Typ-2-Diabetes: Lässt die Stoffwechselerkrankung unser Denkorgan schneller altern?

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Aktuelles aus der Diabetesforschung: Lässt Diabetes mellitus Typ 2 unser Gehirn schneller altern? ©Joujou / PIXELIO

Eine aktuelle US-Studie zeigt auf, dass es im Verlauf des Typ-2-Diabetes zu einer Verkleinerung des Gehirns kommen kann, was auf eine beschleunigte Alterung des Denkorgans hinweist. Für die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) stellen diese Forschungsergebnisse den Beweis dafür dar, dass die Auswirkungen der Stoffwechselerkrankung auf das Gehirn bislang eindeutig unterschätzt wurden.

Alleine in Deutschland sind über sechs Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Davon hat ein Gros mit Typ-2-Diabetes zu kämpfen, bei dem das Hormon Insulin den Blutzucker nicht mehr ausreichend senkt. Neben dem Blutzucker sind bei übergewichtigen Typ-2-Diabetespatienten häufig auch Blutfette und Blutdruck erhöht. Diese Faktoren fördern die Entwicklung einer Gefäßverkalkung, die im Gehirn zu Durchblutungsstörungen führen kann.

„Ein Diabetes kann daher langfristig die Leistungsfähigkeit des Gehirns einschränken“, erläutert Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, Präsident der DDG. Bislang seien die Störungen auf kleine punktförmige Hirninfarkte zurückgeführt worden, die mit zunehmendem Alter – auch bei Nicht-Diabetikern – im Denkorgan auftreten und auf Kernspin-Bildern sichtbar werden. Forscher bezeichnen dies als eine vaskuläre Demenz.

Die Untersuchung von mehr als 600 Patienten, die in den USA an einer klinischen Studie zur Diabetestherapie teilgenommen hatten, deute jedoch in eine andere Richtung. Das Team um Nick Bryan von der Perelman School of Medicine in Philadelphia hatte die Größe des Gehirns mit der Dauer der Diabeteserkrankung und der Höhe des Blutzuckerwertes im nüchternen Zustand verglichen. Das Resultat: Je länger die Patienten am Typ-2-Diabetes litten und je höher der Blutzuckerspiegel war, desto kleiner war ihr Gehirn. Die Unterschiede waren vor allem in der grauen Hirnsubstanz erkennbar, in der sich die Nervenzellen befinden. In der weißen Substanz sitzen dagegen die Nervenfasern.

Auf zehn Jahre gesehen, verloren die Typ-2-Diabetiker im Durchschnitt 4,28 von 463,9 Kubikzentimetern ihrer grauen Hirnsubstanz, was einer beschleunigten Alterung entspricht. „Ihr Gehirn war nach dieser Zeit um zwei Jahre älter als das von gleichaltrigen Nicht-Diabetespatienten“, erklärt Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, Mediensprecher der DDG. Der Schwund an Hirnsubstanz könne allerdings nicht alleine auf eine frühzeitige Verkalkung der Blutgefäße zurückgeführt werden, zumal die Studie keine Zunahme der Hirninfarkte nachweisen konnte. „Die Atrophie ist eher auf eine direkte Schädigung der Hirnzellen zurückzuführen, wie sie auch bei degenerativen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer auftritt“, betont Professor Dr. med. Andreas Fritsche vom Universitätsklinikum Tübingen. Seine Arbeitsgruppe forscht zur Wirkung von Insulin auf das Gehirn.

Da die Kernspin-Untersuchungen nur zu Beginn der Studie durchgeführt wurden, blieb offen, ob sich eine strenge Kontrolle des Blutzuckers günstig auf die Entwicklung des zerebralen Zustands auswirkt. Fest steht jedoch: In der Eingangsuntersuchung hatten Teilnehmer mit den besseren Blutzuckerwerten die geringsten Einbußen bei den Nervenzellen – pro 50 Einheiten weniger im Blutzuckerwert stieg das Volumen der grauen Hirnsubstanz um 2,65 Kubikzentimeter.

„Es kommt aber sicherlich nicht nur auf die Kontrolle des Blutzuckers an“, unterstreicht Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland. Die Normalisierung von Blutdruck und Blutfetten zähle ebenfalls zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. „Und dabei sind gesunde Ernährung und körperliche Bewegung einflussreiche Faktoren“, ergänzt DDG-Präsident, Privatdozent Dr. med. Erhard Siegel, abschließend.

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