Das mitunter wichtigste Feature der Insulinpumpe ist für mich die temporäre Basalrate. Mit der temporären Basalrate kann ich meinen Alltag viel flexibler gestalten als ich das vorher mit Pens, der Basis-Bolus-Therapie konnte. Ich liebe diese Flexibilität. Für Stoffwechselgesunde mag es normal sein, dass man aus dem Moment heraus Sport macht, wenn man gerade Lust drauf hat, oder dann etwas isst, wenn man gerade Hunger hat. Für uns Typ-1-Diabetiker ist es das allerdings nicht. Wir müssen uns nach unseren Blutzuckerwerten richten.
Yeah Urlaub! Auf geht es… Äh Stopp, Diabetes ist mit an Bord. Dabei muss ich gleich an meine Freundin denken, die einmal zu mir meinte: „Woran erkennst du einen Diabetiker? Richtig, an dem riesigen Koffer mit Diabetes-Utensilien, den er hinter sich herzieht.“ Aber ernsthaft, meine Taschen-, „Habe ich auch wirklich nichts vergessen?“- und „Besser zu viel als zu wenig einpacken!“-Tick kommt nicht von ungefähr:
Bei einem (ausgerecht meinem ersten) Marathon hatte ich die Ersatzbatterien für meine Insulinpumpe vergessen und musste ab Kilometer 10 zusehen, wie ich mir während des Rennens unter Zeitdruck welche beschaffe,
im Urlaub auf den Kanaren hatte ich zu wenig OmniPods dabei, da sich unser Aufenthalt tatsächlich ungewollt 😉 verlängerte, so musste ich auf Pens umsteigen und
ausgerechnet Weihnachten in New York wirkte das Insulin aus meiner letzten Ampulle nicht richtig (im Verdacht hatte ich den Frachtraum des Flugzeugs, in dem mein Insulin im Koffer lagerte). Da stand ich da und musste es teuer einkaufen. Irgendwas ist ja immer und mit Diabetes sowieso!
Was habe ich nicht alles zum Fixieren von OmniPod und Sensor getestet, damit sie bei Hitze, im Wasser oder beim schweißtreibenden Sport halten. Ich habe eher trockene Haut, so dass ich zumindest in der Regel nicht unbedingt fixieren muss. Dennoch ist es mir manchmal lieber, denn ich weiß, dass ich mich gerne kräftig austobe. Ausdauertraining, Schwitzen, Wasser, Krafttraining, Katzen, Stoßen, Stolpern, Hängenbleiben, Hinfallen, Therme, Sauna, Massage, darauf schlafen… Also besser nichts riskieren und fixieren ;).
Zu den Vorteilen der Insulinpumpentherapie zähle ich die Möglichkeit, mehrere Basalratenprofile zu speichern. Diese können in entsprechenden Situationen „scharfgeschaltet“ werden. Viele Diabetiker mit Insulinpumpe haben häufig nur ein Basalratenprofil, höchstens zwei Basalratenprofile in ihrer Insulinpumpe programmiert. Ich habe sieben an der Zahl! Warum? Weil ich für sich wiederholende Situationen nicht ständig aufs Neue Anpassungen der Basalrate per Hand vornehmen möchte.
Ist doch Zeitverschwendung, wenn ich eh weiß, dass ich beispielsweise bei einem Marathon-Lauf, im Sommerurlaub an stressigen Tagen einen ähnliche Insulindosis und -verteilung über den Tag benötige. Warum dann wieder alles individuell vornehmen und erneut austesten?
So speichere ich für Situationen/Tagesabläufe von denen ich weiß, dass sie eh häufiger vorkommen und meine Blutzuckerwerte bei „normal“ laufender Basalrate aus dem Ruder laufen ließen, ein neues Basalratenprofil in der Insulinpumpe/OmniPod ab. Ich darf dann nur nicht vergessen, das jeweilige Basalratenprofil auch scharf zu schalten.
„Oh je du hast den schweren Diabetes, du hast sogar eine Insulinpumpe? Wurde die in den Bauch operiert?“ Nun gut, so ist es natürlich nicht! Zum Einen musste ich dafür nicht unter das Messer, zum Anderen könnte ich auch, wenn ich denn wollte, das Insulin mit Pen spritzen. Warum tue ich das aber nicht? Dafür gibt es sehr viele Gründe!
Zugegeben anfangs habe ich mich mit Händen und Füßen gegen die Insulinpumpe gewehrt. Wer will schon so ein Ding am Körper baumeln haben? Wie sieht das denn aus, vor allem im Sommer am Strand. Ständig dieser Kasten… Na ja, von einem Kasten mag wohl heute kaum noch die Rede sein.