Tag: Augenuntersuchung

Augen

Achtet auf eure Augen

Das Auge reagiert empfindlich auf Gefäßveränderungen, wie sie bei Diabetes entstehen können. Welche diabetesbedingten Erkrankungen der Augen typisch sind und welche Möglichkeiten der Behandlung es gibt, erklärt Augenarzt Dr. Michael Masyk.

Kennen Sie das Amsler-Gitter? Ein einfacher, aber aussagekräftiger Test, der zeigt, ob mit der Netzhaut alles in Ordnung ist. Dr. Michael Masyk empfiehlt diesen Test für zuhause. Im Internet kann man sich die Vorlage schnell herunterladen und ausdrucken. Ein weißes Blatt mit einem Gitternetz, in der Mitte ein schwarzer Punkt. „Halten Sie ein Auge zu und schauen sie mit 30 bis 40 cm Abstand auf das Gitter. Erscheinen die Linien und der Punkt verzerrt, dann ist es Zeit für einen Besuch beim Augenarzt“, erklärt Dr. Masyk das Amsler-Gitter.

Den Test zur Früherkennung von Netzhauterkrankungen hat er im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema Diabetes und Augengesundheit auf diashop.digital vorgestellt. Dabei ging es auch um Folgeerkrankungen am Auge durch Diabetes, empfehlenswerte Untersuchungen und die Möglichkeiten der Behandlung. Und vor allem: um die gute Vorsorge. Eine gute Stoffwechseleinstellung und regelmäßige Untersuchungen der Augen tragen viel dazu bei, die Augengesundheit zu erhalten.

Warum gilt das Auge als Fenster ins Gefäßsystem?

Am Auge sieht man die Blutgefäße sehr deutlich, daher kann man hier Veränderungen gut erkennen, die sich bei Diabetes oder Bluthochdruck entwickeln. Ob und wann sie auftreten, hängt mit der Diabetesdauer, aber auch mit der Stoffwechseleinstellung zusammen. Hohe Blutzuckerwerte und hohe Blutdruckwerte können die Gefäße schädigen.

Wie zeigt sich diese Gefäßschädigung?

Die Gefäße werden brüchig und an manchen Stellen undicht. Blut tritt aus, es bilden
sich Ablagerungen und Ausstülpungen (Aneurysmen). Dieses erste Stadium wird „nicht-proliferative Retinopathie“ genannt. Infolge der Gefäßveränderungen bekommt die Netzhaut nicht genug Sauerstoff, sie fängt an abzusterben und wehrt sich dagegen mit der Ausschüttung eines Wachstumsfaktors (VEGF = vascular endo- thelial growth factor). Dieser Eiweißstoff
regt wiederum unkontrolliert die Neubildung von Gefäßen im Auge an, um so die Sauerstoffversorgung zu verbessern. Die Sehfähigkeit wird dadurch mehr und mehr eingeschränkt. Dieses zweite Stadium mit der Bildung neuer Gefäße wird „proliferative Retinopathie“ genannt.

Ein weiterer Teil des Auges, der als Folge von Gefäßveränderungen beeinträchtigt sein kann, ist die Makula – die Stelle des schärfsten Sehens. Hier kann es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit kommen, dem sogenannten Makulaödem. Dadurch nimmt man seine Umgebung, Gesichter etc. verzerrt wahr.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Vor der Behandlung steht die Früherkennung. Je eher man Veränderungen an den Gefäßen erkennt, desto besser kann man gegensteuern. Daher sollte die jährliche Vorsorge beim Augenarzt ein fixer Termin im Kalender sein, auch wenn man subjektiv keine Beschwerden hat. Auf Netzhaut- veränderungen kann man sich ergänzend zuhause testen, mit dem Amsler-Gitter. Bei der diabetischen Retinopathie ist Lasern das Mittel der Wahl. Ziel ist es, die Bildung des Wachstumsfaktors (VEGF) zu stoppen, damit sich keine neuen Blutgefäße bilden. Durch das Lasern kann man einen Status quo erhalten – die Retinopathie selbst wird dadurch weder besser noch schlechter. Die Makula wird beim Lasern ausgespart, für sie gibt es andere Behandlungsmethoden. Hier haben sich Spritzen bewährt, im Rahmen der intravitrealen Injektionstherapie (IVI, IVC). Eiweiß wird dabei „eingefangen“. Blutgefäße, die sich verändert haben, kommen zur Ruhe, das Makulaödem bildet sich zurück und es wird verhindert, dass sich neue Blutgefäße bilden.

Tritt ein Grauer Star bei Menschen mit Diabetes früher ein?

Das wird beobachtet, ja. Bei Menschen mit längerer Diabetesdauer kann der Graue Star schon Mitte 40 auftreten, also 15 bis 20 Jahre früher als bei anderen.

Untersuchungen der Augen: Welche sind sinnvoll?

