hub kortisonhaltiges Nasenspray (z. B. Mometason 50 oder Fluticason 50) auf die Haut zu sprühen, bevor sie das Pflaster aufkleben.
Und wenn das alles nicht hilft?
Dann sollte in der Hautarztpraxis untersucht werden, ob eine allergische Kontaktdermatitis vorliegt. Die ist zwar seltener, aber wenn sie einmal da ist, bleibt sie ein Leben lang. Sie tritt jedes Mal auf, wenn man mit dem Allergen in Berührung kommt, entsprechend sollte jeder Kontakt damit vermieden werden. Man kann hier die „Sandwichtechnik“ probieren, also eine Barriereschicht unterkleben, bevor man das eigentliche Pflaster des Sensors oder Infusionssets aufklebt. Das Pflaster zum Darunterkleben sollte acrylatfrei sein und eventuell etwas dicker. Gute Produkte kommen hier aus der Stomatherapie, z. B. Biatain oder Comfeel. Gute Erfahrungen haben wir auch mit Varihesive gemacht. Wenn das alles nichts hilft, bleibt leider nur das Wechseln auf ein anderes System. Dies muss mit dem Diabetesteam und der Krankenkasse vorab besprochen werden.
Von DIASHOP gibt es Empfehlungen in den Praxistipps („Hautschutz und Fixierung“) mit Bildern, wie die Sandwichtechnik richtig angewendet wird. Finde ich eine sehr gute Idee. DIASHOP Kataloge und Praxistipps, auch zum Thema Hautschutz und Fixierung, findet ihr unter: www.diashop.de/kataloge-downloads