2010 habe ich mich zum Spinning-Instructor ausbilden lassen. Ehrlich gesagt, habe ich dabei auch nie groß darüber nachgedacht, ob es problematisch sein könnte, dass ich Diabetes habe. Mein Motto: „nicht reden, groß drüber nachdenken, sondern machen“. Ich habe Diabetes, na und? Natürlich muss ich mehr planen, berechnen, aufpassen und bedenken als andere, aber ich bin das doch nicht anders gewohnt und weiß (meistens ;)) was ich tue. Im März gehe ich meinen nächsten Trainerschein an und lasse mich zum Jumping-Instructor ausbilden.
Ich möchte euch heute von meinem Hypo-Erlebnis in meiner Spinning-Stunde berichten. Also von vorn: Nach erfolgreicher Prüfung und zahlreichen absolvierten Spinning-Stunden, die ich in verschiedenen Fitnessstudios zunächst vertretungsweise, dann fest übernommen habe, sollte es irgendwann auch einmal so sein, dass mich eine Hypo während eines von mir geleiteten Kurses überraschte.
In den Fitnessstudios weiß man über meinen Diabetes Bescheid
Fast alle Teilnehmer, die mich mit der Zeit auch alle kannten, wussten, dass ich Diabetes habe. Ich habe daraus nie ein Geheimnis gemacht. Auch die Betreiber bzw. die Studioleitung der verschiedenen Fitnessstudios wussten über meinen Diabetes Bescheid. Ich hatte sogar einen Plan ausgedruckt, was im Fall der Fälle zu tun sei. Letztendlich können sie doch nur den Rettungsdienst rufen. Ganz falsch wäre jedenfalls mir noch Traubenzucker in den Mund zu schieben, wenn ich bewusstlos bin.
Ein Hypo-Notfall-Kit habe ich in den Fitnessstudios nicht hinterlegen lassen, da es ja im Kühlschrank lagern müsste und ich auch in zu vielen verschiedenen Studios Kurse gebe und nicht regelmäßig in den gleichen. Außerdem lässt Bewusstlosigkeit nicht automatisch auf eine Hypo schließen. Ich denke, man kann damit mehr falsch machen als retten. Am besten ist es wohl im Fall der Fälle den Rettungsdienst sofort zu verständigen und direkt am Telefon mitteilen, dass die bewusstlose Person Diabetes Typ 1 hat. Alles andere würde in der Notsituation überfordern.
Hypo während meines Spinning-Kurses. Und nun, was tun?
Wie bei anderen sportlichen Aktivitäten auch, passe ich auch in meinen zu „unterrichtenen“ Sportkursen meine temporäre Basalrate nach Sportart, Dauer der Aktivität und aktuellen Blutzuckerwert im Vorfeld an, so dass ich meistens auf der sicheren Seite bin. Aber natürlich hat man es nie 100Prozentig in der Hand. Hormone lassen sich nun mal nicht überlisten, doch in der Regel klappt es gut. Jeder kennt sich selbst am besten und weiß, was zu tun ist, wenn der Blutucker in die Höhe schießt oder in die Tiefe rauscht.
Eines Tages hatte ich jedenfalls wie gewohnt, mit abgesenkter Basalrate, meinen Kurs angetreten. Ich begrüßte die Teilnehmer: „Hey, ich bin Steff und ich habe Typ-1-Diabetes. Das da auf meinem Arm ist übrigens mein ‚Insulinkäfer‘, quasi meine externe Bauchspeicheldrüse. Meine echte ist zu dumm, Insulin zu produzieren. Es kann passieren, dass ich unterzuckere oder mein Zucker zu hoch ansteigt. Wenn ich bewusstlos bin, ruft halt einfach den Notarzt…“ Haha, na ja so ähnlich. Mal übertrieben dargestellt ;).
Meine Stunde hatte ich gut vorbereitet: nach Zeit, Technik, Gelände und Herzfrequenz durchgetaktet. Etwa passend zur Halbzeit nahte die Hypo. Traumhaft! Damals hatte ich noch kein CGMS oder FGM, sonst hätte ich rechtzeitig gegen steuern können. So war es aber zu spät und ich tischte das Picknick auf ;). Ich habe meine Hypo einfach mit in die Stunde eingebaut, als wäre sie ein Teil davon ;). So habe ich die Teilnehmer darauf aufmerksam gemacht, dass sie nach dieser anstrengenden Spinning-Berg-Etappe nun Energie bräuchten. Ich hatte glücklicherweise (wie immer) genügend Traubenzucker für alle dabei und habe diesen dann auch an meine Teilnehmer zur Stärkung verteilt. Das kam sogar gut an. Und bis ich Plättchen verteilt hatte und selbst schon längst auf dreien herumlutschte, hatte sich mein Blutzucker auch schon wieder etwas erhöht. Perfekt ich war fit für die nächste Challenge. Weiter ging es ohne Unterbrechung…
Bisher kam diese Situation nur einmal vor. Ich kann darauf auch gut verzichten. Ich wollte an dieser Stelle nur einmal darstellen, dass man sich nicht scheuen sollte, einen Trainerschein zu machen und schon gar nicht davor, die Teilnehmer darüber aufzuklären. Ich freue mich schon auf die neuen Herausforderungen, die neuen Trainerschein-Prüfungen, und werde sie auch mit Diabetes meistern, immer mit Plan im Kopf und Blick auf die Blutzuckerwerte. Dank CGMS und FGM ist es eh sehr viel leichter geworden den Diabetes zu steuern.