Standard ist die Untersuchung des Augenhintergrunds (Fundus) im Rahmen der Vorsorge. Zeigen sich hier Auffälligkeiten, empfiehlt sich eine Fluoreszenzangiografie. Dadurch werden Gefäßveränderungen, neue Blutgefäße und Aneurysmen sichtbar gemacht und man erkennt Ansatzpunkte für das Lasern. Augenärzte empfehlen auch häufig eine OCT (Optische Kohärenz- Tomographie) der Netzhaut und Makula. Diese wird nicht von den Krankenkassen übernommen, kann aber sinnvoll sein, wenn Veränderungen erstmals festgestellt werden und zur Kontrolle nach dem Lasern im Abstand von 6 bis 12 Monaten.

orsorgeuntersuchungen

Gute Stoffwechseleinstellung zählt: Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig!

Vorsorgeuntersuchungen haben bei Menschen mit Diabetes normalerweise einen festen Platz im Terminkalender. Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus haben jedoch viele Patienten im vergangenen Jahr diese Termine abgesagt. Spätestens jetzt sollten sie nachgeholt werden.

Chronisch kranke Menschen stehen in diesen Tagen vor einem Dilemma: Einerseits hören sie immer wieder, dass sie zu den Risikogruppen gehören, bei denen eine COVID-19-Infektion schwer verlaufen kann. Kontakte sollen sie deshalb möglichst vermeiden. Andererseits zeigen die bisherigen Erfahrungen mit COVID-19, dass sich Menschen mit Diabetes durch eine gute Stoffwechseleinstellung selbst bestmöglich schützen können. Dafür brauchen sie allerdings den regelmäßigen Kontakt zu Ärztinnen und Ärzten sowie DiabetesberaterInnen. Manchmal geht das per Video- und Telefonsprechstunde, aber nicht alle Praxen bieten dies an, und im ländlichen Raum mangelt es noch zu oft an einer vernünftigen Internetverbindung. Wenn es um die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen geht, kann das Internet ohnehin den Gang in die Arztpraxis nicht ersetzen. Was also tun?

Das empfehlen die Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Mindestens alle drei bis sechs Monate den Hausarzt oder die diabetologische Schwerpunktpraxis aufsuchen, mindestens einmal jährlich zum Facharzt gehen: dies empfehlen die Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Der blaue (für Erwachsene) und grüne (für Kinder) Gesundheitspass Diabetes gibt den Rhythmus vor, und viele Menschen mit Diabetes halten sich daran. Leider hat Corona auch hier einiges aus dem Takt gebracht.

Aus Angst vor Ansteckung mit dem Virus SARS-CoV-2 haben viele Patienten im vergangenen Jahr ihre Termine abgesagt. Keine gute Lösung, denn eine gute Vorsorge schützt vor schweren COVID-19-Verläufen, betont der Verband der Diabetes Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD). „Der regelmäßige Rhyth- mus der Kontrolltermine sollte keinesfalls ohne Absprache mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin unterbrochen werden“, rät der VDBD. Dazu gebe es auch keinen Grund, denn Kliniken, Praxen und Beratungsstellen hätten schnell sehr gut wirksame Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt. Gerade im ambulanten Bereich sei es bislang nicht zu einer Häufung von Infektionen gekommen, erklärt Lars Hecht, Gesundheitswissenschaftler und Vorstandsmitglied des VDBD.

So könnt ihr euch schützen…

Fragt schon bei der telefonischen Terminvereinbarung nach Empfehlungen zur Hygiene beim Arztbesuch. Es kann zum Beispiel sein, dass die Praxis zum Tragen einer FFP2-Maske rät bzw. dies verlangt. Die meisten Arztpraxen haben inzwischen eigene Lösungen entwickelt, um eine Behandlung möglichst ohne Kontakt zu anderen Patienten zu ermöglichen.

Gerade für Patienten mit Diabetes-Folgeerkrankungen sollte Corona also kein Grund sein, Vorsorgeuntersuchungen aufzuschieben.

Welche Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig?

Auf Diabetes-News findet ihr einen Vorsorgeplan: Diabetes-Vorsorgeplan für 2021 .

Wir fassen hier kurz zusammen, welche Untersuchungen zum dreimonatlichen Check-up gehören: 

  • Blutdruck messen
  • HbA1c-Wert ermitteln
  • Spritzstellen überprüfen

Diese Untersuchungen sind für Menschen mit Diabetes 1x jährlich vorgesehen:

  • Cholesterin-Werte bestimmen
  • Laborwerte für Albumin und Kreatinin bestimmen
  • Fußinspektion
  • Augenuntersuchung 

Je nach Befund sind auch Untersuchungen wie ein EKG oder eine Langzeit-Blutdruckmessung wichtig. Das müsst ihr individuell mit eurem Arzt besprechen. Einige Menschen mit Diabetes haben auch mit Depressionen zu tun. Der Diabetes kann außerdem die Sexualfunktion bei Männern und Frauen beeinträchtigen. Weiterhin kann, wenn auch nicht im Diabetes-Vorsorgeplan enthalten, eine Untersuchung der Schilddrüsenfunktion nötig sein. 

Die Mundgesundheit sollte bei Menschen mit Diabetes auch nicht zu kurz kommen. Die Empfehlung hier:  Zweimal jährlich zur Kontrolle – bei Beschwerden wie Zahnfleischbluten so schnell wie möglich.

In dem blauen Gesundheitspass notiert der Arzt eure Ergebnisse aller wichtigen Vorsorgeuntersuchungen, damit er und ihr alles im Blick habt. 

Gesundheitspass Diabetes.pdf